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0294 - Die Nacht der bestellten Morde

0294 - Die Nacht der bestellten Morde

Titel: 0294 - Die Nacht der bestellten Morde
Autoren: Die Nacht der bestellten Morde
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Ich zählte die geräuschvollen Atemzüge meines Gesprächspartners. Es wurden acht, bis sich Bondoza wieder hören ließ. »Wurde er umgebracht?«
    »Nein! Mein Kollege starb an einer Lungenentzündung, vier Tage nach seinem 59. Geburtstag. Aber sagen Sie mir jetzt, was Sie von ihm wollten?«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Allerdings, Bondoza. Ich weiß auch, daß Sie heute morgen zwischen sieben und acht Uhr nach einer verbüßten Haft von 20 Jahren aus dem Staatszuchthaus Sing Sing entlassen wurden. Und daß es mein Kollege Palmer war, der Sie 1937 verhaftete. Außerdem ist mir bekannt, daß es gelegentlich zu Rachemorden kommt, die ehemalige Zuchthäusler an den Beamten verüben, von denen sie einstmals festgenommen wurden. Daher noch einmal meine Frage, Bondoza: Was wollten Sie von Palmer?«
    Der Rhythmus seiner Atemzüge wurde schneller. »Glauben Sie mir, Cotton, ich will keine Rache! Im Gegenteil! Ich wollte mich unter Palmers Schutz stellen. Er ist der einzige Cop, den ich kenne. Ich habe damals gemerkt, daß er anständig, unbestechlich und…«
    »Wozu brauchen Sie Schutz?«
    »Ich werde gehetzt, Cotton.« Die heisere Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Seit heute morgen. Sie sind dicht hinter mir. Ich weiß nicht mehr, wohin ich mich wenden soll. Ich sitze in der Falle. Ich brauche Hilfe, und zwar schnell.«
    »Wer verfolgt Sie?«
    »Keine Ahnung, Cotton. Ratten, irgendwelche Ratten, die auf mich gelauert haben. Jetzt wollen Sie mich fassen, damit ich ein Geheimnis preisgebe. Aber… das Geheimnis existiert ja gar nicht!«
    »Ich werde kommen. Wo sind Sie jetzt?«
    »In einer Telefonzelle am Ende der Beach Street. Aber hier kann ich gesehen werden. Hier bleibe ich nicht. Genau gegenüber, auf der anderen Seite des Miller Highway, ist ein großer Schuppen. Er steht auf dem New York City Pier 26. Dort werde ich auf Sie warten. Aber ich weiß nicht, wie Sie aussehen. Geben Sie sich durch drei langgezogene Pfiffe zu erkennen! Daraufhin werde ich mit fünf Pfiffen antworten. Außerdem werde ich eine Zigarette rauchen, die ich nach meinem letzten Pfiff dreimal aufglühen lasse und wegwerfe.«
    Ein Knacken in der Leitung. Henry Bondoza hatte aufgelegt.
    Während ich in den Mantel schlüpfte, betrat Phil unser Office.
    Hastig informierte ich meinen Freund. Er pfiff durch die Zähne und meinte: »Ich komme mit, Jerry. Die Sache kann brenzlig werden.«
    Zwei Minuten später brausten wir in meinem roten Jaguar durch die Straßenschluchten des Wolkenkratzer-Viertels. Ein eisiger Wind wirbelte Schneeflocken an den grauen Häuserfronten entlang. Aus den Fenstern der riesigen Betonklötze fiel bleiches Neonlicht.
    »Weißt du Näheres Über Bondoza?« fragte ich Phil.
    »Er hat 1937 einen Schmucktransport überfallen und den begleitenden Detektiv erschossen. Dem damals 24jährigen Bondoza fielen dabei italienische Goldschmiedearbeiten im Werte von 800 000 Dollar in die Hände. Mit dieser Summe war der Transport versichert. Der Überfall ereignete sich hier in New York. Aber unmittelbar nach der Tat floh Bondoza, den ein Augenzeuge erkannt hatte, nach Chicago. Dort hat ihn Sammy Palmer verhaftet.«
    »Und der Schmuck?«
    »Der wurde bis heute nicht gefunden, obwohl die Versicherungsgesellschaft damals 100 000 Dollar als Prämie für das Herbeischaffen aussetzte. Meines Wissens wurde die Prämie inzwischen auf die Hälfte verringert. Aber sie wartet immer noch auf ihren Gewinner.«
    »Das ist interessant, Phil, denn Bondoza sagte etwas von einem Geheimnis.«
    »Wahrscheinlich meinte er das Versteck des Schmucks. Damals während der Gerichtsverhandlung konnte ihn nichts dazu bringen, das Versteck zu verraten. Er behauptete unentwegt, daß er keine Ahnung von dem Verbleib des Schmucks habe. Nach dem Überfall sei er mit der Beute zu seiner Freundin gegangen und habe sie dort zurückgelassen.«
    »Wie stellte sich das Mädchen dazu?«
    »Das Girl verschwand am Tag des Überfalls. Kein Mensch hat sie je wiedergesehen.«
    Ich bremste vor einer Ampel, die Rotlicht zeigte, und sagte anerkennend:
    »Du bist über den Fall Bondoza ausgezeichnet informiert.«
    »Als bekannt wurde, daß Bondoza heute entlassen werden sollte, habe ich ein bißchen in den alten Akten geblättert. Übrigens ist erwähnenswert, daß der Mörder ursprünglich zum Tode verurteilt war. Aber ein Gnadengesuch beim Gouverneur bewirkte, daß die Strafe in ein Lebenslänglich umgewandelt wurde. Jetzt, nach 22 Jahren Haft, hat die Gnadenkommission die
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