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0081 - Die Hexe von Los Angeles

0081 - Die Hexe von Los Angeles

Titel: 0081 - Die Hexe von Los Angeles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Edmond Edison war der Leiter einer Gruppe von zehn Landvermessern, die im Lytle-Creek-Valley ein neues Stau-: dammprojekt zu vermessen hatten. Er stand auf einer Anhöhe und sah seinen Leuten zu, die Vermessungsstäbe eingesteckt hatten und mit; Dioptergeräten peilten.
    Da zupfte jemand Edison am Ärmel. Der breitschultrige Mann mit dem rotkarierten Hemd drehte sich um. Edison hatte eine bunte Ballonfahrermütze auf seiner Glatze. Als zusätzlichen Ausgleich für die Kahlheit über seinem Denkapparatismus trug er einen kurzgestutzten Vollbart.
    Hinter ihm stand eine krumme alte Frau, auf einen Knotenstock gestützt. Sie hatte eine gebogene Nase, deren Spitze fast die des Kinns berührte, mit einer großen Warze darauf. Sie trug ein bodenlanges schwarzes Kleid und eine schwarze Wollbluse, trotz der brütenden Hitze.
    Wie sie da stand, das Gesicht voller Runzeln, die Augen tückisch, sah sie wie die Hexe aus dem Bilderbuch aus. Edison hatte sie nicht kommen gehört.
    »Na, Grandma«, sagte er, obwohl ihm die Alte gar nicht gefiel, »was gibt’s?«
    »Was treibst du mit deinen Kerlen hier in meinem Tal, Söhnchen, hä?« fragte die Alte krächzend. »Bei Odin, was soll das Stangengestecke?«
    »Dein Tal, Grandma?« fragte Edison. »Der Grund und Boden gehört dem Bundesstaat Kalifornien. Hier soll ein Staudamm gebaut werden, ein Stausee, als Wasserreservoir für den Süd westen von Los Angeles, San Bernadino und Riverside.«
    »Was?« kreischte die Alte, richtete sich gerade auf und fuchtelte mit ihrem Knotenstock. »Mein Tal soll unter Wasser gesetzt werden? Mein Wald, mein Haus und alles? Ich schicke euch Gesindel zur Hel! Das dulde ich nicht!«
    Edmond Edison gelangte allmählich zu der Ansicht, daß die Alte nicht ganz richtig im Kopf sein konnte. Doch er blieb weiter freundlich.
    »Wenn du hier lebst, kannst du eine Eingabe beim Gouverneur machen, Grandma. Obwohl ich nicht glaube, daß es etwas nützt. Zwei, drei Jahre werden noch ins Land gehen, bis der Staudamm fertig ist und das Wasser gestaut wird. Wo wohnst du hier überhaupt, Grandma?«
    »Ich bin nicht deine Großmutter, du krummer Hund!« Die Alte spuckte Gift und Galle. »Hier gibt es keinen Staudamm, hier gibt es gar nichts, und wenn ich die Wilde Jagd herholen muß! Ich bin Edwiga Blutzahn, die Druidenhexe. Merk dir den Namen, du Grünschnabel! Ich wohne in dem Wald dahinten, und das ist mein Reich! Bei Odins Raben, bei den Schatten der Hel und den grimmigen Nornen! Verschwindet auf der Stelle!«
    Sie wollte Edison mit dem Stock schlagen. Der Vermessungsingenieur wich zurück. Die Landvermesser waren aufmerksam geworden, hatten ihre Arbeit eingestellt und schauten zu der Szene auf der Anhöhe hin.
    »Jetzt langt es mir aber«, sagte der Vermessungsingenieur. »Und wenn du zerplatzt, du alte Hexe, der Gouverneur hat bestimmt, daß hier ein Staudamm gebaut wird, und wir vermessen das Land! Geh jetzt hin, wo du hergekommen bist, und stiehl uns nicht länger die Zeit!«
    Furchtbar war die Wut der Druidenhexe. Sie zog ein knöchernes Pfeifchen aus einer Tasche des schäbigen schwarzen Kleides und rief Flüche und Verwünschungen in einer Sprache, die Edmond Edison nicht verstand Dreimal blies sie auf dem Pfeifchen.
    Höhnisch kichernd steckte sie es dann wieder ein und rieb die welken Hände.
    »Hähähä, der Fenriswolf wird euch stauben, ihr Wanzensöhne! Laßt euch hier nicht wieder blicken, sonst geht es euch schlecht!«
    Edmond Edison war zu einer. Gruppe von drei Landvermessern gegangen. Er tippte an seine Stirn.
    »Die Alte tickt nicht richtig!«
    Da wies einer der Landvermesser auf den Wald im hinteren Teil und an den Hängen des breiten und flachen Tales. Seine Augen wurden groß und wollten aus den Höhlen quellen.
    »Da! D-d-da! Oh, mein Gott!«
    Edison schaute hin, die anderen Landvermesser ebenfalls. Ein fürchterliches Heulen ertönte, ließ alle totenbleich werden. Aus dem Wald stürmte ein Ungeheuer, so hoch wie die höchsten Pinien und Koniferen. Ein gigantischer Wolf war es, von dessen Lefzen der Geifer troff.
    Kot glühten seine Augen. Seine Reißzähne waren über ein Yard lang. Struppig und langzottelig war sein schwarzes Fell. Seine Konturen waren nicht ganz klar zu erkennen, so als umgebe ihn eine übernatürliche Sphäre.
    Mit wenigen Sätzen hatte er die Landvermesser erreicht. Sein Knurren ließ den Boden erbeben und verwandelte die Knochen der Männer in Wasser. Sie zitterten wie Espenlaub.
    »Steh, Fenrir!« schrie die Hexe. Sie

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