1186 - Dekalog der Elemente
verändern.
Wehe, wer sie unterschätzt! Wer sie für harmlose, verspielte Kobolde hält, wird bald erkennen müssen, dass sie in Wahrheit rasende Berserker sind.
Sie sind selbst im Dekalog der Elemente ein steter Unruheherd und bedürfen der ständigen Aufsicht des Elements der Lenkung.
Sie sind das ELEMENT DES GEISTES.
*
„Purpursinger, Purpursinger, wer reitet dich?" fragte der Tjan seinen Träger. „Du bist ein unruhiger, polternder Tjan, ein Polterjan", antwortete der Gruuth. „Und wer reitet Flankenschwinger?"
„Flankenschwinger leidet unter Grobian."
„Wer reitet Schattenweber?"
„Schattenweber wird von Rappelkopf geritten."
Polterjan kicherte, dass es seinem Träger körperlich weh tun musste. Es war eine Freude, endlich wieder auszuschwärmen und auf Abenteuer zu gehen.
Polterjan hätte zu gerne mit seinem Gruuth ein wenig Unsinn getrieben, aber da war der Lenker über ihm und ermahnte: „Keine Ausschweifungen. Solange ihr im Verband des Dekalogs seid, habt ihr euch gesittet zu benehmen. Oder ihr werdet ausgeschieden."
Das verfehlte seine Wirkung nicht. Jeder Tjan wusste, was es bedeutete, aus dem Dekalog verbannt zu werden. Wer ein nackter, körperloser Geist war, konnte mit einem Tjan mitfühlen, denn er war selbst auf einen Trägerkörper angewiesen.
In der Negasphäre aber gab es Zonen, die bar jeglicher Materie waren. Kerker der Schwärze, des Nichts. Für einen Tjan gab es nichts Schrecklicheres als solch einen Ort. „Bleibt bei euren Trägern, bis ihr das Zeichen zum Ausschwärmen bekommt. Ich zeige euch eure Spielplätze."
Das war wieder der Lenker. Die einzige Autoritätsperson, die ein Tjan auf Dauer anerkannte. „Bald ist es soweit, Grobian!"
„Endlich! Endlich!"
„Die Kasernierung bei den Anin An war ja die absolute Langeweile."
Die Tjan wurden immer unruhiger, je länger der Flug dauerte. Das bekamen die Gruuthe natürlich zu spüren, sie litten darunter. Aber dann hatte man das Ziel erreicht.
Purpursinger zuckte unter Polterjans aufkommender Erregung. „Ich würde dich nur zu gerne von meiner Anwesenheit erlösen. Aber der Lenker wacht über mich."
Polterjan ärgerte sich, und natürlich bekam sein Träger den aufsteigenden Zorn zu spüren. Aber was sollte er dagegen tun? Die Gruuthe hatten es gut, sie durften kämpfen, konnten ihre Fähigkeiten demonstrieren und all ihr Können ausspielen.
Durch das All raste ein Energieorkan, überall war Zerstörung. Polterjan erfuhr von Grobian, dass sein Träger einen Treffer bekommen hatte und nun alle erreichbare Energie bis zur Selbstzerstörung in sich aufsog.
Bevor Flankenschwinger sich auf das auserwählte Ziel stürzte und in einer Explosion verging, hatte sich sein Reiter abgesetzt. Von Partikel zu Partikel eilend, schoss Grobian quer durch den Raum auf eines der Feindobjekte zu und nistete sich in dem länglichen Ding geballter Materie ein.
Polterjan war neidisch. Aber er getraute sich nicht, auf eigene Initiative etwas zu unternehmen, solange der Lenker nicht die Erlaubnis gab.
Gruuth um Gruuth verging, und es war klar, dass ihre Tjan-Reiter sich zu Feindobjekten absetzten, anstatt sich einen anderen Gruuth als Unterschlupf zu suchen.
Polterjan wurde ganz kribbelig. Er konnte kaum mehr an sich halten.
Da kam endlich die Aufforderung: „Sucht euch eure Spielplätze, Tjan.
Tobt euch nach Herzenslust aus.
Legt alles nach Belieben in Trummer. Lasst keinen Baustein, kein Molekül auf dem anderen."
Das ließ sich ein Tjan nicht zweimal sagen. Aber die Erlaubnis, voll aus sich herauszugehen, kam fast zu spät. Purpursinger war ins Fadenkreuz eines riesigen Feindobjektes gekommen und wurde nun mit Energie überladen. Keine Frage, dass sich der Gruuth nun im Zuge der Zerstörung auf den Gegner stürzen würde, um ihm wenigstens noch Schaden zuzufügen.
Und so kam es. Aber Purpursinger konnte dem feindlichen Raumgiganten nichts anhaben, er verpuffte praktisch wirkungslos an seinem Energieschild. Das hatte auch sein Gutes, denn nun hatte Polterjan dieses lohnende Ziel für sich. Er nützte den Augenblick der größten Energieentfaltung, durch den der Schutzschirm des Raumgiganten für einen kurzen Augenblick instabil wurde, um durch eine Strukturlücke einzudringen.
Er drang in das riesige Gebilde ein und durcheilte es in wildem Übermut.
Da prallte er unverhofft gegen ein Hindernis.
Er erhielt einen furchtbaren Schlag, wurde förmlich zurückgeschleudert. Kaum hatte er sich von dem ersten Schlag
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