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0106 - Der Komet aus der Hölle

0106 - Der Komet aus der Hölle

Titel: 0106 - Der Komet aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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»Keineswegs, Väterchen Teufel. Ich habe viele Feinde, das bereitet mir Sorgen. Wenn sie mich umbringen würden, wäre das doch ein großer Verlust für dich, oder? Wer sollte dann all das Böse tun, das ich vollbringe?«
    »Da hast du recht. Deine Seele gehört mir schon lange, Stenka. Ich will sie zu einem Teil der Hölle werden lassen, damit dein Leben nicht vorbei ist wie das anderer Menschen, wenn du getötet wirst. In diesem Fall soll deine Seele als ein Höllenkomet dreihundert Jahre nach deinem Tod wiederkehren und Tod und Grauen über die Welt bringen. Dein Körper aber wird die Welt als Dämon heimsuchen und schlimmer wüten als je zuvor.«
    Stenka Badzak klatschte in die Hände.
    »Fein, Väterchen Satan, so habe ich mir das vorgestellt. Ja, das gefällt mir, ich bin einverstanden. Wollen wir diesen Pakt siegeln, oder muß ich eine besondere Tat ausführen, damit er in Kraft tritt?«
    »Nein, mein liebes Söhnchen. Bei einem ändern wäre das wohl nötig, aber du bist jetzt schon ein Teufel in Menschengestalt, wir können, auf die Formalitäten verzichten. Tu Böses, sei grausam und hasse die Menschen, dann werde ich immer mit dir sein.«
    Das fahle Geisterpferd wieherte und bäumte sich auf. Der glutrote Reiter aber blies dem Kosaken-Ataman seinen Schwefelatem ins Gesicht. Stenka Badzak spürte einen fürchterlichen Schmerz in seinem Innern, und es wurde ihm schwarz vor Augen. Als er wieder sehen konnte, sah er gerade noch Reiter und Roß in den Wolken verschwinden, die düster aufglühten.
    Stenka Badzaks Seele aber war zu einem Teil der Hölle geworden.
    (Aus der Legende »Stenka Badzak, der Kosak des Teufels«.)
    ***
    Es geschah am Allerseelentag des Jahres 1678. In Kiew läuteten die Glocken. Die Menschen der Stadt waren auf den Beinen, auf dem Marktplatz hatte sich eine riesige Menge versammelt, die auch die Straßen der Umgebung verstopfte.
    An diesem Tag sollte Stenka Badzak sterben, Stenka der Grausame, dessen Namen die Menschen wie einen Fluch aussprachen. Endlich war es gelungen, diesen Schrecken der Ukraine gefangenzunehmen.
    Die Bojarentochter Larissa Czerskaja und der Wundermönch und Pope Boromir hatten dabei eine Rolle gespielt. Das Volk drängte sich schon seit dem frühen Morgen. Tribünen für den Adel und die Großgrundbesitzer waren errichtet. Für einen Fensterplatz mit gutem Blick auf die Richtstätte konnte ein erwerbstüchtiger Hausbesitzer leicht hundert Rubel und mehr kassieren.
    Soldaten mit hohen Tschakkos auf den Köpfen sperrten die Richtplattform und den Scheiterhaufen ab. Sie froren erbärmlich in ihren Uniformen, der Obrist hatte ihnen verboten, Wintermäntel überzuziehen.
    Eine klirrende Kälte herrschte. Der Schnee lag hoch, und der Wind blies eiskalt über den zugefrorenen Dnjepr. So einen strengen Winter hatte man schon seit Menschengedenken nicht mehr erlebt.
    Die Menge wartete ungeduldig, allmählich füllten sich auch die Plätze der Vornehmen. Dann wurde Trommelwirbel laut, und jetzt erschien der Schinderkarren, den eine Abteilung Soldaten mit aufgesetzten Bajonetten flankierte. Ein schnurrbärtiger Major ritt an ihrer Spitze.
    Mit gemessenem Schritt näherte sich die Abteilung.
    Vorn auf dem Schinderkarren, den zwei dürre Klepper zogen, stand eine düstere Erscheinung. Der Henker mit seiner schwarzen Kapuze und dem roten Wams. Er stützte sich lässig auf das langstielige Richtbeil. An seinem Gürtel hing die Knute.
    Drei Henkersknechte bewachten die Hauptpersonen des heutigen Tages, die zwei Gefangenen, die an den sogenannten Block angekettet waren. Den hünenhaften Stenka Badzak und seinen Unterführer und Vertrauten Boris Batjuschko. Hinter dem Wagen gingen die Trommler her und ließen ständig ihre Stöcke wirbeln.
    Der Grausame Stenka warf verächtliche Blicke umher. Er trug nur Lumpen am Leib, sein Gesicht war von Schlägen gezeichnet. Man hatte ihn gefoltert, doch er war ungebrochen. Stenka Badzak grinste sogar, als er die Hohn- und Haßrufe der Menge hörte.
    Als sein Unterführer Batjuschko wimmerte, versetzte er ihm einen Tritt.
    »Hund, verdammter! Winseln kannst du in der Hölle!«
    Steine und Schneebälle flogen. Die Menschen brüllten vor Haß und Zorn. Viele Jahre lang hatten sie von immer neuen Greueltaten Stenka Badzaks gehört und auch selbst darunter gelitten. Sie hatten den Ataman entsetzlich gefürchtet.
    Und fürchteten ihn noch, deshalb schrien sie so laut.
    Der Wagen erreichte den Richtplatz, und Stenka Badzak und Boris Batjuschko wurden

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