Zweifel
blonden Zopf in der Tür. Ihre Augenbrauen hoben sich, als ihr Blick auf Bos und Sams verschlungene Finger fiel, aber sie sagte nichts dazu. »Die Besuchszeit ist leider vorbei.«
»Können sie nicht noch ein bisschen länger bleiben?«, bat Bo.
Die Schwester schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, nein. Aber Dr. Shore sagte, wenn es heute Nacht keine weiteren Komplikationen gibt, können Sie morgen die Intensivstation verlassen. Danach sind Besuche kein Problem mehr.«
»Wir sollten auch wirklich gehen, damit Bo sich ausruhen kann«, sagte Cecile. »Bo, wir kommen morgen wieder. Können wir noch was für dich tun? Brauchst du was?«
»Ihr kümmert euch schon darum, meine Kinder zu finden. Das ist alles, was ich brauche.« Bo lehnte sich nach vorn, nahm Ceciles Hand und drückte sie. »Danke euch allen. Für alles.«
»Keine Ursache, Boss.« Davids Stimme klang verdächtig rau, aber seine blauen Augen funkelten. »Sam und du, ihr wollt sicher noch ‘ne Minute. Wir warten draußen.«
David, Dean und Cecile verließen das Zimmer, gefolgt von der Schwester. Mit unverhohlener Neugier warf sie einen Blick auf Sam und Bo, als sie die Tür schloss.
Sam lachte leise. »Ist David eigentlich bewusst, dass er im Grunde seines Herzens ein hoffnungsloser Romantiker ist?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber Cecile weiß es auch, glaube ich. Sein Glück.« Bo setzte sich auf und schlang beide Arme um Sams Nacken. »Schwester Neugierig wird dich innerhalb der nächsten Sekunden rausschmeißen.«
»Ich weiß.« Sam fuhr mit dem Daumen über Bos Unterlippe. »Bekomme ich einen Abschiedskuss?«
Als Antwort neigte Bo den Kopf zur Seite und verschloss Sams Mund mit seinem eigenen. Sam stieß einen keuchenden Seufzer aus, als Bos Lippen sich öffneten und seine Zunge dazwischenglitt, um mit Sams zu spielen. Es war gut möglich, dass dieser Kuss trotz der unromantischen Umgebung der Beste war, den er jemals bekommen hatte. Er war so kurz davor gewesen, Bo zu verlieren und doch war dieser jetzt bei ihm. Er wurde wieder gesund. Das Gefühl war unbeschreiblich.
»Mach’s gut, Bo«, flüsterte Sam, als sie sich wieder voneinander lösten. Widerwillig erhob er sich, Bos Hand immer noch fest in der seinen. »Ich seh’ dich morgen früh, sobald sie mich rein lassen.«
»Okay.« Lächelnd drückte Bo Sams Hand, bevor er seine Finger zurückzog. »Bis dann.«
Das Gehen fiel Sam schwer, aber nicht so schwer wie beim letzten Mal. Dieses Mal wusste er, dass Bo noch hier sein würde, wenn er wiederkam. Und das war ein wundervolles Gefühl. Hätte ihm früher jemand gesagt, wie wundervoll es sein würde, wenn eine geliebte Person einfach nur anwesend war, Sam hätte nur gelacht.
Als sie die Intensivstation verließen, stupste Dean Sam mit dem Ellbogen an. »Du siehst aus, als würdest du auf Wolke sieben schweben.«
»Tu ich auch«, stimmte Sam zu. »Oh Gott, du kannst dir nicht vorstellen, was ich für eine Scheißangst hatte. Ich meine, ich weiß, die hatten wir alle, aber…«
»Aber du hattest noch mehr Angst als wir, weil du am meisten zu verlieren hattest«, flötete David, der jetzt rückwärts lief, um Sam und Dean ansehen zu können. »Tut mir echt leid für dich, Mann. Das war sicher hart, vor allem weil du das Maul halten musstest. Kann mir schon vorstellen, dass das auf Bos Mist gewachsen ist. Er hat’s noch nie gern gehabt, wenn jemand die Nase in seine Sachen steckt.«
»Er ist eben zurückhaltend, wenn es um sein Privatleben geht.« Cecile blickte über die Schulter und schenkte Sam ein warmes Lächeln. »Ich freue mich, dass ihr euch bei uns so sicher fühlt, dass ihr es uns gesagt habt. Vor dem Rest der Welt kannst du praktisch alles verstecken, aber es ist unglaublich belastend, so etwas vor Menschen zu verbergen, denen man etwas bedeutet.«
»Das stimmt«, stimmte Sam ihr aus vollem Herzen zu. »Ich hoffe, Andre hat kein Problem damit. Er ist am längsten von uns allen mit Bo befreundet.«
»Wird er schon nicht«. David schien sich dessen sicher zu sein. »Andre ist ein schlaues Kerlchen, dem sind solche Kleinigkeiten völlig egal. Und verglichen mit dem, was er seit August durchgemacht hat, ist das echt nur ‘ne Kleinigkeit.«
Sam stimmte David im Stillen zu. Andre hatte den schlimmsten Verlust erlitten, den man sich nur vorstellen konnte und niemand wusste, wie tief dieser Schmerz tatsächlich ging, aber er stand nach wie vor zu seinem Freund, komme was wolle. Andre verstand, dass Liebe ein kostbares Geschenk war,
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