100 Prozent Anders
Sobald ich allerdings wieder im Fernsehen auftrat und ein neues Album von mir auf einem vorderen Platz in den Charts landete, waren sie plötzlich wieder da. So ist das nun mal …
Im Laufe der Jahre habe ich natürlich unheimlich viele Erfahrungen mit ganz unterschiedlichen Fans gemacht. Hier einige der spektakulärsten:
Viele Jahre bewohnte ich in Koblenz ein Penthouse, und wenn ich abends nach einem Essen oder einem Treffen mit Freunden nach Hause kam, ging ich mit meinem Hund noch die obligatorische Gassi-Runde. Es kam dann oft vor, dass selbst gegen zwei, drei Uhr in der Nacht plötzlich ein Fan hinter einem Baum hervortrat und so selbstverständlich „hallo“ zu mir sagte, als hätte man sich zufällig morgens beim Bäcker getroffen. Natürlich erschreckte ich mich immer halb zu Tode – und mein Hund gleich mit. Man weiß ja nie, was für ein Irrer da nachts vor einem steht und möglicherweise noch ein Messer zückt oder auf die Idee kommt, einen auszurauben. Bei einem besonders hartnäckigen Fan erstreckten sich diese nächtlichen „Hallo-Treffen“ über zwei Jahre. Aber auch damit muss man umgehen können.
Eines Tages stand eine weibliche Ausgabe dieser Extrem-Fans vor mir und erklärte mir mit ernster Miene: „Thomas, ich muss mal mit dir reden.“ „Aha“, entgegnete ich, „um was geht’s denn?“ „Also, ich will dir nur sagen: Die oder ich!“ „Hääää?“, meinte ich nur ratlos, „wie, die oder ich?“ „Ich sage nur, die oder ich!“, wiederholte sie. „Wen meinst du denn mit die, verdammt noch mal?“, wollte ich, leicht entnervt, wissen. „Tja, entweder die Claudia oder ich!“ Ich traute meinen Ohren nicht, glotzte die Frau an und sagte: „Das ist schnell geklärt: Claudia!“ „Dann siehst du mich in diesem Leben nie mehr wieder“, waren ihre letzten Worte, bevor sie beleidigt abrauschte. Und ich habe die Frau tatsächlich nie wieder gesehen, bis heute nicht.
Einmal wiederum kam ich spätnachts mit Claudia von einer Party zurück. Vor unserer Haustür lag ein Mädchen schlafend im Schlafsack. Ich weckte sie, und als sie mich sah, fing sie an zu zittern und zu weinen. Ich konnte sie kaum beruhigen, aber als sie sich gefangen hatte, erzählte sie, dass sie aus Ungarn komme, ein totaler Fan von mir sei und nun kein Geld mehr habe. Weder für die Übernachtung noch für die Rückfahrt. Oh, Mann, ich war müde und hatte jetzt einen Fan vor mir, den ich doch nicht so einfach draußen liegen lassen konnte. Ich bat das Mädchen zu warten. Claudia und ich gingen in die Wohnung. Ich musste dringend telefonieren. Es war mittlerweile halb drei Uhr, als ich in verschiedenen Hotels rund um Koblenz anrief und nach einem Einzelzimmer fragte. „Für welches Datum?“, lautete stets die Frage des Nachtportiers. „Äh, für jetzt gleich und sofort“, war meine Antwort. Endlich hatte ich dann Glück. Ich buchte für meinen ungarischen Fan ein Einzelzimmer und brachte sie zum Hotel. Dort erklärte ich ihr, dass dies eine Ausnahme sei und dass sie am Morgen mit dem Zug nach Bonn zur Botschaft ihres Landes fahren müsse. Auch für die Bahnfahrt gab ich ihr Geld. Sie fing wieder an zu weinen, da ihr Plan, nach Deutschland zu kommen und mich zu heiraten, wie sie zugab, damit fehlgeschlagen war. Okay, aber der von mir nicht verschuldete Liebeskummer war nun doch wirklich ihr Problem!
Ich fuhr nach Hause und fiel todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen rief ich bei der ungarischen Botschaft in Bonn an und erklärte der Dame am Telefon die komplizierte Situation. Mein Gegenüber verstand leider nicht, was ich ihm sagen wollte – oder wollte es nicht verstehen. Die Frau sagte nur: „Entschuldigen Sie, das Mädchen ist Ihr Fan, und deshalb müssen Sie ihr auch die Heimreise bezahlen.“
Mir fiel fast der Hörer aus der Hand. Ich sollte für einen mir völlig unbekannten Menschen bezahlen? Nur weil die junge Dame sich vorgenommen hatte, mich zu ehelichen, und sich dafür in das Abenteuer gestürzt hatte, ohne ausreichend Bargeld von Ungarn nach Deutschland zu reisen? „Sie hören mir jetzt mal gut zu, werte Dame“, antwortete ich gereizt, „sind Sie eine Repräsentantin der Botschaft, die Ihren Landsleuten bei Problemen im Ausland hilft oder nicht? Ich habe schon die Zugfahrt und das Hotel bezahlt. Das Mädel kommt heute Morgen mit dem Zug in Bonn an, und Sie kümmern sich gefälligst um sie. Haben Sie mich verstanden?“ „Ja, selbstverständlich“, war ihre kleinlaute Antwort. Ohne weiteres
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