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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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1
    Schatten der Vergangenheit
    I n Haven war Frühling, und es kümmerte keinen. Überall sonst auf der Welt war der Frühling eine Zeit des Lebens, der Liebe und des fröhlichen Neubeginns für alles Lebendige, aber dies war Haven, der berüchtigte faule Apfel der niederen Königreiche. Ein unabhängiger Stadtstaat am übelsten Ende der südlichen Inseln, wo Schwerter und Zauberei, Religion und Politik, Leben und Tod nur wohlbekannte Münzen im Alltagstauschgeschäft einer dunklen, tückischen Stadt waren. Haven lag am Knotenpunkt einiger Dutzend florierender Handelswege und war über die Jahre aufgeblüht wie die große, grelle Knospe einer giftigen Blume, und Menschen und Kreaturen aller Art waren auf der Suche nach den vielen Geheimnissen und Rätseln der Stadt hergekommen. In Haven konnte man reinweg alles finden, wenn man gewillt war, den Preis zu bezahlen. Manchmal war der Preis Gold und manchmal das Leben anderer, aber letztlich war er fast immer die eigene Seele. Haven, die Stadt der Träume, auch der bösen. Ein Ort voller Wunder, Schrecken und allem, was dazwischen lag. Hungrige Augen starrten aus schattigen Seitenstraßen, nicht alle menschlich und manche noch nicht einmal lebendig.
    In Haven gab es Schönheit und Geheimnisse, Erlöser und Abscheulichkeiten, Freuden und Verderbtheit in allen Formen. Es gab Helden, Bösewichte und eine Menge Leute, die einfach nur den Tag hinter sich bringen wollten. Manchmal – nur manchmal – gab es auch ein paar gute Leute, ehrenwert und ehrlich, die ihr Bestes taten, um alles am Laufen zu halten, die Schuldigen zu bestrafen und die Unschuldigen zu beschützen oder wenigstens alles unter Kontrolle zu halten.
    Zwei solcher Leute waren Falk und Fischer, Eheleute, Hauptleuter der Stadtwache und womöglich die einzigen ehrlichen Polizisten, die es in Haven noch gab. Sie hatten sich nie bestechen lassen, nie weggeschaut und nie gezögert, einen Bösewicht in seinem Tun zu unterbrechen. Oder auch, ihm Arme und Beine zu brechen. Sie hatten so viele Schlachten verloren wie gewonnen, aber sie hatten in ihrer Zeit ein paar ziemlich große gewonnen und sogar die ganze verdammte Stadt mehr als einmal gerettet. Es hatte ihnen keine Auszeichnungen eingebracht und noch nicht einmal viel, was Gehaltserhöhungen oder Belobigungen anging, weil sie sich im Laufe der Zeit aufgrund ihrer ekligen Vorliebe für Wahrheit und Gerechtigkeit viele einflussreiche Feinde gemacht hatten. Aber dennoch führten sie noch immer den gerechten Kampf. Denn das machte sie aus.
    Wenn ihre Vorgehensweise manchmal übertrieben und allzu gewalttätig war und man hätte glauben können, man könne sie finden, indem man der Spur von blutigen Leichen folgte, die sie hinterließen … nun, dies war schließlich immer noch Haven.
    Ihr Revier war das Nordviertel, der ärmste, verzweifeltste und gefährlichste Teil der Stadt, und die gefährlichsten Dinge in diesem berüchtigten Viertel waren ohne Zweifel Falk und Fischer. Die Leute neigten nicht dazu, sie zu nerven. Tatsächlich neigten die Leute dazu, auf die andere Straßenseite zu wechseln, wenn sie sie kommen sahen. Falk und Fischer hatten sich im Laufe der Jahre in Haven einen Ruf erworben, und sie hatten ihn sich hart verdient.
    Falk war groß, dunkel und schon lange nicht mehr gutaussehend. Er trug eine Augenklappe aus schwarzer Seide über der leeren Höhle, wo einst sein rechtes Auge gewesen war, und eine Reihe alter Narben zog sich zerklüftet über die rechte Seite seines Antlitzes, was ihm ein kaltes, unheimliches Aussehen verlieh. Er trug einen einfachen, weißen Kittel und Hosen unter einem dicken schwarzen Mantel, der einzige Farbtupfer war das blaue Seidenhalstuch.
    Dennoch machte er auf den ersten Blick keinen großen Eindruck. Er war schmal und drahtig statt muskulös und hatte einen kleinen Bauchansatz. Er trug sein dunkles Haar schulterlang und hatte es im Nacken mit einer silbernen Spange zusammengefasst. Im Alter von fünfunddreißig Jahren hatte es bereits dicke graue Strähnen. Es wäre leicht gewesen, ihn als einen Muskelprotz unter vielen abzutun, einen weiteren Söldner, der die besten Jahre langsam hinter sich hatte, aber es lag eine gefährliche Wachsamkeit in seiner Haltung, und der kalte Blick seines einzigen dunklen Auges war verstörend direkt und unnachgiebig. An der rechten Hüfte trug Falk statt eines Schwertes eine Axt mit einem kurzen Griff. Er war sehr gut damit. Er hatte viel Übung mit ihr.
    Fischer ging an seiner Seite, als

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