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0722 - Eiswind der Zeit

0722 - Eiswind der Zeit

Titel: 0722 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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stehenden Frau. Missmutig drehte diese sich um.
    »Was ist«, knurrte sie erbost. Sie war wohl reinrassiger Morgenmuffel.
    »D-d-da! Sehen Sie doch nur!«, stotterte der Mann aufgeregt und zeigte mit der Hand auf den Eiswind.
    Die Augen der Frau wurden groß, ihr Mund öffnete sich, doch sie schrie nicht.
    »Was ist denn da…«, hauchte sie, da hatte der Eiswind den Mann schon erreicht.
    Er wedelte mit seiner Arbeitstasche, als ob er das magische Phänomen damit vertreiben könnte, dabei wurde das Rauschen des Windes ständig lauter. Dieser Versuch hatte natürlich nicht die geringste Aussicht auf Erfolg.
    Er schrie auf, konnte aber das Unheimlich damit natürlich auch nicht vertreiben.
    Die anderen Leute in der Warteschlange waren durch den Schrei und die Reaktion des Mannes aufmerksam geworden.
    »Ist das 'n neues Hologramm-Spielzeug, Jeffrey?« wollte ein schlaksiger Jugendlicher mit schwarzer Wuschelfrisur, schockgrünem Ringerhemd und kurzen roten Hosen wissen. Dann weiteten sich seine Augen ebenfalls.
    Der Wind umhüllte die Arbeitstasche und die linke Hand des Mannes. Dieser schrie und wedelte stärker, damit das Phänomen verschwinden sollte, doch der Erfolg dieser Aktion blieb immer noch aus. Er keuchte, als er sah, dass sich die Tasche langsam in ihre Einzelteile auflöste. Der Inhalt fiel auf den Gehsteig und zerbrach beim Aufprall mit einem seltsamen Ton.
    »Hey, die Tasche ist zwar uralt, aber so zerbrechlich war die doch nicht«, tönte der Jugendliche weiter.
    Da bemerkte er, dass sich die Haut von der linken Hand des Mannes löste.
    »Jeffrey, was ist das?«, brüllte er den älteren Mann an. Dieser konnte vor Schreck keinen vernünftigen Ton hervorbringen. Der Wind schwebte einige Meter in die Höhe, bis er weit über dem Dach des Busses anhielt.
    Jetzt hatten auch die Leute in den anderen Bussen bemerkt, dass da etwas nicht stimmte. Sie spürten, dass es etwas Lebensgefährliches war. Die Busfahrer starteten ihre Fahrzeuge und verließen schnellstens die Haltestelle. Nur der Bus der Einsteigenden hielt noch. Die Leute waren blitzschnell in ihrem Bus verschwunden, als ob er ihnen Schutz gegen den Wind bieten würde.
    Jeffrey stöhnte laut auf. Die blaue Windhose kam wieder näher, der alte Mann stand wie erstarrt. Nun lösten sich Haut und Fleisch des linken Unterarmes und der linken Hand und klatschten auf den Gehsteig.
    Der Jugendliche hatte die Augen weit geöffnet ob dieses Grauens. Nach einer Schrecksekunde zerrte er am gesunden rechten Arm von Jeffrey.
    »Los, Jeffrey, schnell, weg hier!«
    »Mein Arm, meine Hand! Lou, wo sind sie?«, fragte Jeffrey emotionslos. Er stand eindeutig unter Schock.
    »Ich weiß es nicht, Jeff, weg von hier!«, brüllte der mit Namen Lou angesprochene in Todesangst. Er zerrte Jeffrey noch mal am Ärmel, da war der Eiswind schon heran.
    Er wurde größer und hüllte sie ein.
    Die Insassen des Busses bekamen alles von diesem Geschehen mit. Viele blieben stumm, einige schrien vor Angst, andere wiederum drängten den Busfahrer, doch endlich von diesem Ort zu verschwinden.
    Der Wind gab Jeffrey und Lou nach etwa einer Minute wieder frei. Die beiden Männer wanden sich und zitterten dabei. Jeffrey fiel hin und wälzte sich am Boden. Lou blickte ungläubig zum Bus hinüber, er hob beide Hände vor das Gesicht und schrie ununterbrochen. Da bemerkten es auch die Businsassen -seine Arme besaßen keine Haut und kein Fleisch mehr, dazu blutete er ununterbrochen. Zu seinen Füßen hatte sich eine große Pfütze des roten Lebenssaftes gebildet.
    In diesem Augenblick löste sich das Fleisch seiner Wangen. Sein Oberkörper bestand nur noch aus einem Skelett mit Wuschelhaaren. Blut färbte sein Ringerhemd dunkel.
    Auch er stürzte auf den Gehsteig. Er hieb seine skelettierten Hände solange auf den asphaltierten Boden, bis sie zerbrachen. Dann bewegte sich beide Männer nicht mehr.
    Die Windhose indessen verwandelte sich wieder in eine Kugel, schwebte höher und war kurz darauf den Blicken der Zuschauer entschwunden.
    »Wenn wir das jemandem erzählen, glaubt der uns nicht«, stöhnte ein Mann im Bus. Sein Nachbar musste sich gerade übergeben, wie einige andere Insassen auch.
    »Wir müssen es jemand erzählen«, sagte die Frau, die hinter ihm saß, mit bleichem Gesicht.
    Der Busfahrer, ein rothaariger Riese mit Vollbart, ließ den Motor an und fuhr los, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.
    Auf der Parkbank saß ein sehr zufriedener, gleichzeitig erschöpfter Magier und

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