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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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eher munteres Plauderstündchen genutzt wurde, war es für Berg eine Überraschung gewesen, als der Justizminister plötzlich Fragen nach überaus sensiblen Führungs- und Kontrollproblemen im Zusammenhang mit der Arbeit der Sicherheitspolizei stellte. Es war ein fast empörender Verstoß gegen die Etikette, aber offenbar bestand kein Interesse an einer Diskussion über gutes Benehmen.
    »Ich sollte wohl gleich zur Sache kommen«, sagte der Justizminister, der plötzlich ein ganz anderer Mensch zu sein schien als der, an den Berg sich gewöhnt hatte. »Es ist nämlich leider so, dass uns die so genannte externe Tätigkeit doch allerlei Sorgen macht.«
    Danach ergriff der Staatssekretär das Wort. Ausgerechnet der Staatssekretär, der sonst nie den Mund aufkriegt, dachte Berg. Aus den Unterlagen, mit denen dieser jetzt raschelte, und aus dem, was er dann sagte, konnte Berg zwei Dinge entnehmen: dass der Staatssekretär keiner war, der ins Blaue hinein redete, und dass er offenbar schon lange ein Hühnchen mit Berg und dessen Aktivitäten zu rupfen gehabt hatte.
    »Um es zusammenzufassen«, sagte der Staatssekretär mit zundertrockener Stimme und wie an ein Kind gerichtet, »so ist der geschäftliche Aspekt der externen Tätigkeit unvereinbar mit den von der Regierung erteilten Anweisungen. Ganz abgesehen davon, dass die ganze Konstruktion als Kontrollinstrument insgesamt recht zweifelhaft wirkt.«
    »Als dieser Punkt unter der vorherigen Regierung erstmals zur Sprache kam«, wandte Berg ein, »hatte ich den Eindruck, dass man mit uns in jeder Hinsicht übereinstimmte und dass nur die Frage offen blieb, welcher Deckmantel die eigentliche Tätigkeit schützen sollte. Und wie die Herren vielleicht noch wissen, haben wir auch die parlamentarische Führung davon informiert.«
    Ihre Mienen verrieten ihm zwei Dinge: dass sie in dieser Hinsicht die Ansicht der vorherigen Regierung nicht teilten und dass keiner sich aus seiner eigenen Oppositionszeit an irgendwelche diesbezüglichen Informationen erinnern konnte.
    »Da ihr Geschäfte mit privaten und öffentlichen Auftraggebern macht, geht es hier doch, juristisch gesehen, einwandfrei um Tätigkeiten, die mit euren Instruktionen absolut unvereinbar sind«, wiederholte der Staatssekretär.
    »Das schon«, sagte Berg und fluchte in Gedanken über seinen kleinlauten Tonfall. »Aber das liegt doch in der Natur der Dinge. Wie sollten wir denn sonst eine glaubwürdige Fassade aufrechterhalten?«
    »Es scheint aber höchste Zeit zu sein, diese Art der Fassade aufzugeben«, meinte der Sonderbeauftragte trocken. »Ich kann mich übrigens vage daran erinnern, dass wir schon einmal über diese Angelegenheit gesprochen haben.«
    Ach so, dachte Berg.
    »Es ist natürlich bedauerlich, dass die Juristen der vorherigen Regierung diese kleine Komplikation übersehen haben«, stellte der Staatssekretär zufrieden fest. »Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich dir erzählen können, dass das ganze Arrangement von Anfang an undenkbar war.«
    »Wir verlangen natürlich nicht, dass du alles sofort abwickelst«, sagte der Justizminister freundlich. »Die Kontrollfunktion muss natürlich erhalten bleiben, und wir haben jegliches Verständnis dafür, dass ihr vielleicht eine gewisse Übergangszeit braucht, um … wie soll ich es ausdrücken … eine korrektere juristische Form für das Ganze zu finden.«
    »Bis Montag, das reicht«, sagte der Sonderbeauftragte und lachte so sehr, dass sein Schmerbauch auf und ab hüpfte.
    »Na ja«, sagte der Justizminister verärgert, schließlich war er hier das Regierungsmitglied, und da konnte er vom Vertrauten des Ministerpräsidenten wohl ein Minimum an Manieren erwarten.
    »Ihr braucht sicher etwas mehr Zeit, aber wenn wir bis zur nächsten Besprechung oder vielleicht sogar bis zur übernächsten deine Ansichten über die praktische Durchführung haben könnten, wäre ich dir dankbar.« Der Justizminister nickte freundlich.
    Wie großzügig von dir, dachte Berg. Nicht genug, dass ich mir den rechten Arm abhacken soll. Ich darf auch noch entscheiden, wann, wo und wie. Wenn es nur schnell geht, natürlich.
    In dieser Situation beschloss er, von einer anderen Seite anzugreifen, eine Entscheidung, die er später bereuen sollte. Ich hätte es besser wissen müssen, dachte er. Bestimmt hatten seine Widersacher sich mit aller Sorgfalt vorbereitet, die für einen erfolgreichen Angriff aus dem Hinterhalt nun einmal nötig ist.
    »Ich habe Andeutungen gehört«, sagte

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