0733 - Die Silbermond-Bestie
Die Ungeheuer waren in Valis Organhaus eingedrungen, und dann hatte es bei ihr nur noch zu einem Schrei gereicht, ehe sie entführt worden war.
An diesen düsteren Ort!
Sie hatte es mit Bäumen zu tun, die keine mehr waren, die sich verändert hatten, nur begriff die Druidin nicht, wie das möglich war. In einem Jahre dauernden Experiment hatten Padrig YeCairn, der schon die Organhäuser wieder zum Leben erweckt hatte, und der Sauroide Reek Norr sowie der Träumer Julian Peters einen der einst abgestorbenen Lebensbäume wiedererweckt, aber dann musste dieses Experiment völlig außer Kontrolle geraten sein.
War Julian dem Größenwahn verfallen, als er weitere Bäume im Alleingang erweckt hatte?
Sie alle hatten sich verändert!
Sie waren keine Bäume mehr, und Reek Norr und andere vermuteten, dass die Druidenseelen aus dem Jenseits in sie gefahren waren. Aber dann mussten diese Druidenseelen pervertiert sein, weil die Bäume mutierten und zu bösen Monstern wurden, deren Aussehen sich veränderte und die jetzt in der Lage waren, ihren Hain zu verlassen und über den Silbermond zu wandeln. Dabei machten sie nun Jagd auf die Lebenden.
Aber Vali war die einzige noch lebende Druidin auf dem Silbermond!
Die Sauroiden, Padrig YeCairn und Julian lebten natürlich auch, aber sie waren keine Druiden.
Einen Moment lang fragte Vali sich, was jetzt in der Organstadt geschah, die teilweise von Sauroiden bewohnt war. Fielen die Baumungeheuer jetzt auch über sie her, oder hatten sie nur gezielt Jagd auf Vali gemacht, um sie zu einer der ihren zu machen?
Wie überhaupt sollte das geschehen?
Valis Lebensbaum befand sich nicht unter den Monstern!
Die Druidin hätte es sonst deutlich gespürt. Aber ihr Baum, der als Erster erweckt worden war, musste an Ort und Stelle verblieben sein, wo seine Wurzeln sich ins Erdreich bohrten.
Sie brauchte ihn nicht!
Sie war die vielleicht einzige Silbermond-Druidin, die keinen Lebensbaum benötigte. Außer ihr gab es zwar auch auf der Erde noch einige Überlebende, wie Gryf, Teri und der äußerst zurückgezogen lebende Sergej, aber Vali war nicht sicher, ob deren Lebensbäume nicht irgendwo anders wuchsen. Es gab nichts, was dagegen, aber auch nichts, was dafür sprach.
Eigentlich sollte es unmöglich sein, dass ein Silbermond-Druide ohne seinen Lebensbaum existieren konnte. Verdorrte der Baum, starb der Druide. Starb der Druide, verdorrte sein Baum.
Sie war vor geraumer Zeit von dem mittlerweile toten Kältepriester Rrach stabilisiert worden. Dass es ausgerechnet ihr Baum war, den YeCairn als Ersten für seinen Erweckungsversuch ausgewählt hatte, bedeutete ihr weniger als den Erweckern - nämlich nichts. Sie konnte keinen Unterschied fühlen. Sie war von ihrem Baum völlig unabhängig.
Die anderen Bäume jedoch…
Sie waren jetzt zu Monstern geworden, und dieser Vorgang schien immer noch nicht abgeschlossen zu sein, denn Vali glaubte weitere Veränderungen an den Bäumen zu beobachten, welche sie aus ihrem Haus entführt und per zeitlosem Sprung hierher versetzt hatten!
Sie glaubte zu sehen, wie zwei dieser Bäume plötzlich auf unerklärliche Weise miteinander verschmolzen.
Unterlag sie nicht einer Täuschung? Wie sollte es möglich sein, dass aus zwei Bäumen ein einziger wurde, der dabei nur unwesentlich an Masse gewann?
Aber war es nicht auch unvorstellbar, dass diese Bäume ihre Wurzeln aus dem Erdreich schraubten, um sich wie Tiere oder Menschen frei bewegen zu können? War es nicht unvorstellbar, dass aus diesen Bäumen Monster wurden, die eine Gefahr für alle anderen Bewohner dieser Welt darstellten?
Als Gefahr zeigten sie sich, indem sie Julian Peters und auch Professor Zamorra angegriffen hatten, und indem sie Vali entführten und ihr androhten, sie zu töten, wenn sie nicht im Seelenkollektiv mit ihnen verschmelzen wollte!
Das war -das Unglaublichste von allem.
Der Verdacht, den der Sauroide Reek Norr hegte, schien sich zu bewahrheiten. Druidenseelen waren aus dem Jenseits zurück gekehrt und manifestierten sich in ihren mutierten Lebensbäumen!
Oder stimmte dieser Verdacht doch nicht, und aus den Bäumen selbst hatte sich etwas Denkendes entwickelt?
Rätsel über Rätsel, aber Vali fühlte sich dermaßen unter Druck, dass sie kaum in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen und die Situation in Ruhe zu analysieren.
Der Druck, der auf ihr lastete, wurde von Minute zu Minute stärker.
Das unheimliche Kollektiv wollte ihre Entscheidung
Weitere Kostenlose Bücher