053 - Der steinerne Dämon
LIEBE MIT-VAMPIRE!
Aberglauben, Geistererscheinungen, blutige Riten, der Glanz eines feudalistischen Ständegefüges, Inquisition, Folter, geheimnisvolle magische Beschwörungen, das Mysterium heidnischer Mythen und Gebräuche, düstere Schlösser und unheimliche Nächte, in denen das Übernatürliche zu bizarrem Leben erwacht, Hexen, Vampire, Werwölfe und Dämonen …
Das sind die gebräuchlichsten Ingredienzien, aus denen ein Horror-Autor seine Storys wählt. Mit einer handelsüblichen Hexe der alten Vorstellung hat dieser Autor bestimmt eines gemein: die Zutaten, die sie für ihre speziellen Salben und Trünke braucht, sind nicht weniger abschreckend – Froschdärme vielleicht, von einer drei Tage vergrabenen Kröte, getrocknete Spinnen oder … aber wir wollen hier keinen Vampir-Kochkurs abhalten.
Es ist auch gar nicht so ohne weiteres festzustellen, wer von den beiden in unserer heutigen, aufgeklärten Zeit erfolgreicher ist – der Autor oder die Hexe. Denn der Aberglauben ist auch durch die Wissenschaft nicht unterzukriegen. Das Übernatürliche ist nicht tot. Und die alten Legenden sterben nicht. Natürlich haben viele Elemente inzwischen weitgehend ihre Schaurigkeit verloren. Daran sind der Staub und die Spinnweben schuld, die sich in den letzten Jahrhunderten angesetzt haben und die Spukgestalten antiquiert erscheinen lassen.
Aber unsere Zeit hat sich, menschlich gesehen, seit dem Mittelalter nicht viel gewandelt. Noch immer bekriegen und quälen Menschen einander aus Gründen des Glaubens, der Weltanschauung oder einfach um einer dunklen Lust willen, die tief in der Seele schlummert und immer wieder hervorbricht in einzelnen Individuen.
Es ist noch immer keine friedliche Zeit. Jederzeit kann jedem etwas Entsetzliches geschehen, am hellen Tag, auf offener Straße. Die Literatur hatte es nicht schwer, die alten Gruselgestalten aufzumöbeln und aus ihren Gespensterkabinetten und alten Schlössern herauszureißen. Werwölfe der siebziger Jahre! Vampire in der Großstadt! Die Friedhöfe tun sich auf, und die rastlosen Toten tragen ein wenig zur Umweltverschmutzung bei!
Und schon ist er wieder da, der angenehme Schauder – ohne Schmunzeln und Nostalgie.
Nun mag mancher sagen, diese Gegenwartsbezogenheit ist nichts Neues. Mit ihrer Wirkung waren auch die Regisseure und Autoren in den dreißiger Jahren vertraut. Stimmt. Daß etwas Böses (Unbewältigtes) aus der Vergangenheit auftaucht und mit knapper Not bewältigt wird, ist eines der vielbenutzten Gruselklischees. Aber doch hat sich etwas geändert.
Das Ungeheuer ist nicht einfach mehr ein mordender Alptraum, den man in blinder Panik bekämpft, sondern ein komplexeres Wesen, das menschliches Leben oder Blut braucht, um existieren zu können, aber Gefühle hat, Anschauungen, und das nach Möglichkeiten, sucht, in der modernen menschlichen Gesellschaft zu überleben.
Ein interessantes, psychologisches Spiel, das sicherlich in der modernen Science-Fiction-Literatur seine Wurzeln hat, die uns Toleranz lehrt gegenüber möglichen Außerirdischen, deren Äußeres uns vielleicht Schrecken einjagen könnte, so daß wir instinktiv töten und ausrotten, statt zu verstehen.
Mit zwei der häufigsten ‚magischen’ Erscheinungsformen wollen wir uns in den nächsten Informationsseiten auseinandersetzen:
Die Untoten. Die Gestaltwandler.
Und zwei wesentliche Fragen werden uns dabei begleiten, auf die es noch keine eindeutige Antwort gibt: Gibt es unbekannte Fähigkeiten des Gehirns?
Gibt es ein Leben nach dem Tode? Dazwischen hoffen wir, daß außer den üblichen ein- oder zweizeiligen Zuschriften wie etwa: ‚lhre Reihe gefällt mir sehr gut!’ oder ‚Die Vampir-Reihe ist ja wohl das letzte!’ und ‚Dieser Hugh Walker war auch schon origineller!’ etc., auch wieder einige ausführlichere und kritischere dabei sind, die Anlaß zu einer kleinen Diskussion geben.
Die Zeichnung zu diesem Beitrag ist von Heinz Rehwald.
Der steinerne Dämon
Vampir Horror Roman Nr. 53
von John E. Muller
„Onkel Tyman, das ist aber eine Überraschung!“
Lana Davis riß das Fenster ihres Apartments auf und winkte freudig der sich nähernden Gestalt des Griechen.
„Hallo, meine Liebe! Wie geht es dir?“
„Mir geht es gut. Komm herauf!“
Tyman war in mittleren Jahren.
Seine Haare begannen dünn zu werden, und er hatte bereits einen leichten Bauchansatz, doch er war breitschultrig und athletisch gewachsen, wie die
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