0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer

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erreichen; Kellerräume hatte man zu den Zeiten, in denen dieses Gebäude errichtet worden war, recht niedrig gehalten. Man sollte sich hier schließlich nicht lange aufhalten. Wände, Boden und Decke waren - wohl bei der Renovierung - ganz einfach geweißt worden.
    Doch von weißen Wänden konnte nun keine Rede mehr sein.
    Zamorra ließ das, was sich hier vor ihm ausbreitete, auf sich wirken. Langsam trat er an eine Wandstelle, betrachtete die Details. Es war einfach unglaublich! Ohne sich noch um Frank Golar zu kümmern, schritt der Parapsychologe von Raum zu Raum - in jedem einzelnen drehte er sich immer wieder um die eigene Achse, um nichts zu übersehen.
    Doch was er hier sah, das war ihm bereits im ersten der Gewölbekammern klar geworden. Es war so verrückt… so unmöglich… doch es existierte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als es so zu akzeptieren.
    Mit feinsten Strichen hatte hier jemand eine mächtige Stadt an die Wände der vielen leeren Räume gezeichnet. Nicht etwa grob im Strich, nur angedeutet. Nein, jedes Gebäude, vom einfachen Haus bis hin zur Kathedrale, war so unglaublich detailliert und perspektivisch perfekt gezeichnet, dass Zamorra es kaum fassen konnte.
    »Ist das nicht unglaublich?« Frank Golar stand keinen Meter hinter Zamorra, der seinen alten Freund glatt vergessen hatte, so sehr nahm ihn dieses Kunstwerk gefangen. »Es erinnert natürlich an Urville, wobei Gilles Trehin seine Stadt tatsächlich zu kreieren scheint. Dies hingegen…«
    Zamorra führte den Satz für Golar fort.
    »Dies hingegen scheint bereits in Duponts Erinnerung komplett zu existieren. Das wolltest du doch sagen, nicht wahr? Ja, das sehe ich auch so. Aber ich sehe noch mehr. Noch viel mehr.«
    Zamorra schloss für einige Sekunden die Augen. Ja, es sah noch mehr. Er sah, was dieser Savant Jean Dupont hier in unzähligen Tagen und Nächten erschaffen hatte.
    Professor Zamorra sah eine weiße Stadt…
    ***
    Armakath war es nicht.
    Zamorra war sich nach genauerer Betrachtung da ziemlich sicher, denn oft genug hatte er die weiße Stadt, die sich wie ein Geschwür in der Hölle ausgebreitet hatte, besucht - nicht immer ganz freiwillig, wie er sich gut erinnerte.
    Armakath lag seit einiger Zeit unter der Glocke aus Ton-Energie, die von dem Wesen namens Praetor erzeugt worden war. Damit hatte er die Stadt kurzerhand eingefroren , sie deaktiviert, denn die Wurzel Armakaths war zerstört worden… ihre Wächterin hatte diese Aktion nicht überlebt. Zamorra hatte das Problem der weißen Städte für eine gewisse Zeit aus seinen Gedanken verdrängt, es zumindest hintangestellt. Doch nun war alles wieder ganz präsent.
    »Die Stadt wirkt tot.« Frank Golar wies auf die Wände. »Nimm Urville als Vergleich - der Savant Trehin füllt seine Stadtbilder mit Leben. Bäume, Sträucher, Tiere und Menschen. Das hier ist… na ja… unbewohnt.«
    Wie hätte Professor Zamorra dem alten Freund erklären sollen, wie eine weiße Stadt aufgebaut war? Den Grund für die Existenz dieser Städte, die sich nach letzten Erkenntnissen des Zamorra-Teams überall in der Galaxis verteilt hatten, war auch ihm selbst noch ein Rätsel. Irgendetwas verband all diese Städte, deren eigentliche Bewohner - die sogenannten Urbanen - Zamorra noch nicht begegnet waren. Irgendein großer Sinn steckte hinter alldem. Artimus van Zant war als Krieger Armakaths am meisten in diese Sache verstrickt, auch wenn das nicht immer aus seinem freien Willen heraus der Fall war.
    Schild und Speer - die Attribute eines Kriegers der weißen Städte… noch immer gaben sie van Zant große Rätsel auf. Der Physiker hatte lange mit Zamorra darüber gesprochen, doch zu einem wahren Ergebnis waren sie natürlich nicht gekommen. Der Schild war eine Defensivwaffe, mit der die weißen Städte verteidigt werden konnten, der
    Speer hingegen hatte sich als eine ungewöhnliche Form eines Transportmittels gezeigt. Bisher konnte van Zant dies nur intuitiv zum Einsatz bringen - eine gezielte Reise zu einer bestimmten Welt beherrschte er in keiner Weise.
    Ob und wann sich das einmal ändern konnte, stand in den sprichwörtlichen Sternen.
    Zamorra betrat den nächsten Raum. Die Bilder setzten sich hier nahtlos fort. Doch dann stutzte der Professor. Zwischen zwei fein gezeichneten Gebäuden waren zwei Säulen zu erkennen, die dicht beieinander standen. Zamorra drehte sich um sich selbst - dort… erneut die Doppelsäule, die oben auf eine Weltkugel trug, die links und rechts kugelförmige