0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel
sie auf mich und sagte, ohne auch nur ein bisschen rot zu werden: »Und das ist Jerry, mein Cousin. Er kommt aus Los Angeles, um sich hier Arbeit zu suchen!«
Ich war so verblüfft über die glatte Lüge, dass mir nicht sofort eine Antwort einfiel. Stimp schien die Story sofort zu schlucken, denn er rückte mir einen Hocker heran und sagte: »Sie haben eine hübsche Cousine, und ich wäre stockeifersüchtig, wenn Sie nicht zur Familie gehörten!«
»Das kann ich gut verstehen«, sagte ich vage und warf Charlotte einen tadelnden Blick zu. Aber sie hatte jetzt Oberwasser bekommen und strahlte.
»Was machen Sie?«, fragte Stimp jetzt eifrig »Ich meine, was für einen Job suchen Sie hier?«
Ich wich der Antwort aus, indem ich für uns alle Drinks kommen ließ, aber Stimp gab nicht auf: »Halt, lassen Sie mich raten! Ich wette, Sie sind Pilot oder Rennfahrer oder so etwas!« Er grinste und trank seinen Whisky aus. Ich drehte mein Glas zwischen den Fingern und wollte gerade antworten, als Charlotte zwitscherte: »Nein, völlig falsch! Er ist Sportler, das sieht man doch!«
»So?«, fragte Stimp interessiert. Ich war nicht weniger neugierig, denn Charlottes Fantasie schien unbegrenzt zu sein. Sie sagte nicht ohne Stolz: »Er hat die Tauchschule in Santa Monica geleitet!«
»Donnerwetter!«, staunte Stimp, dann schien er etwas ztf überlegen. Plötzlich fragte er: »Und wieso machen Sie es nicht weiter?« Er schien an mir Interesse gefunden zu haben.
Ich sah Charlotte an, sie hatte den Blick gesenkt und spielte wie gelangweilt mit einer Zigarettenpackung.
»Er hatte einen kleinen Unfall!«, murmelte sie.
»Heißt das, dass Sie nicht mehr tauchen können?«, fragte Stimp.
Ich hatte plötzlich eine Idee.
Ohne Charlotte anzusehen, meinte ich gelassen: »Aber sicher kann ich noch tauchen, die Sache hatte einen anderen Haken, wissen Sie«, ich beugte mich vertraulich zu ihm hinüber, während Charlotte aufmerksam zuhörte, »nicht ich hatte diesen Unfall, sondern einer meiner Schüler.«
»Ach!«, sagte Stimp, aber es klang nicht, als würde ihn das traurig stimmen, im Gegenteil, es imponierte ihm sichtlich.
»Aber Sie sind immer noch Taucher?«
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte leichthin: »Während des Krieges war ich längere Zeit als Froschmann eingesetzt!«
Stimp schien eifrig zu überlegen. »Und Sie suchen wirklich Arbeit hier?«, fragte er zögernd nach einer Weile.
»Ja, ich wäre nicht abgeneigt.«
Ich bestellte noch eine Runde Drinks und beobachtete Stimp weiter. Er sah Charlotte an und murmelte: »Du weißt ja, was ich dir vorhin erzählt habe. Mein Bruder hat gesagt, wir brauchten einen neuen Taucher. Es ist sehr schwer, hier in der Gegend einen guten zu finden!«
»Das will ich glauben«, sagte ich selbstbewusst.
»Haben Sie eventuell Lust und Zeit, ein paar Wochen für uns zu arbeiten?«
»Wer ist ›uns‹?«, fragte ich.
»Die Bohrinsel da draußen.« Er wies mit der linken Hand auf die Fenster, hinter denen der Atlantik blitzte. »Wir bohren hier nach Öl, und die Stahlträger müssen laufend kontrolliert werden!«
»Und wie steht’s mit der Bezahlung?«, fragte ich.
»Ach wissen Sie, ich kann Ihnen noch nichts versprechen, Sie müssten mit meinem Bruder reden, oder sogar mit Mister Carlisle!«
»Ja, das würde ich gern tun!«, sagte ich. Charlotte packte jetzt meinen Arm und sah mich entsetzt an. Offenbar hatte sie jetzt ihre anfängliche Courage verloren. Stimp stand auf.
»Kommen Sie gleich mit!«, sagte er.
»Ja, aber es ist vielleicht besser, wenn ich zuerst…«, begann ich, aber Stimp winkte ab: »Nein, das können wir alles später erledigen, ich bin gerade mit dem Motorboot da, deshalb ergibt es sich, dass Sie gleich mitkommen können.«
»Na gut!«, sagte ich und überlegte krampfhaft, was ich am besten unternehmen sollte.
»Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte Stimp. Hinter mir holte Charlotte Luft, um etwas zu sagen, aber ich antwortete schnell: »Cotton, Jerry Cotton.« Ich sah zu Charlotte hinüber und lächelte ihr beruhigend zu.
»Fein, Jerry, am besten ist es, wir gehen gleich los!«
Ich zahlte unsere Drinks und stand auf.
Stimp murmelte etwas von: »Einen Moment bitte«, und ging in den hinteren Teil des Raumes, wo die Waschräume waren.
Charlotte wandte sich aufgeregt an mich: »Es ist viel zu gefährlich! Sie dürfen nicht dort für die Leute tauchen!«
»Und warum nicht?«, fragte ich.
»Ich habe eine Ahnung, als wäre das sehr
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