0652 - Höllenfeuer
Menschen angriff, tauchte ein loderndes Fanal hinter ihr auf.
Es raste vom Eingangsstollen her auf sie zu!
Nicole ließ sich einfach fallen. Zamorra wich zur Seite aus. Aber beide waren nicht schnell genug, der Fürstin der Finsternis zu entgehen. Die Dämonin bekam sie zu fassen, riß sie mit sich in die Luft und hatte dabei noch gar nicht registriert, welche Bedrohung sich ihr näherte.
Das FLAMMENSCHWERT!
Es tobte heran. Erfaßte mit seiner grellen Glut die Dämonin. Stygia kreischte auf, beschleunigte ihren Schwingenschlag und stieg senkrecht empor, der Hallendecke entgegen. Dabei riß sie Zamorra und Nicole mit sich in die Höhe.
Flammen leckten an ihrem Körper, verloschen aber wieder. Der Kontakt mit dem FLAMMENSCHWERT hatte nicht lange genug gedauert.
Das lodernde Fanal wich zurück.
Das FLAMMENSCHWERT hatte erkannt, daß es die beiden Menschen ebenfalls töten würde, wenn es die Dämonin vernichtete.
Es war eine fatale Patt-Situation.
Es war das erste Mal, daß das FLAMMENSCHWERT nicht in der Lage war, einen dämonischen Gegner zu vernichten!
Stygia lachte wild auf. Mit kräftigen Flügelschlägen, unterstützt von ihrer Magie, hielt sie sich unmittelbar unter dem Dach der Halle in der Schwebe.
»Was auch immer du bist, wer auch immer dich geschickt hat - gib auf!« schrie sie. »Du hast keine Chance! Wenn du mich tötest, sterben auch diese beiden Kreaturen!«
Im ersten Moment versuchte Zamorra noch, etwas gegen die Dämonin zu unternehmen. Aber er merkte schnell, daß er erstens nicht mehr die körperliche Kraft dazu besaß; die bisherigen Strapazen hatten ihn zu sehr erschöpft. Und zweitens hielt sie ihn an seiner Kleidung gepackt, die durch das Feuer ohnehin schon erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden war. Der Stoff begann zu reißen, und jede Bewegung beschleunigte diesen Vorgang nur. Zähneknirschend mußte Zamorra stillhalten. Ein Sturz aus dieser Höhe wäre höchstwahrscheinlich sein Tod; ganz bestimmt aber würde er erhebliche Verletzungen davontragen.
Er fragte sich, wie lange der Stoff überhaupt noch hielt. Es wurde Zeit, daß jemand etwas unternahm. Entweder Nicole oder - das FLAMMENSCHWERT.
Aber das verharrte…
Derweil wurde die Lage auch für Nicole kritisch. Die Dämonin hatte sie am Arm gepackt, an dem Nicole nun hing, aber ganz langsam lockerte sich Stygias Griff. Ob sie nicht genug Kraft hatte, um die Menschenfrau festzuhalten, oder ob sie absichtlich lockerließ, um eine Entscheidung zu erzwingen, darüber zerbrach Nicole sich jetzt nicht den Kopf. Es ging ums Überleben. Nachdenken konnte sie später immer noch.
Das FLAMMENSCHWERT…
Normal wäre die Verbindung zwischen Nicole und dem Amulett gewesen. Diese Verbindung hatte sich von Nicoles Seite her noch nie erzwingen lassen, sondern fand in manchen Gefahrensituationen spontan und ohne ihr Zutun statt, in anderen wiederum nicht. Sie besaß keinerlei Einfluß darauf. Fest stand nur, daß sowohl Merlins Stern als auch Nicole dabei ihre materielle Gestalt aufgaben und zu diesem flammenden Fanal wurden, von dem das FLAMMENSCHWERT seinen Namen hatte. Wenn sich diese Verbindung wieder auflöste - auch darauf hatte Nicole niemals Einfluß gehabt -, konnte sie sich später an nichts erinnern, was während der Verwandlung stattgefunden hatte.
Jetzt aber existierte das FLAMMENSCHWERT ohne sie…
Wie das möglich war, verstand sie nicht. Aber sie glaubte plötzlich eine Chance zu sehen.
Sie war ebenso wie Zamorra in der Lage, das Amulett mit einem Gedankenbefehl zu sich zu rufen.
Vielleicht funktionierte das auch jetzt?
Es gab drei Alternativen.
Erstens: es klappte nicht.
Zweitens: anstelle des Amuletts landete das FLAMMENSCHWERT in Nicoles Hand und damit auch in unmittelbarster Nähe Stygias, so daß Nicole es nur noch gegen die Teufelin zu schleudern brauchte. Was dann geschah, war eine andere Frage - vermutlich würde sie die Menschen in die Tiefe stürzen lassen.
Drittens: Nicole wurde wieder in das FLAMMENSCHWERT integriert.
So oder so war es mörderisch gefährlich. Unverletzt würde keiner von ihnen davonkommen, vielleicht starben sie sogar. Aber Nicole hatte in den letzten Stunden - oder Wochen? Immerhin war Zamorra darüber sogar ein Bart gesprossen, wenngleich sie auch beide im Seelenfeuer jegliches Zeitgefühl verloren hatten -zu viel ertragen müssen, um jetzt nicht zuzuschlagen, ganz gleichen, welchen Preis sie dafür zu zahlen hatten.
Sie war am Ende ihrer Geduld.
Immer wieder hatten sie es mit
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