139 - Rätsel-Tempel des Dschinn
allerdings reichen wird, wissen die
Götter .«
»Sie können die Zukunft sehen, Magar«, wandte
sich die attraktive Blondine an den Iraner. »Dann werden Sie auch sehen, wie
der Kampf zwischen ihnen, dem Dschinn und den Dämonenanbetern ausgeht .«
Magar schüttelte den Kopf. »Wenn es so
einfach wäre - mir wäre wohler, glauben Sie mir. Ich kann mein Schicksal, das
mich heute nacht erwartet, nicht erkennen. Sehen Sie hier. Das Auge bleibt
dunkel... aber ich muß die Ungewißheit auf mich nehmen. Es gibt nur diese eine
Nacht und diese eine Möglichkeit. Der antike Tempel der Geheimbündler, der vor
kurzem bei Ausgrabungen entdeckt wurde, ist nur die Spitze eines Eisberges.
Gewissermaßen eine Art Vortempel. Der Haupttempel, von dem noch niemand etwas
weiß, und in dem sich der Mächtige, Unaussprechliche seinen Anbetern einst zum
erstenmal zeigte, liegt fünfzig Meter tiefer .«
»Ich habe mich darin aufgehalten«, berichtete
Morna. »Ich habe die Stunde miterlebt, als er sich zeigte .« Sie erzählte, was sie erlebt hatte, und beide hörten aufmerksam zu.
Magar atmete tief durch. »Es ist der Tempel,
der keine Tür hat und den nur die Eingeweihten aufsuchen können, oder die, die
der Dschinn selbst zu sich holt. Und noch einer kann ihn betreten: Ich. Mit
Hilfe des Zaubers und der Blüte, die für diese letzte große Auseinandersetzung
ihre Zartheit, Zerbrechlichkeit und Schönheit bewahrt hat. Sie scheint für
diese Nacht, die vor uns liegt, bestimmt gewesen zu sein .«
Die folgenden Stunden vergingen wie im Flug.
Draußen brach die Dunkelheit herein. In den
belebten Straßen der Millionenstadt gingen die Lichter an. In den winkligen
Gassen der Altstadt dagegen wuchs die Finsternis.
Eine Stunde vor Mitternacht verließ Achmed
Chachmah das Versteck des Weisen.
X-RAY-18 fuhr mit dem Cadillac, den er auf
einem öffentlichen Parkplatz abgestellt hatte, zum Flughafen.
Drei Minuten nach Mitternacht landete die
Maschine mit Larry Brent an Bord. X-RAY-3 war nicht wenig erstaunt, am Ausgang
der Flughalle seinen Kollegen Chachmah zu treffen.
Während der Fahrt in die Altstadt weihte der
Araber seinen amerikanischen Kollegen in alles ein.
Mit diesem Wissen lernte X-RAY-3 etwa vierzig
Minuten später den Iraner mit dem schlohweißen Haar und dem gleichfalls weißen
Backenbart kennen.
»Nun seid ihr zu dritt«, sagte Magar nach der
Begrüßung. »Ich will auch dem letzten unter euch sagen, was ich vorhabe. Ich
werde mich genau eine Minute vor zwei Uhr in den Tempel der Dämonenanbeter
versetzen. Das ist kein Problem. Die Magie, die ich aus den alten Schriftrollen
gelernt habe, macht es möglich. Ihr selbst werdet euch in der Nähe der
Ausgrabungsstätte aufhalten müssen. Ich werde versuchen, mit meiner eigenen
Kraft gegen den Dschinn anzugehen. Sollte es nicht reichen, werde ich eure
physische und psychische Energie anzapfen. Es kann sein, daß ihr kaum etwas
davon merkt. Es kann ebenso sein, daß der Eingriff euch erschüttert und bis zur
Bewußtlosigkeit schwächt, oder euch gar an den Rand des Todes bringt. Seid ihr
bereit, dieses Risiko einzugehen ?«
Larry, Achmed und Morna wußten, was auf dem
Spiel stand, und daß es keine andere Möglichkeit gab, dem Dschinn an den Kragen
zu gehen.
Ihr Leben war im Einsatz der PSA ständig
bedroht.
Wenn sie einen Fall annahmen, hatte keiner
von ihnen die Gewähr in der Tasche, daß er heil zurückkehrte.
»Wir fahren umgehend los«, sagte Larry Brent
kurz und bündig.
*
Achmed Chachmah steuerte den Cadillac. Der
Araber, der am längsten mit Magar konferiert hatte, kannte auch den Weg zur
Ausgrabungsstätte.
Sie lag im Hinterland. Weit und breit gab’s
in der Nähe keine menschliche Behausung. Die Ausgrabungsstätte schien leer und
verlassen, ein riesiges, rechteckiges Loch in der Landschaft. Mauerreste ragten
aus dem Lehmboden. Die Wände waren windschief, abgesackt auch die Böden. Die
Nischen, in denen angeblich rituelle Messer, Weihrauchgefäße, Krüge und
Schriftrollen früherer Hofmagier gefunden wurden, waren leer.
Die drei PSA-Agenten hielten sich am Rand der
Ausgrabungsstätte auf. So war es mit Magar vereinbart.
Die Dunkelheit hüllte die drei einsamen
Menschen ein wie ein Mantel.
Niemand sprach ein Wort. Die Luft war vor
Spannung wie elektrisch geladen.
Sie warfen einen Blick auf ihre Uhr.
In fünf Sekunden war’s genau eine Minute vor
zwei.
Die Blicke der drei wanderten zum Boden.
Was würde sich in diesem Moment unter ihren
Füßen
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