07 - komplett
muskulösen Körper hätte jede Frau, dessen war sie sich sicher, vollste Bewunderung gezollt – selbst eine Frau, die vor wenigen Augenblicken vor Angst fast den Verstand verloren hätte. Er roch leicht nach Rasierwasser und Sattelleder. Es war kein unangenehmer Geruch, so wie sie es bei einem Einbrecher erwartet hätte, sondern ein äußerst maskuliner Duft. Aufregend männlich!
„Lassen Sie mich sofort los, Sir!“ Amelia war sich ebenso bewusst wie ihr Gegenüber, dass ihr Protest nicht gerade überzeugend klang.
Gray sah sie mokant an. „Das würde ich, Schätzchen, wenn ich der Ansicht wäre, dass es dir damit ernst ist.“
Mit vor Zorn blitzenden Augen sah sie ihn an und begann sich in seinen Armen zu winden. „Natürlich ist es mir ernst!“
Er schüttelte bedächtig den Kopf, denn durch ihr Gezappel drängten sich ihre weichen Rundungen nur noch intimer an ihn. „Das denke ich nicht.“
„Sie sind unverschämt, Sir!“
Sein Blick hing an ihren vollen, schönen Lippen, doch Gray hörte kaum, was diese Lippen sagten. Unnachgiebig hielt er ihre Taille umfangen, während er sich an sie schmiegte. Mit einer Hand umfasste er die wohlgeformte Rundung ihres Gesäßes, presste sie an seinen harten, erregten Körper.
Eine seltsam berauschende Wonne durchflutete Amelia, als er sich auf diese Weise an sie drückte, und sie verspürte eine nie gekannte schmerzlich brennende Sehnsucht.
Eine Sehnsucht, die sie an ihrem Verstand zweifeln ließ!
Dieser Mann war immerhin mitten in der Nacht ins Haus eingebrochen, hatte sich über sie lustig gemacht, und nun umarmte er sie zudem auf höchst intime – und sehr unschickliche – Weise. Sie war verrückt – vollkommen verrückt –, wenn sie es überhaupt in Erwägung zog, ihm weitere Freiheiten zu gestatten, ja es sogar genoss, in seinen Armen zu liegen.
Aufgebracht stemmte sich Amelia gegen seine Brust. Schließlich gelang es ihr, ein wenig Abstand zu gewinnen. Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück, und sie spürte, wie ein kalter Luftzug ihren erhitzten Körper kühlte. „Ich rate Ihnen, unverzüglich zu gehen, Sir.“
„Ach, wirklich?“
„Ja!“ Geflissentlich überhörte Amelia den Hohn in seiner Stimme. „Ehe mein ... mein Gatte erscheint und Ihnen den Verstand aus dem Leib prügelt.“
Er betrachtete sie mit argwöhnischem Blick. „Ihr Gatte, Madam?“
Amelia geriet ein wenig aus der Fassung. Entschlossen, den Mann in seine Schranken zu verweisen, hatte sie spontan einen Gatten erfunden, weil sie glaubte, ihn mit dieser Drohung mehr erschrecken zu können als mit einem Vormund. Zumal ihr Vormund durch Abwesenheit glänzte und sich äußerst rar machte! So rar, dass sie Lord Gideon Grayson noch nie begegnet war. Dennoch war die Behauptung, vermählt zu sein, wohl ein wenig voreilig gewesen.
Herausfordernd hob sie das Kinn. „Zweifellos sind Sie in dieses Haus eingedrungen, um unsere Wertsachen zu stehlen. Sie haben sich ... Sie haben sich mir gegenüber Freiheiten herausgenommen, und doch wollen Sie mir weismachen, nicht einmal zu wissen, in wessen Haus Sie eingebrochen sind?“, warf sie ihm ungehalten vor.
Ihre Augen funkelten und ihre Wangen glühten von den „Freiheiten“, die er sich herausgenommen hatte. Sie sieht bezaubernd aus, wenn sie wütend ist, dachte Gray.
Zu schade, dass sie eine Lügnerin ist.
Seine Miene wurde hart. „Ist es notwendig, den Namen des Mannes zu kennen, den man ausrauben will?“
„Ich dachte, es sei für Sie sehr wohl von Interesse, ja!“
Gray zuckte mit den Achseln. „Dann kläre mich auf, mein Schatz.“
„Ich bin nicht Ihr Schatz“, erwiderte die hochnäsige kleine Dame temperamentvoll.
„Und Steadley Manor befindet sich im Besitz von Lord Gideon Grayson.“
Diese Tatsache war Gray – besagtem Lord Gideon Grayson – selbstverständlich bekannt. Ebenso wusste er auch sehr genau, dass er keine Gattin hatte. „Ist das der Mann, mit dem Sie verheiratet zu sein behaupten?“
„Ich behaupte es nicht nur, ich bin mit ihm verheiratet, Sir“, antwortete Amelia bestimmt. Auf ihre Bemerkung verfiel er in ein unheilvolles Schweigen, das sie zunehmend beunruhigte. Sie krauste die Stirn. „Zweifellos haben Sie Gerüchte vernommen, dass mein ... mein Gatte bei seinen Aufenthalten in London der Spielleidenschaft frönt und zahllose Affären haben soll. Aber lassen Sie sich von seinem Ruf als Lebemann nicht täuschen, Sir. Ich versichere Ihnen, er ist ein ausgezeichneter Schütze. Und es wird
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