0179 - Spuk im Leichenschloß
habe keinen Hunger. Außerdem vergeht mir in eurer Gesellschaft der Appetit.«
Er machte kehrt und ging. Stolz reckte er sich und warf den anderen keinen Blick mehr zu.
»Warum haben wir die beiden überhaupt mitgenommen?« fragte einer der Schüler.
»Da sagst du was«, meinte Billy.
Selbst Mrs. Frominghton war sprachlos. Gegen diese Blasiertheit und Arroganz kam sie nicht an. Dagegen kämpften Götter selbst vergebens.
Gary folgte seinem Bruder. Die beiden bewohnten einen Raum zusammen. Nicht gerade schnell marschierten sie hoch, wo das Zimmer lag.
»Das ist doch ein dummer Bulle«, schimpfte Ralph. »Dem sollte man was vor das Kinn hauen.«
»Wieso? Ich finde ihn gar nicht so schlecht.«
»Jetzt fang du auch noch an«, beschwerte sich Ralph.
»Ich sage ja gar nichts.«
»Ist auch besser.« Ralph lachte. »Wenn ich das schon höre. Vortrag. Das ist dummes Gelaber, da heben sich die Brüder nur selbst in den Himmel, erzählen, wie toll es bei der Polizei ist, und vergessen völlig die Wahrheit. No, das ist nichts für Papas Sohn. Wirklich, Brüderchen, ich kenne die.«
Vor der Zimmertür blieben sie stehen, und Ralph kramte den Schlüssel aus der Tasche. »Wenn ich das alles dem Alten erzählte, kriegt der einen Anfall.«
»So schlimm ist Daddy auch nicht.«
»Aber er mag keine Polypen.« Ralph schloß auf. Das Zimmer besaß zwei Betten Sie standen sich gegenüber. Zwischen ihnen befand sich das Fenster.
Ralph blieb davor stehen und schaute nach draußen in den Burghof und auch über das Land. »Heute pack ich es«, sagte er.
»Was?«
Ralph lachte leise. »Glaubst du denn, ich habe unsere kleine Betreuerin vergessen?«
»Laß die Finger von ihr.«
»Nein, Cathy ist genau mein Fall.«
»Irgendwie schlägst du aus der Art, Brüderchen.«
»Mag sein, aber ich finde es gut so, daß nicht alle so denken wie du. Manchen Spaß mache ich mit, auch den mit dem Film, aber was zuviel ist, das ist zuviel.«
»Hau ab.«
»Das tue ich auch.«
Ralph drehte sich nicht um. Er hörte nur noch, wie sein Bruder die Tür ins Schloß schlug.
»Mensch, ist das eine Jammergestalt«, murmelte er und schaute auf seine Uhr.
In einer halben Stunde würden sich die anderen zum Essen versammeln. Ihm sollte es recht sein. Er hatte keinen Hunger. Seit ihm der Polizist begegnet war, steckte ihm ein Kloß im Hals. Sollten die anderen das Essen hineinschlingen.
Ralph warf sich aufs Bett. Aus der Hosentasche holte er eine zerknautsche Zigarettenpackung und zündete sich eine an. Als ihm jedoch die Asche auf das Kinn fiel, fuhr er hoch, spie die Zigarette aus und trat mit dem Absatz auf sie. Im Teppich hinterließ er einen Brandflecken.
»Ich komme!«
Mitten in der Bewegung zuckte Ralph Sorvino zusammen. Er hatte plötzlich eine Stimme gehört.
Sorvino lauschte.
»Ich komme…«
Sie klang flüsternd, trotzdem deutlich, und er hatte sehr wohl den drohenden Unterton vernommen.
Sorvino versteifte sich. Wollte ihn da einer auf den Arm nehmen?
Wenn ja, konnte der was erleben. Er haßte es nämlich, wenn man ihn auf diese Art und Weise angriff, bei anderen machte es ihm nichts aus, da war er sowieso derjenige, der die Mitschüler anstiftete, doch selbst konnte er keinen Spaß vertragen.
»He, was soll das?«
Keiner antwortete.
»Idiot«, sagte er. »Wo steckst du, Gary? Los, gib Antwort, ich will dich hören.«
Kichern!
So hämisch, so siegessicher, daß selbst der abgebrühte Ralph ein komisches Gefühl bekam. Er konnte nicht vermeiden, daß ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief.
Er stand auf. Im Zimmer brannte kein Licht, deshalb drehte er sich im Kreis und seine Blicke tasteten jeden Winkel des Raumes ab.
Wo steckte der Kerl, der ihn da auf den Arm nehmen wollte?
Nichts zu sehen.
Und doch hatte er die Stimme gehört.
Das mußte Gary sein, der ihn da auf den Arm nehmen wollte.
Wahrscheinlich stand er vor der Tür und sprach durch das Schlüsselloch, damit es sich gefährlich anhörte.
Der würde sich wundern.
Auf Zehenspitzen schlich Ralph durch das Zimmer und steuerte dabei die Tür an.
Als er sie erreicht hatte, wartete er einen Augenblick, legte die Hand auf die Klinke, drückte sie langsam nach unten und riß die Tür dann mit einem Ruck auf.
Der Gang war leer!
Niemand lauerte dort. Keine Spur von seinem Bruder oder von einem anderen aus der Gruppe.
»Verrückt!« zischte er durch die Zähne. »Dabei hätte ich schwören können, daß…«
Er sprach nicht mehr weiter, war aber wegen des Vorfalls
Weitere Kostenlose Bücher