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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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endeten.
    »Es ist wirklich ganz einfach«, erklärte Nicole. »Jeder Spieler kann sich eine Figur aussuchen. Hier« - sie deutete auf eine Anzahl kleiner, kunstvoll gearbeiteter Metallfiguren, die in einer separaten Schachtel auf dem Tisch standen - »und damit auf Schatzsuche gehen.«
    »Schatzsuche?«
    »Ich denke, du kennst das Spiel?« Nicole tippte mit dem Zeigefinger auf eine Anzahl buntbedruckter Karten, die scheinbar wahllos über Gänge und Hallen verteilt waren. Sie drehte eine davon um.
    »Zehntausend Goldstücke«, las Zamorra. »Nicht übel. Genau die Summe, die uns fehlt.«
    Nicole überging die Bemerkung. »Du würfelst eine Zahl«, erklärte sie aufgeräumt, »und marschierst die entsprechende Anzahl von Schritten. Wenn du unterwegs auf einen Schatz stößt, kannst du ihn behalten.«
    »Wie sinnig.«
    »Vorausgesetzt, du triffst nicht auf ein Ungeheuer.«
    Zamorra blinzelte, drehte sich einmal um seine Achse und sah sich aus zusammengekniffenen Augen in der Bibliothek um. Er bückte sich, lugte vorsichtig unter den Tisch und atmete dann in gespielter Erleichterung auf. »Keine Monster zu sehen.«
    Bill nahm einen zweiten Kartenstapel auf und verteilte sie nach einem komplizierten System auf dem Spielplan. »Hier sind sie«, verkündete er. »Niedliche kleine Dinger. Du mußt sie besiegen, um die Moneten einstreichen zu können.«
    »Eigentlich müßte dir das Spiel Spaß machen«, nickte Nicole. »Bei deiner Vorliebe für Ungeheuer.«
    Zamorra überging die Bemerkung und drehte eine der Karten um. »Plattkopfschabe«, las er laut vor. Er griff zur Nächsten, drehte sie ebenfalls um und runzelte in offenkundiger Mißbilligung die Stirn. »Grüner Beinbeißer? Was soll der Schwachsinn?«
    Bill grinste. »Es gibt noch mehr. Den schleimigen Knochenknacker, den Herzbohrer, den schwarzen Hirnfresser…«
    Zamorra winkte ab und legte die Karten zurück. »Schon gut, Bill, schon gut. Was soll der Quatsch?«
    »Du mußt sie besiegen«, erklärte Bill. »Nach einem ziemlich komplizierten System. Aber ich erkläre es dir am besten, wenn du eine Runde mitspielst.«
    »Das werde ich mit Sicherheit nicht tun. Ich habe absolut nichts gegen Gesellschaftsspiele, aber das hier ist mir ein paar Nummern zu infantil.«
    Nicole zog einen Schmollmund. »Spielverderber. Außerdem macht es Spaß. Gewonnen hat der, der zuerst in der Schatzkammer ankommt. Und es ist nicht infantil.«
    Zamorra zögerte sichtlich. Er war müde, und Spiele, die sich auf einem derartigen geistigen Niveau bewegten, gehörten normalerweise nicht zu seinen Freizeitbeschäftigungen. Aber Nicole und Bill schienen Gefallen daran gefunden zu haben - warum sollte er ihnen den Gefallen nicht tun?
    »Okay«, seufzte er. »Ihr habt mich überredet. Wie fängt man an?«
    »Du suchst dir zuerst eine passende Figur aus«, erklärte Nicole. »Jede hat ihre Vor- und Nachteile, aber im Grunde sind sie gleich stark. Es gibt die Fee, den Recken, den Held und den Zauberer. Der Zauberer ist der Stärkste, aber auch der verwundbarste.«
    »Logisch«, nickte Zamorra, aber sein ironischer Unterton schien unbemerkt zu verhallen.
    »Nicole hat die Fee gewählt«, feixte Bill. »Eine Fee für unsere Fee.«
    »Ja. Und Bill den Recken«, erklärte Nicole mit einem boshaften Seitenblick. »Ein kleiner dicker Ritter war nicht dabei.«
    »Dann nehme ich den Helden.« Irgendwie kam sich Zamorra albern vor. Und Bill und Nicoles Begeisterung über dieses kindische Spiel verblüffte ihn mit jedem Augenblick mehr. Nicole war zwar manchmal verspielt wie ein Kind, aber sie war im Grunde doch eine sehr ernsthafte junge Frau, und Bill gab sich normalerweise nicht damit ab, mit kleinen Blechfigürchen über ein Spielbrett zu ziehen und Pappungeheuer zu bekämpfen.
    Trotzdem beugte er sich über den Tisch und nahm eine der Figuren aus der Schachtel. Sie war erstaunlich schwer, und als er sie dicht vors Gesicht hielt und genauer betrachtete, sah er, daß sie ungeheuer präzise gearbeitet war. Jemand mußte sehr viel Zeit und Mühe darauf verwandt haben, sie anzufertigen.
    »Gut«, murmelte Bill nach einer Weile. »Die Rollen sind verteilt. Fangen wir an.« Seine Augen glänzten wie die eines Kindes, das zum ersten Mal einen Weihnachtsbaum sieht. »Recke, Held und Fee sind startbereit. Würfeln wir aus, wer anfängt.«
    Zamorra stellte seine Figur neben die der anderen in die Mitte des Spielplanes und griff nach seinem Würfel. Draußen heulte der Wind um die uralten Gemäuer der Burg, und

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