0380 - Das Zeitkommando
Natrin Koczon, können Sie uns dafür garantieren, daß der Zeittransmitter exakt funktioniert? Wir dürfen auf keinen Fall zu früh bei Nayn Ichtrac erscheinen. Die Vernichtung von Scimor dürfen wir auch nicht ungeschehen machen, indem wir vor der Zeit auftauchen. Das könnte zu ungeheuerlichen Komplikationen führen. Einzig und allein das entkommene Maahkschiff wird zerstört, das ist alles, Koczon. Ich glaube, Sie sind meiner Meinung."
„Der Transmitter arbeitet fehlerfrei, davon bin ich überzeugt. Sollten Sie wider Erwarten einige Stunden zu früh erscheinen, müssen Sie Ichtrac eben etwas hinhalten, bis der Angriff erfolgt. Aber bringen Sie sich in Sicherheit, wenn die Flucht einsetzt. Es könnte sonst passieren, daß man Sie bei Ichtrac findet und ebenfalls ermordet."
Rhodan lächelte kühl.
„Ein solcher Fall wäre Ihnen doch sicherlich dann aus der Geschichte bekannt - oder nicht?"
Koczon lächelte müde zurück.
„Möglich - oder auch nicht. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Das mit den Zeitparadoxa ist so eine Sache..."
„Ob es schon jemals welche gegeben hat?"
„Sicher, aber wir wissen es nicht. Ich bin davon überzeugt, daß mehrere Zeittransmitter in unserer Galaxis existieren, und ich bin auch davon überzeugt, daß sie benutzt werden."
Rhodan erwiderte nichts darauf.
„Gucky, Tako Kakuta und Andre Noir bilden mit mir zusammen das Zeitkommando", sagte er ruhig in das Schweigen hinein. „Unsere Mediziner und Biologen werden uns nach Koczons Angaben in Lemurer verwandeln. Für Gucky finden wir etwas anderes. Was würden Sie da vorschlagen, Koczon?"
Der Lemurer betrachtete den Mausbiber mit abschätzenden Blicken. Gucky begann sich unbehaglich zu fühlen und watschelte unschlüssig hin und her. Dabei tat er so lässig als ginge ihn das alles nichts mehr an. Immer dann, wenn es ans Verkleiden ging, wurde die Angelegenheit für ihn mulmig. Und diesmal ganz bestimmt auch.
„Hm", murmelte der lemurische Wissenschaftler schließlich, „wenn ich mich recht entsinne, gibt es auf dem Dschungelplaneten eine Tierart die wir damals Pimpiras nannten. Man hatte sie dann auch nach Scimor gebracht, wo sie sich vermehrten. Sie waren zahm und galten als possierliche Haustiere. Sie können behaupten, es handele sich bei Gucky um einen genetisch veränderten Pimpira, das erklärt zugleich die abweichende Körperform."
Gucky hatte es sich schlimmer vorgestellt.
„Ein Pimpira...? Nicht übel, mein Freund. Ist immer noch besser als ein Kaninchen oder sonst was."
„Stimmt", gab der Lemurer ihm recht. „Allerdings wurden die genetisch verformten Pimpiras später dann Beutelaffen genannt."
Gucky wäre ihm fast an die Kehle gesprungen.
„Beutelaffen? Sehe ich wie ein Beutelaffe aus? Wo ist denn der sagenhafte Beutel?"
„Den besaßen nur die ersten Züchtungsexemplare, aber der Name blieb dann. Du mußt dich damit abfinden, Kleiner."
„Koczon hat recht", half Rhodan dem Lemurer. „Entweder du wirst ein Pimpira-Beutelaffe, oder du bleibst hier."
Es blieb Gucky nichts anderes übrig.
Er war damit einverstanden, sich als Beutelaffe auszugeben.
*
Eine Stunde später war die Verwandlung der drei Terraner beendet.
Ihre Haut hatte die zartbraune Farbe der alten Lemurer erhalten, und zum Glück war es Natrin Koczon gelungen, auch noch gut erhaltene Kleidungsstücke zu besorgen. Es handelte sich um weite violette Roben, die seinerzeit von den Philosophen des Planeten Scimor getragen wurden. Man nannte diese Vertreter der Wissenschaft die „Schweigsamen". Sie gehörten zu dem sehr einflußreichen Orden der Porylester. In erster Linie betrieben sie eine ausgedehnte wissenschaftliche Humangenetik.
Als sie umgezogen waren, zögerte Rhodan plötzlich.
„Wir sind bereit", sagte Noir, der den lemurischen Namen Masithar erhalten hatte.
„Worauf warten Sie noch?"
Rhodan schüttelte den Kopf.
„Ich weiß nicht, Andre, ob wir vernünftig handeln. Schön und gut, die Verkleidung, aber was wissen die Lemurer vor zehntausend Jahren, welche Entwicklung ihre Nachkommen durchmachen werden. Wir müssen doch hoch zur Oberfläche, und ohne unsere modernen Kampfanzüge ist das unmöglich. Ich schlage also vor, daß wir sie auf jeden Fall noch zusätzlich anlegen."
Natrin Koczon erklärte sich ebenfalls damit einverstanden.
„Sie haben natürlich recht, Rhodan. Ohne die Anzüge könnten Sie niemals hoch zur Oberfläche, und gerade das wird im gegebenen Moment unerläßlich sein." Aus seiner
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