0364 - Shimadas Höllenschloß
zudrehte und einen Arm erhoben hatte. Der andere, der plötzlich erschienen war, mußte Shimada sein, obwohl die Entfernung zu groß war, um etwas Genaueres zu erkennen.
Wenn Shimada und Yakup sich gegenüberstanden, gab es dafür nur einen Grund.
Kampf!
Und den wollte ich miterleben, um eingreifen zu können.
Ich begann zu rennen wie ein Irrer und kam nicht vom Fleck. Die Magie des Höllenschlosses war stärker als ich. Sie bewies mir dies, als mich plötzlich eine Kraft packte und wie einen Spielball in die Höhe schleuderte…
***
Treffer!
Shimada war dem wuchtig geschleuderten Wurfstern nicht ausgewichen. Breitbeinig hatte er abgewartet, um dem anderen zu zeigen, wie wenig ihm dieses gefährliche Geschoß ausmachte.
Richtig geschleudert, war der Wurfstern eine perfekte Waffe. Es gab nur wenige Ninja auf der Welt, die ihn beherrschten wie Yakup, aber gegen Shimada richtete er damit nichts aus. Der Wurfstern hackte in die Kleidung der Gestalt, verfing sich darin und blieb irgendwo stecken. Die Stelle konnte Yakup aus seiner Position nicht erkennen.
Er hörte das Lachen.
In dem schmalen Gang schallte es wie aus einem Trichter. Es drängte sich ihm förmlich entgegen, und Yakup hörte sehr deutlich den Triumph aus den folgenden Worten.
Auch ihr Klang ähnelte dem Lachen vorhin. »Willst du mich tatsächlich mit diesen Waffen schlagen, Yakup? Ich habe mir etwas anderes vorgestellt.«
Ich auch, dachte der Türke und daran, daß alles nur ein Versuch gewesen war.
Er besaß noch andere Mittel.
Mit einer geschickten Bewegung ließ er den Bogen über die Kante seiner Schulter rutschen, fing ihn sicher auf und holte gleichzeitig einen Pfeil aus dem Köcher.
Dabei warf er einen knappen Blick über die Schulter zurück. Er hatte erwartet, gegen die Wand zu schauen, doch er erkannte noch im gleichen Moment seinen Irrtum.
Der Gang führte auch hinter ihm weiter. Lang und schmal, wie ein Tunnel, und er endete dort, wo sich der offene Ausgang des Höllenschlosses befand.
Dort wollte er nicht hin, sondern Shimada endgültig zur Hölle schicken. Blitzschnell legte er den Pfeil auf die Sehne, spannte den Bogen und ließ los.
Das surrende Geräusch klang wie eine gefährliche Musik. Die Geschwindigkeit des Pfeils war so immens groß, daß er mit den Blicken kaum verfolgt werden konnte.
Und er traf.
Diesmal aber nicht Shimada, denn der Dämon hatte etwas als Deckung vor seine Brust gehalten, das ihm nicht gehörte.
Es war der Fächer!
Ihn mußte Amaterasu, die im Dunklen Reich verschollen war, zurückhaben, um endlich die Stätte des Grauens verlassen zu können.
Der Fächer war etwas Besonderes. Man konnte ihn sowohl als Angriffs- als auch als Abwehrwaffe benutzen, und der angeschossene Pfeil traf genau die Stelle des Fächers, wo eine rote Sonne abgebildet worden war.
Er prallte nicht ab, blieb stecken, zitterte noch nach und glühte einen Augenblick später auf.
Im Fächer verbrannte er. Aschereste fielen zu Boden. Mehr blieb nicht zurück.
»Auch damit schaffst du es nicht!« brüllte Shimada seinem Gegner entgegen. »Willst du es noch weiter versuchen, oder möchtest du aufgeben, Yakup?«
»Nein, ich kämpfe.«
»Ich warte auf dich!«
»Willst du dich nicht stellen, Shimada? Oder bist du so feige, daß du einem fairen Zweikampf aus dem Weg gehst. Mann gegen Mann, das ist meine Devise. Ich will es mit dir ausfechten, ich will mit dir kämpfen. Zieh dein Schwert, zeig mir die Klinge, laß uns…!«
»Gern, wenn du kommen willst, ich bin bereit!«
Shimadas Worte klangen sehr sicher. Sie ließen Yakup mißtrauisch werden, denn er wurde das Gefühl nicht los, daß Shimada noch einige Trümpfe in der Hinterhand behielt.
»Traust du dich nicht?«
Das brauchte man Yakup nicht zu sagen. Er traute sich schon, und er hängte den Bogen wieder über seine Schulter, um mit einem glatten Griff seine für ihn stärkste Waffe zu ziehen.
Das Ninja-Schwert!
Schmal, glänzend, leicht gebogen, an beiden Seiten geschliffen, und ungemein scharf.
Fauchend zerteilte der junge Türke damit die Luft, als er die Klinge ein paarmal hin- und herbewegte. Er schlug sich gewissermaßen ein, um gegen Shimada angehen zu können.
Die lebende Legende erwartete ihn. Jeder Schritt, den Yakup vorging, war federnd, steckte voller Kraft, und er spürte das Brennen auf seinem Rücken nicht mehr. Voll und ganz konzentrierte er sich auf seinen Gegner, da er die endgültige Entscheidung wollte.
Deshalb war Shimada ja auch erschienen. Er
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