1608 - Ennox an Bord
Schaltungen blockieren, bevor es womöglich zu einer Katastrophe kam. „Habt euch nicht so!" beschwerte sich Philip. „Was soll an eurem Schrotthaufen noch kaputtzumachen sein? Aber von mir aus machen wir ein Spiel. Ich frage, ihr antwortet. Klar?
Also, wozu dient dieser Würfel hier, mit den bunten Flackerlichtern?"
Kassian hatte das Grinsen längst verloren und gab Atlan ein Zeichen, daß er sich jetzt höchstpersönlich um den dreisten Gast kümmern sollte. Mit festem Schritt ging er auf ihn zu und setzte zu einigen passenden Worten an.
Atlan nickte flüchtig. Plötzlich stand Theta neben ihm. Die inzwischen 58jährige Arkonidin mit dem silberweißen, fingerkurz geschnittenen und bevorzugt unordentlich gekämmten Haar schüttelte fassungslos den Kopf. Die Schönheit mit den großen grünen Katzenaugen und dem blassen Teint schien nicht zu begreifen, daß Atlan kein Machtwort sprach. „Und von denen sollen sich jetzt vielleicht schon mehrere hundert in der Toten Zone befinden, um für Bull Scout- und Handlangerdienste zu verrichten?" Sie schauderte. „Arkons Götter mögen uns vor ihnen bewahren. Ich habe Befehl gegeben, die anderen drei zu jagen und hierherzubringen. Es ist offenbar vollkommen sinnlos. Sobald es gelingt, sie in die Enge zu treiben, verschwinden sie - laufen weg oder teleportieren!"
„Das tun sie wohl kaum", sagte Atlan. „Dazu wären sie auf die fünfte Dimension angewiesen, und dann könnten sie nicht in die Tote Zone springen, wie sie es aber tun. Wir haben keine Ahnung, woher sie kommen, aber sie kamen nicht mit Raumschiffen, sondern waren einfach da - wie dieser Philip damals auf Wanderer."
„Das Ding, mit dem er gekommen ist, haben wir jedenfalls sicher", informierte Theta ihn. „Ich habe es unter energetische Fesselfelder legen lassen, und durch die kommt der Kerl kaum."
„Wir nannten ihn Ennox", fuhr Atlan fort, als hätte er sie gar nicht gehört. „Nun, da es mehrere von ihnen gibt, wurde daraus eine Artbezeichnung gemacht, und sie müssen sich als Individuen andere Namen geben lassen."
„Lassen?" wunderte sich Theta. Sie zog den Mund schief. „Haben sie denn selbst keine?"
„Bestimmt nicht solche wie Philip." Atlan gab sich einen Ruck. Was er von Philip über die Verhältnisse in der Toten Zone gehört hatte, war akzeptiert. Atlan hatte tausend Fragen, von denen die meisten zurückgestellt werden mußten. Wichtig war ihm jetzt zu erfahren, wer die Ennox waren, woher sie kamen und welche Ziele sie verfolgten. Umsonst tat niemand etwas. Bevor er sich überlegte, wie er aus den so unverhofft aufgetauchten „Helfern" Kapital schlagen und sie für seine Zwecke einsetzen konnte, wollte er mehr Klarheit haben.
Doch als er jetzt Philip zu sich winken wollte, hatte der Ennox gerade einen Formenergieprojektor dazu gebracht, eine ganze Ecke der Zentrale einfach verschwinden zu lassen, soweit es sich nicht um fest installierte Einrichtungen handelte. Stühle, Tische und andere Möbel lösten sich in nichts auf. Philip hatte einen höllischen Spaß und schrie mit seiner hellen Stimme: „Saustark! Nichts als heiße Luft, dieser Kasten! Das muß ich noch mal versuchen!"
Als er die Finger nach einem Pult ausstreckte, schlug ihm Kassian heftig mit der flachen Hand darauf. Philip kreischte, starrte den jungen Arkoniden zornig an und schlug zurück - allerdings auf Kassians rechte Wange.
Es klatschte.
Dann machte es „plopp", und Philip, der Ennox, war verschwunden.
Atlan ließ ihn über die Interkomanlage rufen und auffordern, zum Zentrale-Hauptdeck zurückzukehren. Es war und blieb vergeblich. Philip schien sich in irgendeinen Schmollwinkel zurückgezogen zu haben, falls er überhaupt noch an Bord der ATLANTIS war.
Und dafür sprach sein Vehikel, das sich nach wie vor unter den Fesselfeldern befand
3.
Mayhel Tafgydo war eine Ara, 92 Jahre alt, zwei Meter hoch, strichdünn und ihres Zeichens Chefmedizinerin der ATLANTIS. Ihr Spezialgebiet war die Genchirurgie, Organ- und Gliederersatz nach Programmwachstum, und anderes. Selbstverständlich war sie auch in der Allgemeinmedizin eine Klasse für sich. Mit ihrem blanken, eiförmig hochgezogenen Schädel ohnehin keine Schönheit, wirkte sie mit ihrer rechthaberischen, ja sturen Art noch unangenehmer. Bei Diskussionen konnte sie sich so in ihren Standpunkt hineinsteigern, daß sie bereits hysterisch wirkte. Nur wer sie gut genug kannte, der wußte, daß man mit Mayhel Tafgydo durchaus umgehen konnte.
Die Medo-Abteilung
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