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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ele­men­ten un­ter­sagt. Sie wuß­ten auch, daß Ih­nen al­lein die­se Tat­sa­che ei­ne Stra­fe von we­nigs­tens zehn Jah­ren Zwangs­ar­beit ein­brin­gen konn­te. Wuß­ten Sie das?«
    Ich ant­wor­te­te nicht.
    »Wuß­ten Sie das?« wie­der­hol­te der Staats­an­walt und beug­te sich weit nach vorn.
    »Den­ken Sie an Ih­ren Blut­druck«, wink­te ich ge­lang­weilt ab. »Na­tür­lich war mir das be­kannt. Oder neh­men Sie an, es gä­be auf die­ser Welt einen Phy­si­ker, der dar­über nicht in­for­miert wä­re?«
    »Das ge­ben Sie al­so zu«, setz­te der An­klä­ger sei­ne Be­weis­füh­rung fort.
    »Warum soll­te ich nicht? Ich weiß, daß ich die Tat­sa­chen nicht leug­nen kann. Des­sen un­ge­ach­tet kön­nen Sie mir nicht nach­wei­sen, daß ich mit den Agen­ten ei­ner frem­den Macht we­gen der Aus­lie­fe­rung der Plä­ne ver­han­delt ha­be. Ich ge­be zu, zwei- oder drei­mal mit Wirt­schafts­ex­per­ten dar­über dis­ku­tiert zu ha­ben. Das wa­ren je­doch de­mo­kra­tisch ori­en­tier­te In­dus­tri­el­le des west­li­chen Bünd­nis­pak­tes, die sich für die Ent­de­ckung bren­nend in­ter­es­sier­ten. Nen­nen Sie das et­wa Lan­des­ver­rat? Be­wei­sen Sie mir, daß die Per­so­nen Agen­ten wa­ren.«
    »Kön­nen Sie uns die Na­men die­ser In­dus­tri­el­len nen­nen, Dr. Ten­sin?« fiel der Vor­sit­zen­de Rich­ter ein.
    »Nein, es tut mir leid. Ich möch­te die Her­ren nicht in das Rä­der­werk Ih­rer in­to­le­ran­ten Jus­tiz hin­ein­zie­hen.«
    We­gen die­ser Äu­ße­rung wur­de ich ver­warnt. Der An­klä­ger traf noch ei­ni­ge wei­te­re Fest­stel­lun­gen, aus de­nen her­vor­ging, daß es sol­che In­dus­tri­el­le nie­mals ge­ge­ben hat­te.
    Die Ver­hand­lung lief wei­ter. Die Stun­den ver­ran­nen. Ge­gen zwölf Uhr war die Be­weis­auf­nah­me be­en­det. Als sich der Staats­an­walt zu ei­nem Schluß­plä­doy­er er­hob, stand in den vor­ders­ten Rei­hen des Zu­hö­rer­rau­mes ein et­wa vier­zig­jäh­ri­ger Mann auf. Sein Ge­sicht war tief­ge­bräunt, hart und wirk­te ver­schlos­sen.
    Ein Wach­be­am­ter woll­te ihn auf­hal­ten, doch plötz­lich trat er sa­lu­tie­rend zu­rück. Im glei­chen Au­gen­blick be­merk­te ich in der Hand des schlan­ken Man­nes ein Etui. Es war mir sehr ver­traut. Er schritt zu den Rich­tern hin­über.
    »Ich bit­te um Ent­schul­di­gung, Eu­er Eh­ren. Ehe die Ge­schwo­re­nen das Ur­teil ver­kün­den, hät­te ich noch ei­ni­ge Fra­gen an Dr. Ten­sin zu rich­ten.«
    Der Vor­sit­zen­de Rich­ter er­hob sich.
    »Wer sind Sie? Was be­rech­tigt Sie zu ei­ner sol­chen For­de­rung?«
    Das Etui klapp­te auf. Das fluo­res­zie­ren­de Strah­len­bün­del der be­rühm­ten GWA-Mar­ke blitz­te durch den Raum.
    »Ge­hei­me-Wis­sen­schaft­li­che-Ab­wehr, Oberst Mil­ler«, gab der Frem­de sei­ne Per­so­na­li­en zu Pro­to­koll.
    Das ge­nüg­te. Oh­ne wei­te­re Fra­gen er­teil­ten die drei Son­der­rich­ter ein­stim­mig ih­re Zu­stim­mung.
    Die Fern­seh­ka­me­ras schwenk­ten her­um und rich­te­ten sich auf den Mann, der zu je­ner ge­heim­nis­vol­len Spe­zi­al­ab­tei­lung ge­hör­te, von der so­gar die Öf­fent­lich­keit in den Staa­ten nur un­kla­re Vor­stel­lun­gen hat­te. Der an­geb­li­che Oberst ›Mil­ler‹ trug ei­ne hauch­dün­ne Fo­li­en­mas­ke. Er war ein Agent des ak­ti­ven Korps. Na­tür­lich durf­te er nicht er­kannt wer­den.
    Er ver­schloß das strah­lungs­si­che­re Etui und wand­te sich mir zu. Ich biß mir auf die Lip­pen und ver­hielt mich so, als wüß­te ich, wel­che un­heim­li­che Dro­hung al­lei­ne durch das Er­schei­nen die­ses Man­nes auf mich zu­kam. Wenn Mil­ler ge­wollt hät­te, hät­te er die Ver­hand­lung so­fort un­ter­bre­chen kön­nen.
    Es wur­de still. Ich konn­te die schwe­ren Atem­zü­ge der FBI-Be­am­ten hö­ren. Sie schau­ten re­spekt­voll zu dem weit über­ge­ord­ne­ten Kol­le­gen hin­über. Je­der sah die Mas­ke aus bio­lo­gisch le­ben­der Syn­t­ho­fo­lie. Je­der wuß­te, was das zu be­deu­ten hat­te. GWA-Be­am­te nann­te man im Volks­mund »Schat­ten«. Da­mit war al­les aus­ge­drückt.
    »Dr. Ten­sin, Sie dürf­ten in der nächs­ten Stun­de von die­sem Ge­richt

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