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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition)
Autoren: Susanne Gerdom
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    T ajos nackte Füße klatschten laut über das schadhafte Kopfsteinpflaster. Ein mausbrauner, struppiger Schopf wippte, und magere Arme ruderten heftig durch die Luft .
    Tajo rannte wieder einmal vor den Bütteln davon. Es waren drei von ihnen, und Tajo verschwendete lieber keinen Atem auf die Flüche, die herauswollten. Durch die Glasmachergasse, Eintauchen in die dämmrige Schlucht des Basars. Stoffbahnen wehten über Tajos Kopf, und glitzernde Metallfäden fingen die wenigen Sonnenstrahlen ein, die sich zwischen den eng stehenden Häusern hindurchstehlen konnten. Matte Reflexe spiegelten sich auf gehämmertem Kupfer, hier und da glänzte sattes Rot, dunkles Blau oder weiches Ocker auf – reifes Obst, von Wespen umschwirrt, Säcke voller Gewürze, die pulvrigen Farben eines Drogisten, leuchtend bunte Teppiche.
    Doch Tajo hatte keinen Blick für die Auslagen der Händler und überhörte die Verwünschungen, die durch die Luft schwirrten. Irgendwo gingen Tongefäße zu Bruch. Die Büttel, größer, breiter und schwerfälliger als ihr Wild, hatten alle Mühe, es in der Enge der Budengassen nicht zu verlieren.
    Tajo rempelte sich rücksichtslos durch eine Gruppe von Menschen, die vor einem Kaffeeausschank standen, winzige Tassen zum Mund führten und in überzuckertes Gebäck bissen. Jemand schrie: »Haltet den Burschen fest!«, aber Tajo schlängelte sich unter einem halbherzig zugreifenden Arm hindurch und rannte weiter.
    Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte, dass einer der Büttel in eine heftige Auseinandersetzung mit einem Händler verstrickt war. Nur noch zwei, dachte Tajo und sprang die steilen Stufen einer morschen Treppe hinunter in das Kellergewölbe eines Ladens, in dem es nach Moder und Fisch roch.
    Die Füße silbern gesprenkelt von Fischschuppen tauchte sie kurz darauf in einer parallel verlaufenden Gasse wieder ans Tageslicht.
    Tajo sah sich betont gelangweilt um. Niemand schien die magere Gestalt in den zerlumpten Kleidern zu beachten. Von den Verfolgern war nichts mehr zu hören. Tajo pfiff leise und fröhlich und ließ sich im Menschengewimmel die Gasse hinuntertreiben, ihre Hand in der Hosentasche fest um die Börse geschlossen, in der es verheißungsvoll klimperte. Ihr vorheriger Besitzer war einfach zu unvorsichtig gewesen.

    Der »Eberkopf« gehörte nicht unbedingt zu den vornehmsten Tavernen an der Mondsteige, war aber wie immer um diese Tageszeit gut besucht.
    Ibram blieb auf der letzten Stufe der Treppe stehen, die in das niedrige Kellergewölbe hinabführte, und sah sich um. Dann drängelte er sich rücksichtslos zu einem freien Tisch durch, wobei er freundlich in die Runde lächelte und jedem zornigen Gesicht beschwichtigend zunickte.
    Sein Begleiter, größer und hagerer als der kleine Yasemit, nahm neben ihm Platz. Er lehnte sich zurück, bis sein Rücken die Mauer berührte und faltete die Hände auf dem Tisch. An seinem Zeigefinger blinkte matt das schwarze Gold eines ungewöhnlichen Ringes in Form einer langbeinigen Spinne.
    Ibram sah sich aufmerksam um. »Dort«, sagte er und deutete auf einen langen Tisch, an dem ein Haufen Söldner zechte. Manche von ihnen hatten das blanke Schwert vor sich auf dem Tisch liegen als Zeichen dafür, dass sie frei waren und willens, Aufträge zu übernehmen.
    Sein Begleiter warf einen Blick auf die Männer und schüttelte den Kopf. Er hatte trotz der stickigen Hitze die Kapuze seines Mantels nicht zurückgeschlagen, sodass man nichts von seinem Gesicht sehen konnte.
    »Der Kräftige mit dem Ohrring, links«, insistierte Ibram. »Macht einen guten Eindruck. Wahrscheinlich nicht allzu intelligent, aber gesund und stark.«
    Er erhielt keine Antwort und wandte sich achselzuckend der Qang kauenden Bedienung zu, die mit einem voll beladenen Tablett erschien. »Danke, schönes Kind.« Er warf ihr einen Blick zu, der die Schankmaid sanft erröten ließ. Sie vergaß für Sekunden, auf der Qang Wurzel herumzumalmen, stellte zwei gut gefüllte Humpen auf den Tisch und wartete, bis Ibram eine Börse aus seiner Schärpe gezogen und ihr einen halben Mhred aufs Tablett gelegt hatte.
    »Also gut.« Er nahm einen tiefen Zug aus dem Humpen, verzog ein wenig das Gesicht und ließ den Blick weiter durch das Gewölbe schweifen. »Da drüben, die Chain-Frau?« Ibrams Tonfall ließ nur zu deutlich erkennen, was er von Söldnerinnen hielt.
    Sein Begleiter beugte sich vor, um an Ibrams farbenprächtigem Käppchen vorbei einen Blick auf die Frau zu werfen. Er
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