Zur besonderen Verwendung
verurteilt werden«, erklärte er mir. »Sie haben erkannt, daß die Staatsanwaltschaft einen Landesverrat nicht einwandfrei nachweisen konnte. Sie hoffen, mit einer milden Strafe davonzukommen.«
»Sehr interessant. Was wollen Sie von mir? Ich lehne es ab, auf Ihre Fragen zu antworten. Ich habe mit Ihnen nichts zu tun.«
»Sie haben sehr viel mit mir zu tun, denn ich werde dafür sorgen, daß die stichhaltigen Beweismittel für Ihren Hochverrat in spätestens vierzehn Tagen vorliegen. Sie werden der lebenslangen Verbannung unter Ausschluß des Begnadigungsverfahrens nicht entgehen können.«
Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. Die Szene war dramatisch. Jeder im Saal schien dem Oberst bedingungslos zu glauben.
Ich lachte. Hoffentlich spielte ich meine Rolle gut genug. Habe ich schon erwähnt, daß GWA-Schatten psychologisch fundierten Schauspielunterricht erhalten?
Wahrscheinlich erheiterte mein Gebaren meinen Kollegen, doch das konnte ich infolge der Gesichtstarnung nicht erkennen.
»Doktor Tensin, ich mache Sie nochmals darauf aufmerksam, daß Sie heute verurteilt werden. Auf Grund der Beweismittel steht es fest, daß Sie eine hohe Zuchthausstrafe zu erwarten haben. Diesen Freiheitsentzug haben Sie in einer der beiden Mondanstalten abzubüßen. Man wird Ihnen reichlich Gelegenheit geben, über Ihre Taten nachzudenken. Verbrecher Ihrer Art werden generell auf dem Mond inhaftiert. Die menschliche Gesellschaft legt auf Ihre Anwesenheit auf der Erde keinen Wert.«
Ich beschimpfte ihn und verlangte vom Gericht die Entfernung dieses Mannes aus dem Saal.
Der Vorsitzende Richter ignorierte den Zwischenfall und erklärte bestimmt:
»Ich bedauere, Sir, Sie können fortfahren.«
Wieder einmal wurde klar, welche Macht die GWA besaß.
»Doktor Tensin, hören Sie gut zu, was ich Ihnen nun sage«, klang Oberst Millers Stimme erneut auf.
»Sie dürfen nicht glauben, daß die GWA, die in letzter Instanz für die Sicherheit des Landes verantwortlich ist, damit einverstanden wäre, Sie relativ ungeschoren durchkommen zu lassen. Wir werden Ihnen den Landesverrat nachweisen. Die Geheime-Wissenschaftliche-Abwehr wird Sie anklagen, ein zweites Verfahren mit neuen Beweisen fordern und Sie anschließend zum Mond deportieren. Wie lange, glauben Sie, werden Sie die harte Zwangsarbeit ertragen können?«
Ich schwieg und starrte den Unbekannten an.
»Wir haben Ihnen jedoch einen Vorschlag zu unterbreiten. Wenn Sie darauf eingehen, werden wir auf eine zweite Anklage wegen Hochverrats verzichten. Das bedeutet aber nicht, daß Ihnen die Strafe, die Ihnen dieses Gericht aufdiktieren muß, erlassen wird. Sie dürfte wesentlich erträglicher sein als eine lebenslange Zwangsarbeit.«
Der Oberst legte eine kurze Pause ein, um einen Schluck Wasser zu trinken.
»Unsere Wissenschaftler haben bestätigt, daß Ihr Photonenreflektor keine Fehlkonstruktion war. Ihr Gerät ließe sich innerhalb eines Jahres verwendungsreif entwickeln. Dazu wären jedoch Ihre Forschungsunterlagen notwendig. Ich bin beauftragt worden, öffentlich zu erklären, daß wir keine GWA-Berufung einlegen werden, wenn Sie einwilligen, unseren Wissenschaftlern Ihre umfangreichen Forschungsergebnisse zur Verfügung zu stellen.«
Ich sprang von meinem Stuhl auf und schrie ihn an. Mr. Miller ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Nur seine Augen musterten mich prüfend und zufrieden.
»Sie geben also zu, daß ich mehr weiß als Ihre GWA-Wissenschaftler! Mein Gerät wäre bereits in vier Wochen fertig gewesen! Damit hätte ich Ihnen jede Fernkampfrakete schon beim Anflug
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