Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1117 - Herr über Leben und Tod

1117 - Herr über Leben und Tod

Titel: 1117 - Herr über Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht. Sie löste sich aus dem Dunkeln, und über dem Wasser schien etwas zu schweben und sich dem Ufer zu nähern. Ein dunkler, dahingleitender Schatten, auf den ich auch die anderen aufmerksam machte.
    »Das muss er sein!« flüsterte Miller. »Das ist typisch für ihn. Ja, das ist er.«
    Wir warteten. Wohl in jedem nahm die Spannung zu. Auch ich war gespannt auf die Begegnung mit diesem seltsamen Menschen, der sehr leise über den kleinen See ruderte. Nur das Platschen war zu hören, wenn die Ruderblätter eintauchten.
    Wir taten nichts und warteten ab, bis er das Ufer erreicht hatte.
    Schon zuvor malte sich seine Gestalt deutlicher ab. Auch wenn er im Boot nur saß, fiel mir seine Größe auf. Und auch sein Aussehen.
    Wenn ich mich nicht stark irrte, dann trug der Mann so etwas wie eine Kutte, ein Gewand oder einen Kaftan.
    Wir warteten, bis der Bug des Boots durch das Ufergras schleifte.
    Einen Moment später saß er fest.
    Veritas ließ sich Zeit. Gelassen holte er die beiden Ruder ein, legte sie ordentlich hin und erhob sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung. Er brauchte nur einen großen Schritt, um aufs Trockene zu steigen. Er ging dann noch weiter und kam so nahe, dass wir ihn recht gut sehen konnten.
    Er war tatsächlich sehr groß. Und er trug auch eine Kutte. Selbst in der Dunkelheit war die rote Farbe zu erkennen und auch der breite Vförmige Ausschnitt, der einen großen Teil seiner glatten und völlig haarlosen Brust freiließ. Das Gewand reicht ihm fast bis zu den Füßen, und für mich war die Kleidung reine Nebensache. Ich sah mir sein Gesicht genauer an.
    Es war von einem grauen Haarkranz umgeben. Dünnes Haar, das lang wuchs und dessen Spitzen nicht regelmäßig geschnitten worden waren. Zur Stirn hin war es noch dünner als an den Seiten. Sein Gesicht zeigte einen finsteren Ausdruck, was auch an seinem Bart liegen konnte, der fast die Oberlippe, das Kinn und die unteren Drittel der Wangen bedeckte. Der Mund bestand aus sehr fleischigen Lippen. Darüber bog sich eine kräftige und leicht gekrümmte Nase vor. Seine Stirn war breit und hoch, aber die obere Gesichtshälfte wurde fast ausschließlich durch die dunklen Augen mit dem bohrenden und stechenden Blick beherrscht. Sie starrten mich an, als wollten sie mich sezieren. Nur für einen Moment, dann wanderte sein Blick weiter zu den anderen.
    Und noch etwas fiel mir auf.
    Vor der nackten Brust hing, an einer Kette befestigt, ein Amulett.
    Ein Drudenstern, ein Drudenfuß, den man in einem Zug zeichnen kann, und der auch Pentagramm heißt. Er war eingefasst in einen goldenen Kreis, und er selbst gab auch dieses leicht goldene Schimmern ab.
    Instinktiv spürte ich, dass dieser Drudenstern etwas sehr Wichtiges für ihn war. Vielleicht ebenso wichtig wie für mich das Kreuz, aber ich sprach ihn nicht darauf an.
    Veritas bewegte sich langsam und trotzdem nicht steif. Er hatte uns der Reihe nach angeschaut, nickte dann und sprach davon, dass wir sicherlich einen Erfolg erzielt hatten.
    »Ja, das haben wir!« erklärte Miller.
    »Es freut mich. Er war ein schlechter Mensch. Das habe ich sofort gespürt.«
    »Kannten Sie ihn?« fragte ich.
    Veritas drehte sich langsam zur Seite, damit er mir ins Gesicht schauen konnte. »Wer sind Sie?«
    »Ich gehöre dazu.«
    »Ah ja.« Er lächelte wie jemand, der einem anderen Menschen kein Wort glaubt.
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Kannten Sie diesen Killer?«
    »Nein, nicht persönlich, aber ich spürte ihn.«
    »Sie wussten also, wo er steckte?«
    »Ja, seine Aura war böse.«
    »Und das finden Sie heraus?«
    »Sicher. Es sind meine besonderen Fähigkeiten, die mich von den anderen oder den meisten Menschen abheben.« Um die anderen kümmerte er sich nicht, denn er hatte sich auf mich fixiert. »Das ist ebenso wie bei Ihnen, Mister.«
    Ich wich dem dunklen hypnotischen Blick seiner Augen nicht aus.
    »Was haben Sie an mir zu kritisieren?«
    »Keine Kritik. Ich stelle nur etwas fest. Ich spüre, dass Sie eine besondere Aura besitzen. Etwas strahlt von Ihnen ab, Mister…«
    »Ich heiße Sinclair John Sinclair.«
    »Danke. Sie werden meinen Namen kennen.« Für einen Moment wurde der Blick noch intensiver. Er war von meinem Gesicht nach unten geglitten, auf die Brust zu. Das Kreuz lag nicht offen, aber Veritas musste es merken, deshalb auch der Hinweis auf die Aura. Er hob den linken Arm an und streichelte über sein vor der Brust hängendes Amulett hinweg.
    Unter der Berührung begann es zu

Weitere Kostenlose Bücher