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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Schemel, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und brachte ihre Finger über der Tastatur in Stellung. Sie konnte immerhin versuchen, das Gefühl wieder aufleben zu lassen, das sie in der Kirche gehabt hatte, wenn auch in abgeschwächter Form. Ihre Noten waren auf dem Ständer - Bosworths Übungenfür Anfänger oder auch »das grüne Buch«, wie sie es gerne nannte -, und das Präludium in C-Dur war aufgeschlagen. Sie spielte jede einzelne Note mit großer Konzentration - linke Hand, rechte Hand... lauter, leiser -, dann die beiden letzten Systeme mit beiden Händen zusammen. Die Koordination machte ihr immer noch Mühe, aber mit jeder Stunde, die sie übte, wurde es leichter. Ihre Lehrerin war von ihren Fortschritten angetan, und Gemma war wild entschlossen, sich die Stunde am Samstag unter allen Umständen frei zu halten.
      Sie spielte ihre Übungen durch, kostete die wenigen Minuten voll aus, in denen sie an nichts denken musste außer an die Abfolge der Noten und in denen sie nichts wahrnahm bis auf den Klang der Musik. Aber allzu schnell war sie am Ende angelangt, und sie wusste, dass sie sich nur davor gedrückt hatte, über das Problem nachzudenken, mit dem sie schon seit Monaten rang.
      In den zwei Jahren, die sie Superintendent Duncan Kincaids Partnerin war, hatte ihre persönliche Beziehung zuweilen ihre berufliche Zusammenarbeit belastet - und doch auch bereichert. Sie kannten einander, konnten voraussehen, wie der andere denken und reagieren würde, und so hatte sich ihre Partnerschaft zu einer fein abgestimmten kreativen Einheit entwickelt: zu einem Ganzen, das mehr war als die Summe seiner Teile.
      All dies war Gemma bewusst, und es war ihr auch klar, wie viel es für sie beide bedeutet hatte, ihre Tage zusammen zu verbringen, einander so nahe zu sein und alles zu teilen.
      Aber sie war nicht zur Polizei gegangen, um ihre Karriere als Sergeant zu beschließen. Es war Zeit für eine Beförderung, und wenn sie sich nicht bald rührte, würde man sie als Blindgänger abtun. Aus dem Rennen, ihre Karriere noch vor ihrem dreißigsten Geburtstag zu Ende, all ihre hoch fliegenden Träume zerplatzt.
      Eine ganz einfache Rechnung, wenn man es so sah. Aber die Beförderung zum Inspector würde die Zuteilung eines neuen Aufgabenbereichs zur Folge haben, vielleicht die Versetzung in eine andere Einheit, und damit das Ende ihrer beruflichen Zusammenarbeit mit Kincaid. Und sie konnte sich nicht überwinden, ihm zu sagen, wozu sie sich entschlossen hatte.
      Sie stand auf und ließ den Deckel des Klaviers hart auf die Tastatur fallen. Es würde nicht einfacher werden, also wäre es das Beste, endlich auf die Ausreden zu verzichten und die Sache durchzuziehen. Gleich morgen früh würde sie ihn beiseite nehmen und ihm sagen, was gesagt werden musste. Und dann würde sie den Konsequenzen ins Auge sehen.
     
    Von der Stelle aus, wo Andrew Catesby stand, auf dem Gipfel des Wirral Hill, konnte er sich beinahe einbilden, in der Ferne die Mündung des Brue zu sehen, die leichte Senke, die den Übergang vom Land zum Meer markierte. Im Norden erhoben sich die Mendips, im Süden die etwas weniger hohen Hügel der Polden Ridge, und im Westen, zwischen seinem Standort und dem Meer, erstreckte sich die weite Ebene der Somerset Levels. Wann genau, fragte er sich, war ihm die Freude an dieser Aussicht abhanden gekommen? War denn gar nichts gefeit gegen diesen Zorn, der von ihm auszuströmen und alles zu beflecken schien, was er berührte?
      Phoebe, seine Spanielhündin, zog an ihrer Leine, und Andrew band sie los, damit sie noch ein wenig umhertollen konnte, bevor das Tageslicht ganz verschwunden war. Er wandte sich um und sah unten die Lichter des Safeway-Super-markts an der Straße nach Street, jenseits davon die ansteigende Flanke der Stadt selbst, und dahinter schließlich den allgegenwärtigen Schatten des Tor. Glastonbury war natürlich nicht wirklich eine Insel, schon seit Menschengedenken nicht mehr. Es war allerdings eine Art Halbinsel, verbunden mit dem höher gelegenen Gelände im Osten durch einen Vorsprung aus geschichtetem Kalkstein. Aber zu den verschiedensten Zeiten musste Glastonbury den Reisenden, die sich von Westen her genähert hatten, wie eine Insel erschienen sein - noch heute, da das Meerwasser durch ausgedehnte Deiche und tiefe Wassergräben, die so genannten rhynes, gebändigt war, konnten schwere Regenfälle dazu führen, dass das Wasser wieder gegen den Fuß des Wirral Hill

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