0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Soros
Open Society Foundations
»Ich bin ein begeisterter Fan von Think-Tanks,« sagt Tevi Troy, ein Senior Fellow des streng konservativen Hudson Institute. »Aber der Preis dieser Politisierung ist, dass gute Politikforschung aus öffentlichen Institutionen nicht mehr ernstgenommen wird. Ihre gefüllten Taschen erlauben den Reichsten, immer mehr an Einfluss in dieser Welt zu gewinnen. Dabei wird es immer schwieriger, die Reichweite dieses Einflusses zu kalkulieren, weil Think-Tanks die Namen ihrer Geldgeber nicht veröffentlichen müssen.« 21 Forbes ist bei der Aufstellung seiner Listen diesem Einfluss auf Umwegen nachgegangen und hat die Steuererklärungen von Milliardärsstiftungen analysiert. Diese hatten 46 der wichtigsten US-amerikanischen Think-Tanks mit Millionenbeträgen unterstützt. Wir haben aus dieser Liste jene ausgewählt, die auch vom Think-Tank-Projekt der University of Pennsylvania weltweit zu den wichtigsten gezählt wurden.
Der Übergang beziehungsweise Zusammenhang zwischen Stiftungen und Think-Tanks ist fließend, vor allem wenn es um Fragen des politischen, sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Einflussesgeht. Ist Wissen wirklich der erste Rohstoff, der sich bei Gebrauch vermehrt, oder erleben wir nicht gerade eine Phase, in der auch aus diesem Gebrauchswert ein Tauschwert und damit eine Variante der Kapitalverwertung wird?
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beschreibt unter dem Titel »So sanieren die Milliardäre die Welt« wie »Amerikas Superreiche eine neue Spendenindustrie« begründen: »300 Milliarden Dollar spenden die Amerikaner insgesamt pro Jahr, und weil nun des Gutmenschentums bisher Unverdächtige wie der Software-Milliardär Larry Ellison kurz und knapp angekündigt haben, ›so gut wie‹ ihr gesamtes Vermögen zu verschenken, dürfte die Summe rasch wachsen. Von deutschen Milliardären kommt dafür Lob: ›Ich finde das Projekt absolut toll und nachahmenswert‹, sagt SAP-Mitgründer Dietmar Hopp und verweist darauf, dass er – so wie andere SAP-Gründer und Milliardäre – bereits zwei Drittel seiner SAP-Aktien in eine eigene Stiftung überführt hat … Umso wichtiger zu wissen, wo die Milliarden landen. Doch konkrete Absichten gibt es selten zu hören. Von ›Star-Wars‹-Regisseur George Lucas ist bekannt, dass er sein Geld dem amerikanischen Schulsystem widmet. Der Medienmogul und CNN-Gründer Ted Turner hat eine von insgesamt 1,3 Milliarden Dollar Spenden längst den Vereinten Nationen vermacht. Hotelerbe Barron Hilton will das Kapital der Familienstiftung auf vier Milliarden Dollar erhöhen. Die steckt ihr Geld in die Trinkwasserversorgung von Entwicklungsländern … Hiltons Geld bekommen außerdem: Obdachlose in Los Angeles, aidskranke Kinder und die katholischen Schwestern … Ein einheitliches Muster lässt sich für die neue Spendenindustrie nicht erkennen. Nur so viel ist klar: Der Spender sucht die Projekte nach Gusto aus. Und zieht so Kritik auf sich. Dieter Lehmkuhl, der eine Initiative von Millionären für eine Vermögensteuer gegründet hat, ärgert sich, dass der Staat eine Spendenindustrie bezuschusst, deren Geld nicht nach demokratischen Maßstäben verteilt wird.« 22
Putzig sind die meisten Antworten deutscher Milliardäre auf eine stern -Umfrage anlässlich der amerikanischen Initiative Giving Pledge: Eine ganze Reihe der reichsten Deutschen lobte die Aktion von Bill Gates und Warren Buffett, erklärte aber überwiegend auch, dass sie dem amerikanischen Beispiel nicht folgen wollen. Viele vonihnen haben nach eigenen Angaben bereits Teile ihres Vermögens gemeinnützigen Stiftungen vermacht.
Die Gründer der Pharmafirma Hexal, Andreas und Thomas Strüngmann, sagten dem stern : »In den letzten Jahren haben wir unseren Stiftungen bereits große Summen zur Verfügung gestellt. Wir können heute noch nicht sagen, ob die eingebrachten Geldbeträge die Hälfte oder letztendlich einen noch größeren Teil unseres Vermögens ausmachen werden.«
Brillen-Unternehmer Günther Fielmann (wie gesagt, auffällig abwesend auf den Forbes -Listen) erklärte, Unternehmer »tragen Verantwortung für die Gemeinschaft, der wir unsere Existenz verdanken. Steuern zahlen reicht nicht.« Der Brillen-Unternehmer sagte, er unterstütze unter anderem Schulen, Gemeinden und Altenheime.
Friede Springer, Miteignerin des Axel Springer Verlages, nennt die US-amerikanische Spendeninitiative im stern »sehr beeindruckend«. Sie selbst habe sich »vor längerer Zeit
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