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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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hier mit seinem Schutzbefohlenen gemacht hatte.
    Der Professor hob beschwichtigend beide Hände.
    »Das zu erklären würde jetzt zu weit führen. Ich glaube, in Sachen Savant liegst du falsch, aber ich will dir da nicht ins Handwerk pfuschen. Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Es gibt da etwas, das ich schleunigst erledigen muss.«
    Der Abschied von Golar fiel dann ein wenig kühl aus, denn der Sorbonne-Professor mochte es nicht so sehr, wenn sich ein Kollege in seine Dinge einmischte. Zamorra beließ es dabei. Was nun zu tun war, hätte er Golar sicher nicht einmal in stundenlangen Erklärungen glaubhaft darlegen können.
    Zudem hatte Zamorra es eilig, sich an einen Ort zu begeben, an dem er absolut ungestört war.
    Es galt sich zu konzentrieren, denn das war notwendig, um einen ganz bestimmten Kontakt herzustellen.
    Dringend notwendig.
    ***
    Sie nannten ihn Dupont - sie riefen ihn Jean.
    Das störte ihn nicht weiter, auch wenn das nicht seine richtigen Namen waren - denn an die konnte er sich nicht erinnern. Vielleicht wollte er es auch nur nicht?
    Aber an ihren Namen sehr wohl - er nannte sie nur seinen Stern. Dupont zögerte einen Augenblick. Aber das war natürlich auch nicht ihr wahrer Name; der war ihm ebenfalls entfallen. Und sie waren füreinander bestimmt… sie hatte ihn schließlich erwählt. Erwählt unter allen Männern ihrer Welt.
    Er wusste nicht, wie lange er schon vor dem gezeichneten Palast kniete. Oben, in dem riesigen Gebäude, war alles still. Sicher war es längst nach Mitternacht. Wie immer. So hatte ihn auch heute niemand daran gehindert, in den Keller zu gehen - alle Pfleger und Schwestern wussten genau, dass dies Duponts Privileg war.
    Der dreigeteilte Palast in der weißen Stadt. Der Palast, deren Herrscherin ohne Dienstboten, ohne vielköpfige Wachabteilung und Sklaven auskam, denn hier lebte nur sie allein. Wenn Dupont nur lange genug auf die Zeichnung starrte, dann war ihm ganz so, als könne er in das Triptychon hineinblicken. Dort, im letzten großen Saal, saß sie auf ihrem Teppich aus Samt, gekleidet in hauchfeines Gespinst, das kaum etwas von ihrem wundervollen Körper verbarg. Sie trug das für ihn. Nur für ihn. Er sah ihre pechschwarzen Augen, die dicken Haare, die dunkler als das All schienen.
    Dupont fühlte den Schwindel, der ihn ergriff. Mit Macht riss er seinen Blick los. Warum nur hatte er ihren wahren Namen vergessen? Warum hatte er es nicht geschafft, Hilfe zu holen… warum war er gestrandet?
    Die, auf die er so gehofft hatte, waren nicht gekommen. Oder hatte er sie einfach nur verpasst? War es sein Fehler? Das alles verschwand hinter dem dichten Nebel, der in seinem Kopf waberte. Dabei wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, diesen Vorhang beiseite zu schieben. Doch er wollte es nicht. Wem hätte er seine Geschichte denn offenbaren sollen? Dem Professor Golar? Oder vielleicht dem Mann, der ihn am vergangenen Tag besucht hatte - er hatte um die weißen Städte gewusst. Doch Dupont traute ihm nicht. Er traute niemandem mehr.
    Das leise Zischen hinter ihm ließ ihn aufmerken.
    Geräusche gab es in der Nacht hier kaum. Höchstens das Trippeln von Mäusefüßen; das Personal hätte nie geglaubt, dass es die kleinen Nager auch hier gab, doch es war eine Tatsache. Die Mäuse und Dupont ignorierten einander geflissentlich.
    Jetzt allerdings war Dupont sicher, nicht mehr allein in den Kellergewölben zu sein. Angst empfand er nicht, nur Verwunderung. Langsam wandte er sich um.
    Zwei Männer standen keine fünf Schritte von ihm entfernt. Den einen kannte er - es war der Mann, der die weißen Städte zu kennen vorgab. Der andere… Dupont stutzte, denn an der hageren Gestalt war etwas, das ihm vertraut vorkam.
    Vertraut, so wie man einen Gleichgesinnten erkannte. Einen aus der eigenen Art.
    Ein Wesen der eigenen Rasse. Langsam ging Dupont auf die Männer zu.
    ***
    Vampire führen nicht unbedingt Handys mit sich.
    Ausnahmen bestätigten da sicher die Regel, denn die Nachtkinder bedienten sich bei Notwendigkeit natürlich auch der modernen Technik. Dalius Laertes allerdings zählte nicht zu dieser Fraktion.
    Mehr als nur einmal hatte Professor Zamorra die Tatsache verflucht, den Uskugen nicht in einem wirklich wichtigen Augenblick ausfindig machen zu können. Wo Laertes sich herumtrieb, das war stets seine Privatsache geblieben - und Zamorra wollte daran auch nichts ändern.
    Er wollte nur die Möglichkeit haben, dem Hageren im Ernstfall ein Zeichen geben zu können. Ob er sich

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