Zur besonderen Verwendung
Elementen untersagt. Sie wußten auch, daß Ihnen allein diese Tatsache eine Strafe von wenigstens zehn Jahren Zwangsarbeit einbringen konnte. Wußten Sie das?«
Ich antwortete nicht.
»Wußten Sie das?« wiederholte der Staatsanwalt und beugte sich weit nach vorn.
»Denken Sie an Ihren Blutdruck«, winkte ich gelangweilt ab. »Natürlich war mir das bekannt. Oder nehmen Sie an, es gäbe auf dieser Welt einen Physiker, der darüber nicht informiert wäre?«
»Das geben Sie also zu«, setzte der Ankläger seine Beweisführung fort.
»Warum sollte ich nicht? Ich weiß, daß ich die Tatsachen nicht leugnen kann. Dessen ungeachtet können Sie mir nicht nachweisen, daß ich mit den Agenten einer fremden Macht wegen der Auslieferung der Pläne verhandelt habe. Ich gebe zu, zwei- oder dreimal mit Wirtschaftsexperten darüber diskutiert zu haben. Das waren jedoch demokratisch orientierte Industrielle des westlichen Bündnispaktes, die sich für die Entdeckung brennend interessierten. Nennen Sie das etwa Landesverrat? Beweisen Sie mir, daß die Personen Agenten waren.«
»Können Sie uns die Namen dieser Industriellen nennen, Dr. Tensin?« fiel der Vorsitzende Richter ein.
»Nein, es tut mir leid. Ich möchte die Herren nicht in das Räderwerk Ihrer intoleranten Justiz hineinziehen.«
Wegen dieser Äußerung wurde ich verwarnt. Der Ankläger traf noch einige weitere Feststellungen, aus denen hervorging, daß es solche Industrielle niemals gegeben hatte.
Die Verhandlung lief weiter. Die Stunden verrannen. Gegen zwölf Uhr war die Beweisaufnahme beendet. Als sich der Staatsanwalt zu einem Schlußplädoyer erhob, stand in den vordersten Reihen des Zuhörerraumes ein etwa vierzigjähriger Mann auf. Sein Gesicht war tiefgebräunt, hart und wirkte verschlossen.
Ein Wachbeamter wollte ihn aufhalten, doch plötzlich trat er salutierend zurück. Im gleichen Augenblick bemerkte ich in der Hand des schlanken Mannes ein Etui. Es war mir sehr vertraut. Er schritt zu den Richtern hinüber.
»Ich bitte um Entschuldigung, Euer Ehren. Ehe die Geschworenen das Urteil verkünden, hätte ich noch einige Fragen an Dr. Tensin zu richten.«
Der Vorsitzende Richter erhob sich.
»Wer sind Sie? Was berechtigt Sie zu einer solchen Forderung?«
Das Etui klappte auf. Das fluoreszierende Strahlenbündel der berühmten GWA-Marke blitzte durch den Raum.
»Geheime-Wissenschaftliche-Abwehr, Oberst Miller«, gab der Fremde seine Personalien zu Protokoll.
Das genügte. Ohne weitere Fragen erteilten die drei Sonderrichter einstimmig ihre Zustimmung.
Die Fernsehkameras schwenkten herum und richteten sich auf den Mann, der zu jener geheimnisvollen Spezialabteilung gehörte, von der sogar die Öffentlichkeit in den Staaten nur unklare Vorstellungen hatte. Der angebliche Oberst ›Miller‹ trug eine hauchdünne Folienmaske. Er war ein Agent des aktiven Korps. Natürlich durfte er nicht erkannt werden.
Er verschloß das strahlungssichere Etui und wandte sich mir zu. Ich biß mir auf die Lippen und verhielt mich so, als wüßte ich, welche unheimliche Drohung alleine durch das Erscheinen dieses Mannes auf mich zukam. Wenn Miller gewollt hätte, hätte er die Verhandlung sofort unterbrechen können.
Es wurde still. Ich konnte die schweren Atemzüge der FBI-Beamten hören. Sie schauten respektvoll zu dem weit übergeordneten Kollegen hinüber. Jeder sah die Maske aus biologisch lebender Synthofolie. Jeder wußte, was das zu bedeuten hatte. GWA-Beamte nannte man im Volksmund »Schatten«. Damit war alles ausgedrückt.
»Dr. Tensin, Sie dürften in der nächsten Stunde von diesem Gericht
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