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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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und tritt einen winzigen Schritt rückwärts auf mich zu. Ich spüre den Stoff seiner Jeans und fühle die leichten Erhebungen seiner Hüftknochen unter meinen Händen und seinen Hintern, der im Rhythmus der Hamburger Hymne mein Becken streift. Aber niemand scheint Notiz von uns zu nehmen.
    »Na mach schon«, sage ich leise und lege mein Kinn von hinten auf seine Schulter. »Halt ihn hoch, deinen Schal. Schließlich will ich nicht dafür verantwortlich sein, wenn sie am Ende verlieren.«
    »Hast ja recht«, sagt er, nimmt das Teil von den Schultern und drückt mir eines der Enden in die Hand.
    »Ich komm aus Bremen, das bringt Unglück«, unke ich.
    »Das solltest du hier vielleicht nicht allzu laut sagen«, sagt er und hält auch das andere Ende des Schals vor uns in die Luft. »Und möglicherweise sollten wir das bei diesem Tabellenplatz tatsächlich nicht riskieren.«
    »... wenn ich weit, weit weg bin, ob bei Juve oder Rom «, singt das Stadion dieses abgedroschene Lied, das jeder hier kennt. Und bei dem Stück des Refrains, der dann kommt und in dem es um Hamburg geht, singe ich einfach mit.
    Mein Blick gleitet ins Rund des Stadions, zu den Schals, den Fahnen und ich schmiege mich an mein HSV-Mädchen. Und als zu Beginn der zweiten Strophe die Stelle mit Bremen kommt und die Kurve grölt, dass es, wenn man aus Bremen kommt, hier nichts zu holen gibt, hört er einfach auf und küsst meine Wange.
    »Gibt 'ne Menge zu holen, hier, wenn man aus Bremen kommt«, sagt er leise und sieht mich für einen kleinen Moment lang mit diesem Lächeln an, bevor er zu Cottbus wieder einsetzt. Die großen Fahnen der Fanclubs wehen von den Tribünen und ich schiebe die Gedanken, die ich habe, beiseite: Die Erkenntnis, dass ich ihn liebe und die Angst, dass es am Ende wieder nicht funktionieren wird. Weil ich ihm was vormache und ihm nicht sagen kann, dass nicht Bremen mein beschissener Haken ist und er keine Ahnung davon hat, wie recht das ganze Stadion hat. Stattdessen lasse ich mich von der Stimmung tragen. Davon, einer von vielen zu sein. Aber das bin ich nicht. Auch wenn es sich grade tatsächlich ein bisschen so anfühlt. Aber am Ende bin ich der, der aus der falschen Stadt kommt und der mit einem Jungen da ist, der definitiv nicht in seiner Liga spielt...
    »Wenn du aus Bremen kommst, gibt's für dich hier nichts zu holen...« Schal hallen die Worte nach in meinem Kopf. Und ich stehe da. Dicht hinter ihm, mit dem Kinn auf seiner Schulter und meinen Armen vor seiner Brust. Will, dass alles gut ist, und versuche, dieses Gefühl hinunterzuschlucken, das unweigerlich in mir aufsteigt. Gegen das nichts hilft… auch nicht er in meinem Arm… und ein bisschen würd ich mir wünschen, ich könnte mir einreden, es sei einfach nur ein Fußball-Lied…

Farn-gesteuert
     
    Josh
     
     
    »Boah… den kann man doch gar nicht versemmeln!« Fassungslos sitze ich auf meinem Kneipenstuhl. Ich meine, ernsthaft, wie leer muss das beschissene Tor denn sein, damit diese Blindschleiche es zur Abwechslung mal trifft? War keine gute Idee, mir das Spiel hier im Miller anzugucken. Aber Mo hatte mir eine SMS geschrieben und ich hatte in der Videothek sowieso grade Feierabend.
    Also sitze ich hier vor einem Bier und Frustration macht sich in mir breit. Denn ehrlich gesagt sieht es nicht mal annähernd so aus, als könnten sie in der letzten Viertelstunde noch irgendwas am desolaten Ergebnis drehen. Drei Tore in fünfzehn Minuten dürften, wenn man das leere Tor nicht trifft, ein bisschen schwierig werden.
    Wenn sie heute auswärts gegen Gladbach verlieren, dann müssen sie alle drei der verbleibenden Spiele gewinnen, um auf jeden Fall in der Liga zu bleiben. Ansonsten kann ich nächste Saison mit Ben Bremen anschauen, falls mir nach erstklassigem Fußball ist. Die haben nämlich letzte Woche gewonnen und liegen, was ich dank meines Smartphones weiß, auch heute, zu Hause gegen Bayern, wieder vorne.
    »Was schaust du?« Moritz beugt sich rüber zu mir und linst mir über die Schulter.
    »Nix«, sage ich schnell und klicke zurück. Muss ja nicht jeder hier wissen, dass ich mich seit Neustem heimlich für die Ergebnisse von Bremen interessiere. Tu ich ja auch nicht. Ich will nur mal sehen, wie sie gespielt haben.
    »Bremen?«
    Shit! Er hat es gesehen. Und sich mit dem Ergebnis der Bayern rauszureden, ist auch nicht sehr glaubwürdig. Denn natürlich sind auch sie keine Mannschaft, die irgendwas mit dem Abstiegskampf des HSV zu tun hat.
    »Hm«, gebe ich

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