Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
DIE ZEIT ZWISCHEN DEN JAHREN
S eit alters kennen die Menschen unserer Breiten eine Zeit, die nicht von dieser Welt ist. In den Tagen und Nächten zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, erlebten sie sich herausgehoben aus allem Alltäglichen, hineingesunken in eine Phase der Stille und des Rückzugs in die Stuben, während es draußen stürmte, fror – und spukte. Die Wilde Jagd scheuchte verlorene Seelen über die Lande und durch die Dörfer, allerlei Geister trieben ihr Unwesen. Also blieb man lieber am warmen Ofen sitzen, ruhte sich von den Mühen des letzten Jahres aus und lauschte den Märchen und teilweise ordentlich gruseligen Geschichten, die die Alten zu erzählen wussten. Die Uhren schienen stehen geblieben zu sein in diesen rauhen Nächten. Jetzt galten andere Regeln als im übrigen Jahr …
Und heute? Mit diesem Buch halten Sie einen ganzen Geschenkekoffer voller Ideen in der Hand, wie sich die Rauhnächte in unserer Zeit leben lassen: Da finden sich Fakten und Geschichten rund um diese ungewöhnliche Zeit, neue praktische Deutungen für die alten Bräuche, Orakel, allerlei Vorschläge für Rituale, Zauberhaftes für Kinder, Märchen zum Vorlesen und vieles mehr. Gegen Ende gibt es für jede Rauhnacht eine Einzelseite – ein Zyklus, der Ihnen in verdichteter Form das kraftvolle Potenzial dieser inspirierenden
Zeit offenlegt. Mit all dem sind Sie eingeladen, das Lebendige in dieser alten Tradition zu entdecken. Einer Tradition, die uns Heutigen viel Wertvolles zu geben hat.
Beschenken Sie sich während der Rauhnächte mit genau dem, was Sie sich während der übrigen Zeit des Jahres nicht oder niemals genug geben können. Vielleicht einen gemütlichen Austausch in der Familie und mit Freunden, Bewegung, Spaziergänge, Tanz und Freude. Vielleicht Ruhe, Besinnung, Rück- und Vorschau zur Orientierung über den Platz, an dem Sie in Ihrem Leben gerade stehen.
Mit der dabei neu gewonnenen Kraft starten Sie dann erfrischt und aufgetankt, inspiriert und »bei sich« in ein neues Jahr. Denn auch dafür dienen die Rauhnächte: zur Vorbereitung des Neuen, das da kommen wird. Und je besser diese Vorbereitung vor allem innerlich glückt, umso größer sind die Chancen fürs Gelingen. Und vielleicht öffnet es auch die Türen für die kleinen und großen Wunder, die das Leben manchmal bereithält.
Viel Freude mit dem Zauber der Rauhnächte
wünschen Ihnen
Vera Griebert-Schröder
und Franziska Muri
TIEFSTES DUNKEL – UND GEBURT DES LICHTS
R auhnächte, das klingt schaurig und schön zugleich. Sie umfassen die Zeit »zwischen den Jahren«, schließen Weihnachten, Silvester und Neujahr mit ein und enden mit dem 6. Januar, dem Tag, an dem die drei Könige aus dem Morgenland vor dem Jesus kind erschienen. Doch auch in vorchristlichen Jahrhunderten ist diese Zeitspanne bereits als etwas Außergewöhnliches angesehen worden.
Was aber bedeutet das eigentümliche Wort? »Rauh« könnte auf den ersten Blick besagen, dass es in dieser Zeit draußen kalt, nass, unwirtlich, eben rauh ist. Letztlich aber leitet es sich von »rauch« ab und damit ursprünglich von einem Begriff für »behaart, pelzig, von Fell bedeckt«. Unsere Vorfahren bezogen sich dabei auf die Felle, die die Perchten trugen – untrennbar mit den Rauhnächten verbundene, wüste und angsteinflößende Gestalten, die wir uns später noch etwas genauer ansehen werden.
Zugleich bezieht sich »rauch« auf den uralten Brauch, insbesondere in dieser Zeit zwischen den Jahren mit verschiedenen Harzen und Kräutern zu räuchern, um böse Geister zu vertreiben, von denen es gerade in der sogenannten fünften Jahreszeit nur so wimmelt.
WANN GENAU WIRD’S RAUH?
Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, welche Tage und Nächte denn nun tatsächlich die Rauhnächte sind. In alten Zeiten wurden sie regional unterschiedlich angesetzt, heute handhaben es die Menschen zudem recht individuell, einfach so, wie es sich für sie stimmig anfühlt.
Damit es nicht zu verwirrend wird, beginnen wir gleich mit der Zählweise, die wir auch hier im Buch nutzen.
Von Weihnachten bis Dreikönig
Meist geht man davon aus, dass die Rauhnächte um Mitternacht nach dem Heiligen Abend beginnen und mit dem Null-Uhr-Glockenschlag zum 6. Januar enden. Man zählt dann vom 25. Dezember bis einschließlich 5. Januar zwölf Nächte. Auch wir gehen hier so vor: Die erste Rauhnacht ist also der komplette 25. Dezember, die zweite der 26.
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