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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ses­sel­leh­ne. Un­faß­lich! Ich woll­te und konn­te es nicht glau­ben.
    Der Com­pu­ter fuhr mit sei­nem Be­richt fort. Mo­no­ton ka­men die ge­nau­en Da­ten über die­se höl­li­sche Le­bens­form aus den Laut­spre­chern. Wir wur­den im­mer wie­der mit Bil­dern aus Land­schaf­ten kon­fron­tiert, die mit dem Vi­rus »be­han­delt« wor­den wa­ren. Dem­nach stand es fest, daß sich die Vi­ren, die in nur zwei Ku­bik­zen­ti­me­ter Staub ent­hal­ten wa­ren, nach dem Ein­tritt in die sau­er­stoff­rei­che At­mo­sphä­re so enorm und rasch ver­mehr­ten, daß sie in ei­nem Zeit­raum von et­wa zehn Stun­den ei­ne Flä­che von hun­dert Qua­drat­ki­lo­me­ter ver­nich­te­ten.
    Dann star­ben sie plötz­lich ab. Ihr grau­si­ges Werk war auf die sehr star­ke Ra­dio­ak­ti­vi­tät zu­rück­zu­füh­ren, doch lag der se­kun­däre Wir­kungs­be­reich in dem fast schlag­ar­ti­gen Auf­tre­ten ei­ner Seu­che, die auf der Er­de voll­kom­men un­be­kannt war.
    Ich sah be­fal­le­ne Ver­suchs­tie­re. Sie hat­ten sich in un­för­mig auf­ge­bläh­te Ko­los­se ver­wan­delt. Ih­re schwam­mig ge­wor­de­nen Kör­per wa­ren mit faust­di­cken Bla­sen über­sät. Die Beu­len zer­platz­ten nach kur­z­er Zeit und son­der­ten ei­ne weiß­li­che Flüs­sig­keit ab.
    »Das Vi­rus-Lu­na­ris wä­re auch töd­lich, wenn es nicht die Ei­gen­schaft ei­ner na­tür­li­chen Ra­dio­ak­ti­vi­tät be­sä­ße«, er­klär­te das Ge­hirn so kalt und sach­lich, wie es nur ei­ne Ma­schi­ne kann.
    »Die Lu­na­ris-Seu­che greift nicht nur Men­schen, son­dern auch Tie­re an. Pflan­zen wer­den da­von nicht be­rührt. Für die Ver­nich­tung der Flo­ra sorgt die Ra­dio­ak­ti­vi­tät. Bei ei­ner bak­te­rio­lo­gi­schen Kriegs­füh­rung könn­te es mit Hil­fe ei­ni­ger Vi­ren-Staub­bom­ben leicht ge­lin­gen, einen Kon­ti­nent von der Grö­ßen­ord­nung Asi­ens im Zeit­raum von zehn Stun­den in ei­ne to­ta­le Wüs­te zu ver­wan­deln. Die von dem Vi­rus ab­ge­ge­be­ne Ra­dio­ak­ti­vi­tät nimmt nach we­ni­gen Ta­gen wie­der ab. Es ent­ste­hen kei­ner­lei Spalt­pro­duk­te mit ho­hen Halb­werts­zei­ten. Ei­ne Ver­seu­chung der At­mo­sphä­re ist kei­nes­falls zu be­fürch­ten. Die Vor­tei­le die­ser bak­te­rio­lo­gi­schen Waf­fe lie­gen klar auf der Hand. To­ta­le Aus­rot­tung von Mensch und Tier – to­ta­le Ab­tö­tung der ge­sam­ten Flo­ra. So­weit der Be­richt über die Wir­kungs­wei­se des Vi­rus-Lu­na­ris.«
    Die schreck­li­chen Bil­der ver­schwan­den end­lich. Die Ro­bot­stim­me ver­stumm­te. Es war wie ei­ne Er­lö­sung.
    Ich war schweiß­ge­ba­det. Mein Ver­stand wei­ger­te sich, das Ent­setz­li­che als Rea­li­tät auf­zu­neh­men. Leut­nant Utan war lei­chen­blaß. Auf sei­ner Stirn perl­ten eben­falls Schweiß­trop­fen.
    Der Chef un­ter­brach die Vor­füh­rung und wand­te uns sein Ge­sicht zu. Es ver­riet nichts von sei­nen Ge­füh­len.
    »Fas­sen Sie sich, mei­ne Her­ren! Der Com­pu­ter hat Ih­nen nur vor­ge­führt, was wir in ihm ver­an­kert ha­ben. Wir al­le wis­sen, daß die­se nich­tir­di­sche Le­bens­form die furcht­bars­te Waf­fe ist, über die Men­schen je­mals ver­fügt ha­ben. Da­ge­gen ver­blaßt selbst die Koh­len­stoff­bom­be. Un­ser Kal­ter Krieg mit dem ›Asia­ti­schen Staa­ten­bund‹ mach­te die Ent­wick­lung von Waf­fen er­for­der­lich, de­ren even­tu­el­le An­wen­dung uns die Ge­wiß­heit gibt, daß wir da­bei nicht die Er­de und die ge­sam­te Mensch­heit ver­nich­ten. Dies wä­re bei C-Bom­ben­ex­plo­sio­nen der Fall. Bak­te­rio­lo­gi­sche Kampf­stof­fe wer­den auch in Großasi­en ent­wi­ckelt des­sen kön­nen sie si­cher sein! Man ist im­mer­hin so klug ge­wor­den, ein­zu­se­hen, daß ein even­tu­el­ler Atom­krieg das mensch­li­che Le­ben er­lö­schen lie­ße. Al­so sucht man nach Aus­weich­lö­sun­gen; nach Ver­nich­tungs­mit­teln, die kei­nen Welt­un­ter­gang her­vor­ru­fen, die aber trotz­dem einen Kon­ti­nent in Stun­den ab­tö­ten kön­nen mit al­lem, was dar­auf läuft, kriecht und fliegt. Das, mei­ne Her­ren, sind die Tat­sa­chen, de­nen wir ins Au­ge se­hen müs­sen. Kom­men wir nun zum Fall

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