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0757 - Welt ohne Menschen

Titel: 0757 - Welt ohne Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verständnis noch Mitgefühl.
    In meiner Verrücktheit habe ich viele Ereignisse falsch eingeschätzt und manche Dinge überhaupt nicht begriffen.
    Deshalb werde ich jetzt an den Folgen meines Sturzes sterben.
    Ich habe einfach nicht verstehen können, daß dieser unbekannte Raumfahrer lediglich Kontakt mit mir aufnehmen wollte.
    Der Fremde hat versucht, mir zu helfen und mich in diesen Behälter geschoben, in dem die Schwerkraft aufgehoben ist. Auf diese Weise hat er mich von meiner Verrücktheit befreit.
    Allerdings bezweifle ich, daß er damit auch meine schweren inneren Verletzungen heilen kann.
    Ich spüre, daß es mit mir zu Ende geht, aber es macht mir nichts aus.
    Ich genieße es, die letzte Stunde meines Lebens als vernünftiger und normaler Mensch zu verbringen. Und als fühlender Mensch, denn ich bin bestimmt nicht aphilisch.
    Der Fremde steht auf der anderen Seite des Behälters.
    Er hat keine Augen oder damit vergleichbare Sinnesorgane, aber ich bin sicher, daß er mich „sieht" - auf seine Weise.
    Ich wünschte, ich könnte mich mit ihm verständigen, ihm sagen, daß ich ihm dankbar bin.
    Aber das ist unmöglich.
    Schade, daß ich in diesem normalen Zustand nicht mehr mit dem Kardinal reden kann. Auch ihm hätte ich gerne erklärt, wie es jetzt um mich steht.
    Ich frage mich, wie der Fremde mich überhaupt gefunden hat.
    War es Zufall?
    Gibt es Zufälle?
    Hört mir zu, Kardinal und Raumfahrer, ich rufe mit allen meinen Sinnen nach euch und hoffe inbrünstig, daß ich euch auf diese oder jene Weise erreichen kann.
    Hört mir zu, Kardinal und Raumfahrer!
    Die Aphilie war der schlimmste Feind, der sich der Menscheit jemals entgegengestellt hat. Sie zerstörte das, was man die Seele des Menschen nennt.
    Wenn es irgendwo noch Menschen gibt, will ich hoffen, daß sie diese Bezeichnung auch verdienen.
    Fosconti berichtete von einem Medikament, das kurz vor dem Sturz der Erde in den Schlund des Mahlstroms überall auftauchte und die Menschen von der Aphilie befreite.
    Wenn sie auch als Aphiliker leben mußten, so konnten die meisten Menschen doch vor dem Ende diesen erbärmlichen und unwürdigen Zustand ablegen.
    Woher kam dieses Medikament?
    Sicher gab es nicht genügend Immune auf der Erde, daß sie es in diesem Umfang verteilen konnten. Und doch ist es zu einer breiten Verteilung gekommen.
    Das läßt mich hoffen, daß es irgendwo Kräfte gab und vielleicht auch noch gibt, die stärker s,ind als die Aphilie.
    Ich merke, daß ich immer schwächer werde.
    Kardinal! Raumfahrer! Ich rufe euch. Ich, Arlo Corbucetti. Zum letztenmal...
     
    20.
     
    „Ich werde ihn jetzt herausholen", kündigte Douc Langur an und näherte sich der Antigravwabenröhre.
    „Er sieht unverändert aus", bemerkte LOGIKOR.
    „Ich weiß", stimmte der Forscher zu. „Aber das kann auch täuschen. Du weißt, wie schwer es ist, ihn richtig zu beurteilen."
    Seine Stimme bekam einen nachdenklichen Unterton. „Irgendwie habe ich das Gefühl, daß er mir irgend etwas mitteilen wollte."
    „Nein", widersprach LOGIKOR. „Er hat sich überhaupt nicht gerührt."
    „Trotzdem", beharrte Langur. „Es gibt emotioneile Zustände, auf die man sich unbedingt verlassen sollte."
    Er öffnete die Wabe.
    Der Eingeborene kippte nach vorn, genau auf Langur zu.
    Langur fing ihn auf und hielt ihn fest.
    „Er lebt nicht mehr", sagte er erschüttert. „Ich bin dafür verantwortlich. Ich habe ihn in den Tod getrieben."
    „Auch Ursache und Wirkung müssen differenziert gesehen werden, Forscher", sagte der Rechner.
    „Nenn mich nicht Forscher!" sagte Langur in maßloser Erregung. „Ich werde diesen Namen nicht mehr tragen - nicht eher, bis ich diesen Fehler wiedergutgemacht habe."
    Er schaltete LOGIKOR aus und schob ihn in die Tasche.
    Dann trug er den Fremden hinaus und legte ihn auf dem Landeplatz nieder.
    Dann kehrte er in die HÜPFER zurück, um zu starten.
    Sein Ziel war ein großer zentraler Raumhafen.
    Tausende von Meilen entfernt, auf der anderen Seite des Atlantiks, fand etwa zum gleichen Zeitpunkt ein Mensch namens Alaska Saedelaere einen brauchbaren Fluggleiter und traf seine Vorbereitungen für einen Flug nach Terrania City.
    Und so kam es, daß zwei völlig verschiedene Wesen, die nichts voneinander wußten, wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt, einem gemeinsamen Ziel entgegenstrebten.
    Dort, in der größten Geisterstadt der Erde, in Terrania City, sollten sie schließlich zusammentreffen...
     
    ENDE
     

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