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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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normal ist, dachte Johansson und schaute seinen von Papier überwucherten Schreibtisch an.
    »Eins wüsste ich ja gern«, sagte Wiklander und klang ein wenig zögerlich. »Wenn der Chef entschuldigt.«
    »Shoot!«, sagte Johansson. »Ich höre«, fügte er erklärend hinzu.
    »Worum geht es hier eigentlich?«, fragte Wiklander. »Ist das etwas, das ich wissen müsste?«
    »Na ja«, sagte Johansson. »Wenn es unter uns bleibt.«
    »Natürlich«, sagte Wiklander.
    »Es ist nämlich so, dass ich einen Krimi schreibe«, sagte Johansson. »Ich brauchte bloß ein paar Typen.«
    »Ach so«, sagte Wiklander, der sich plötzlich überaus zögerlich anhörte. »Schade, dass sie schon tot sind.«
    »Man kann nicht alles haben«, meinte Johansson gelassen, bedankte sich ausgiebig für die Hilfe und beendete das Gespräch.
    In einem normalen Krimi sind früher oder später alle tot, dachte er, als er den Hörer auf die Gabel legte, und man kann nicht alles haben. Oder etwa doch? Und aus irgendeinem Grund musste er an die Frau denken, mit der er in dem kleinen Postamt oben im Körsbärsvägen gesprochen hatte.
    Im Jahre 1953 hatte der Ministerpräsident eine Veränderung in seinem Leben vorgenommen. Nichts Dramatisches, sondern eher eine kleine Kurskorrektur, und sein Interesse an geheimen Aktivitäten hatte er offenbar nicht nur behalten, sondern auch noch in eher nationaler und herkömmlicher Weise erweitert. Und Krassner zufolge hatte Buchanan das nicht nur gebilligt, sondern ihm sogar herzlich dazu geraten.
    Zuerst hatte der Ministerpräsident sein studentenpolitisches Engagement heruntergefahren, um seinen Blick auf größere politische Ziele zu richten. Seine Tätigkeit bei der CIA hatte, unter anderem als natürliche Folge dieser Entscheidung, bereits kräftig nachgelassen, und nach dem Sommer 1953 wies in Krassners Text oder in Buchanans Dokumentation wirklich nichts darauf hin, dass er überhaupt auf deren Rechnung irgendwelche Aufträge ausgeführt hatte. Dagegen, schrieb Krassner, hatte er weiterhin engen Kontakt zu Buchanan gehalten, bis zum Frühjahr 1955, als er seine seltsame und poetisch formulierte Mitteilung geschickt hatte, nach der sein Leben zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters nunmehr als gewesen zu betrachten sei.
    Im selben Jahr hatte er außerdem eine feste Stelle angetreten, sogar zwei feste Stellen. Im Frühsommer 1953 war er von der Nachrichtenabteilung des Verteidigungsstabs als »Analytiker« eingestellt worden, und nur wenige Monate später hatte er seine Arbeit als Assistent des damaligen Ministerpräsidenten aufgenommen. Keine schlechte Position für einen hoch begabten Mann mit großem Ehrgeiz und kein schlechter Arbeitgeber. Schon gar nicht, da seine berufliche Beziehung zu dem fünfundzwanzig fahre älteren Ministerpräsidenten einer erstaunten Umgebung bald als fast klassische Vater-Sohn-Beziehung erschien.
    Der Ministerpräsident als junger Mann, Pilgrim, Johanssons Ministerpräsident, schien sich ehrlich für Sicherheitsarbeit und Nachrichtendienste interessiert zu haben. Seine Arbeit als »Analytiker« war offenbar von der offiziellen Definition dieses Postens gehemmt gewesen, aber ob dadurch der böse Feind verwirrt werden sollte oder ob das nur zeigte, dass er ein freier Agent war, entzog sich Johanssons Beurteilung, und auch Krassner konnte nichts weiter dazu sagen. Aber sicher hat kaum jemand versucht, dem persönlichen Assistenten des damaligen Ministerpräsidenten auf der Nase herumzutanzen, dachte Johansson.
    Für den Anfang, und laut Krassner, wenn auch ohne genaue Details oder Beweise in Form von Dokumenten, war er angeblich im Rahmen der normalen militärischen Zusammenarbeit zwischen dem schwedischen und dem US-Nachrichtendienst eingesetzt worden, er sollte die sicherheitspolitischen Bedürfnisse ermitteln und dafür sorgen, dass die Personen, die Dienste und das Material ausgetauscht wurden, die zu diesem Zweck nötig waren. Dabei hatte er sich offenbar mehrmals um Rat an Buchanan gewandt, aber worin dieser genau bestanden hatte, blieb unklar. Krassner wies auch darauf hin, dass Buchanan in einem anderen Bereich des CIA tätig war und dass er deshalb vor allem Kontakte vermittelt und ganz allgemein als eine Art Türöffner und persönlicher Garant dafür fungiert hatte, dass Pilgrim ein »guter Bursche« und vom »richtigen Schlag« war.
    Über die angebliche Rolle des Ministerpräsidenten beim Aufbau des IB hatte Krassner nicht viel zu sagen, abgesehen

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