0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb
wurde oder ob ihm dieser Noody ein Zeichen gegeben hatte, wußten wir nicht.
»Die Herren«, sagte Higgold, »verlangen 500 000 Dollar und freien Abzug!«
Ich pfiff leise durch die Zähne.
Mr. High nahm diesen Schlag ohne sichtbare Reaktion hin. Er saß in seinem Schreibtischsessel, hielt den Hörer an sein Ohr und nickte nur stumm. Vor ihm auf dem Schreibtisch lagen noch die Spielkarten, mit denen er uns — Phil und mich — vorhin auf den Leim geführt hatte. Lauter Kreuz-Damen.
Bei Wahrsagerinnen soll das ja eine Karte mit ganz schlimmer Bedeutung sein.
»Hören Sie noch?« klang es aus dem Lautsprecher.
»Ich höre noch«, sagte Mr. High.
»Ich bin bereit, mein ganzes Vermögen zu opfern, um meine Familie zu retten«, keuchte Higgold. »Aber 500 000 — die habe ich selbst nicht. Helfen Sie mir…«
»Mr. Higgold — Sie und Ihre Familie sind gefährdet. In diesem Fall müssen Sie ganz allein entscheiden, was geschehen soll. Welche Vollmachten geben Sie uns? Wie groß ist die Gefahr für Ihre Familie und Sie? Was…«
»Die bringen uns alle um. Das haben sie schon gesagt. Ich glaube ihnen das auch. Wenn Sie diese Kerle…«
Wieder brach seine Stimme ab. Offenbar hatte der Gangster ihn wieder geschlagen. Leises Stöhnen ließ das vermuten.
Und dann brüllte es laut aus dem Lautsprecher.
»Helfen Sie uns! 500 000 sind doch nichts gegen das Leben meiner Frau und meiner Kinder!«
»Sie wollen also zahlen?« fragte unser Chef. Er konnte nicht anders. Das Leben unschuldiger Menschen hat den Vorrang in einem solchen Fall.
»100 000 kann ich selbst zahlen«, sagte Higgold. »Mehr habe ich nicht! Helfen Sie uns!«
»Wir werden für Sie tun, was wir können, Mr. Higgold!«
Der Chef machte Anstalten, das Gespräch zu beenden. Ich wußte, daß es ihm jetzt darauf ankam, unsere Ausgangsposition festzulegen. Dieses Telefongespräch konnte nicht weitergeführt werden. Der Gangster in Higgolds Haus weigerte sich, direkt mit uns zu sprechen. Also mußten wir sehen, wie wir an ihn herankommen könnten.
»Hallo!« kam nach einer kurzen Pause wieder Higgolds Stimme.
»Ja, Mr. Higgold?«
»Mr. Noody hat noch eine Nachricht für Sie. Er sagt, Sie seien ein Lügner. Noch während der Verhandlungen würden Sie falschspielen. Hier vor dem Haus wimmelt es plötzlich von Polizisten. Drei Streifenwagen, sagte er, seien da.«
»Nicht von uns veranlaßt«, kommentierte Mr. High kurz.
»Nicht auf Veranlassung von…« hörten wir aus dem Lautsprecher. Dann hatte sich wieder eine Hand über die Sprechmuschel geschoben.
Nach einer Viertelminute kam Higgold wieder.
»Ich soll Ihnen ausrichten«, sagte er mit rauher Stimme, »daß jetzt ein Polizist erschossen wird, damit Sie begreifen, wer hier zu bestimmen hat!«
***
Hart legte sich eine Hand auf die Gabel des Telefonapparates. Die Verbindung zum FBI war unterbrochen.
Benjamin B. Higgold spürte den harten Stahl der Maschinenpistole an seiner Seite. Der leichte Druck war für ihn ein Befehl. Er wandte sich von dem weißen Telefonapparat, der auf einem niedrigen Tisch weitab vom Fenster stand, ab. Mit langsamen Schritten ging er durch das große, geschmackvoll eingerichtete Zimmer.
Das Zimmer lag im ersten Stock eines großen, nicht mehr ganz modernen Hauses. Viele Partys hatten in diesen Räumen schon stattgefunden. Die Higgolds waren für ihre großzügige Gastfreundschaft bekannt. Ihr Freundes- und Bekanntenkreis war groß. Auch die Zahl der Geschäftsfreunde.
Higgold war als Geldmann bekannt.
»Immobilien — Grundstücke — Finanzierungen«, stand auf seiner Geschäftskarte. Ein Hauch von Wallstreet begleitete Higgold. Es war aber nur ein Hauch. Ganz hatte er es noch nicht geschafft. Seine Geschäfte waren eine Spur zu undurchsichtig.
Higgold managte nebenbei Schlagersternchen ud Schallplattenproduktionen. Böse Zungen behaupteten, er finanziere auch gewisse Wettgeschäfte. Für Geschäftsleute mit eisernen Grundsätzen hatte Benjamin B. Higgold deshalb neben dem Hauch von Wallstreet auch einen Hauch von Unbehagen.
Doch in diesem Moment, als Higgold quer durch das Zimmer mit den importierten und nicht ganz echten europäischen Stilmöbeln ging, galt dies alles nicht mehr.
Den Geschäftsmann begleitete jetzt der Gedanke an die 500 000 Dollar, über die er eben mit dem Mann gesprochen hatte, dessen Namen er nie mehr vergessen würde.
John D. High, Chef of the New York District, Federal Bureau of Investigation.
Higgold lachte kurz auf. Diese Männer dort
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