12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)
Feuerwehrmänner vor, die bald in Bluebird einfallen würden. Sie hieß uns mit offenen Armen willkommen, brachte uns in das Gästehaus, legte Decken und Kissen auf die Betten, machte ein Feuer im Wohnzimmerkamin an und brachte uns schließlich noch Sandwiches und eine Thermoskanne mit heißer Schokolade aus dem Café.
Carrie brachte auch Verbandszeug, Desinfektionsspray und Arnikasalbe für Annelises Füße. Meine unerschrockene Nanny hatte sich nicht damit aufgehalten, ihre Hausschuhe anzuziehen, als meine Schreie sie aus dem Schlaf gerissen hatten. Sie hatte nur eines im Sinn gehabt, das Leben meiner Söhne zu retten, und war daher barfüßig vom Aerie bis in die Stadt gelaufen. Ich hätte ihr einen großen funkelnden Orden ans Nachthemd geheftet, aber Orden waren gerade Mangelware, und deshalb kümmerte ich mich nur um ihre Abschürfungen und Schnitte und half ihr dabei, ins Bett zu humpeln.
»Du bist eine wahre Heldin«, sagte ich, als’ ich ihre Bettdecke glattstrich.
»Das gehört doch zum Job«, entgegnete sie lächelnd.
Ich umarmte sie, löschte das Licht und gesellte mich zu Toby und den Jungs, die um den Kamin herum saßen und heiße Schokolade tranken. In ihrem Schlafzimmer stand zwar ein Etagenbett, aber Rob und Will schliefen in Decken gehüllt auf dem Boden ein, während Toby und ich am Fenster die schier endlose Kolonne von Einsatzfahrzeugen beobachteten, die durch die Straßen von Bluebird rollte.
»Ich muss ins Aerie«, sagte ich leise, als die Zwillinge fest schliefen. »Heute Nacht noch.«
»Die Straße wird gesperrt sein«, sagte Toby.
»Ich brauche nicht die Straße zu nehmen«, sagte ich. »Bleiben Sie hier bei den Zwillingen?«
»Ich passe auf sie auf«, versprach Toby. »Ich könnte heute Nacht sowieso nicht schlafen.«
In weniger als einer Stunde hatte ich das Aerie erreicht, hatte ein paar notwendige und zwei unersetzliche Dinge in meine Reisetasche gepackt und war zum Gästehaus zurückgekehrt. Toby war noch auf. Ich brachte die Tasche in mein Zimmer und setzte mich wieder zu ihm. Wir blieben die ganze Nacht lang wach, aber wir redeten nicht viel, auch wenn er mir zu meinem rekordverdächtigen Lauf zum Aerie hinauf gratulierte.
»Und Sie haben Will bis zum Rand der Lichtung getragen«, fügte er hinzu. »Vor einer Woche waren Sie noch zu schwach, um ihn aus dem Van zu heben.«
»Es ist erstaunlich, wozu man fähig ist, wenn die eigenen Kinder in Gefahr sind«, sagte ich zu ihm. »Sie werden das auch eines Tages herausfinden, wenn Sie Vater sind. Man gibt sein Leben für die Kinder, auf die eine oder andere Art.«
Ich berührte die Narbe auf meiner Schulter und richtete meinen Blick auf den brennenden Berg.
Epilog
Es DAUERTE DREI Tage, bis das Feuer gelöscht war. Bis dahin hatte es vierhundert Hektar Wald verbrannt und majestätische Bäume in verkohlte Streichhölzer verwandelt, aber dank des Einsatzes der Feuerwehrmänner und des noch regenfeuchten Bodens breitete es sich nicht weiter aus, und das Aerie blieb völlig unversehrt. Am Tag vor Bills Ankunft bezogen wir es wieder, und obwohl er nur eine Woche bleiben konnte, blieben wir noch bis Ende August dort, als Toby wieder aufs College musste.
Als die Nachricht vom Feuer Danny Auerbach erreichte, kam er nach Bluebird, um sich den Schaden an seinem Besitz anzusehen. Während er sich in der Stadt aufhielt, lud ich ihn in Caroline’s Café ein und führte ein langes Gespräch mit ihm, nach dem er ein noch längeres Gespräch mit seiner Frau und seiner Tochter führte.
Danach nahm er sein geliebtes ›Baumhaus‹ wieder vom Markt und ließ auf dem Gelände eine Blockhütte für James und Janice Blackwell und ihr Kind bauen. Außerdem ließ er den Mineneingang versiegeln, den Toby und ich benutzt hatten, bevor ihn seine Söhne entdecken konnten.
Zwei Monate nach Tobys Abreise zogen die Blackwells mit ihrem neugeborenen Töchterchen in ihre Blockhütte. James nahm seine Tätigkeit als Hausmeister auf, als habe es nie eine Unterbrechung gegeben, und die Auerbachs nutzten jede Gelegenheit, um im Aerie Ferien zu machen.
Will und Rob verbrachten den größten Teil des Sommers auf der Brockman Ranch, und Toby entführte sie ein paar Mal zum Angeln oder Wandern. Aber als er ihnen das Goldschürfen beibringen wollte, schritt ich ein. Das Goldfieber war ein böses Virus. Ich wollte nicht, dass meine Söhne davon angesteckt wurden.
Maggie Flaxton verdonnerte mich dazu, während der Goldrausch-Tage Lotterielose zu verkaufen, aber
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