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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Sie zerrte an den Drähten, riss an den Kabeln, kreischte und strampelte und schlug um sich; so lange, bis sie frei war. Sie stand auf – von einer Pritsche. Mit der Hand strich sie über das Metall. Es glitzerte wie Silber und strahlte die Wärme ihres Körpers aus, reflektierte das schummrige Licht im Zimmer.
    Zimmer? Sie blickte sich um. Ja, eine Art Krankenzimmer.
    Sie trat an eine der drei Glasfronten. Auch im Nachbarraum standen solche Pritschen, leere allerdings. Sie ging zur Glasfront gegenüber, sah hindurch: Der gleiche Anblick – ein quadratischer Raum, eine Pritsche, darüber eine schüsselartige Konsole, die von einem mehrgliedrigen, metallenen Deckenarm gehalten wurde und aus der zahlreiche Schläuche und Kabel herab hingen.
    Sie wandte sich zu der Pritsche um, auf der sie erwacht war.
    Abgerissene Kabel lagen darauf, verbogene Drähte und zerfetzte Manschetten aus Kunststoff daneben. Nur noch durch zwei Kabel mit dem Deckenschwenkarm verbunden, pendelte das kuppelförmige Gerät über der Pritsche. Das letzte Nachbeben ihres Kraftaktes.
    Wer hatte ihr das angetan? Wer hatte sie auf dieses harte Metallbett gefesselt? Und zu welchem Zweck?
    Sie drehte sich zur dritten Glasfront um – und entdeckte eine Tür, die auf einen Gang dahinter führte. Jeder Schritt schmerzte, als sie hinüber ging. Sie presste die Handballen gegen die Schläfen. Diese rasenden Kopfschmerzen! Was war nur geschehen? Ein Unfall? Ein Angriff? Ihr Hirn war wie leergefegt. Keine Erinnerung, nichts.
    Plötzlich kam eine nackte Frau mit langem blonden Haar auf sie zu. Auch sie drückte die Handballen gegen ihre Schläfen. Sie erschrak und blieb stehen. Die Nackte ebenfalls.
    Sie nahm die Hände vom Kopf und legte sie auf ihre Brüste.
    Die Nackte tat es ihr gleich. Ein Spiegel! Das gesamte Türblatt bestand aus einem Spiegel.
    Sie stützte sich mit den Handflächen gegen das kalte Glas, beugte sich ihrem Spiegelbild entgegen, sah in ein schmales, kantiges Gesicht, in grüne Augen. Ihr Atem schlug sich auf dem Glas nieder und trennte sie von ihrem Spiegelbild.
    »Wer bist du?« Das Spiegelbild blieb stumm. »Ich muss doch einen Namen haben…!« Ihr warmer Atem erneuerte den feuchten Schleier. Sie schloss die Augen, lehnte die heiße Stirn gegen das Glas. Wer bist du? Wie lautet dein Name? Erinnere dich, ERINNERE DICH…
    ***
    Berlin, November 2520
    Es regnete. Haarsträhnen klebten ihr auf Stirn und Wangen.
    Es machte ihr nichts aus. Manchmal fegte eine Windböe durch Gassen und Straßen, peitschte das letzte Laub aus den Büschen und trug den Klang der Trommeln und Fanfaren vom Marktplatz bis hierher, zur Terrasse des Palastes. Bis zu ihr.
    Jenny Jensens letzte Stunde als Königin von Berlin neigte sich ihrem Ende zu.
    Wenigstens erlebte die Neue eine verregnete Krönungsfeier dort drüben auf dem Markplatz! Hoffentlich klatschte ihr der Wind den nassen Kleidersaum in die Lügenfratze und die Krone aus dem falschen Haar! Jenny verzog ihr bleiches Gesicht zu einem Lächeln; ein bitteres, böses Lächeln. Sie drehte sich um und ging zur offenen Terrassentür. Wenigstens das Wetter hielt noch zu ihr. Welch billiger Triumph! Was nützte es denn?
    Nichts.
    Sie betrat den Palast. Vier der fünf Männer rechts und links der Tür und an den Fenstern taten, als achteten sie nicht auf sie.
    Alles ehemalige Getreue; und jetzt bewachten sie ihre frühere Königin wie eine Gefangene. Einst hatten sie Bulldogg gehorcht, dem treuen Oberst der Palastwachen. Jetzt gehorchten sie Arnau und seinen schrecklichen Gefährten. Seit vier Wochen war Jennifer Jensen eine Gefangene in ihrem eigenen Haus.
    Nur der fünfte Mann wandte den pickelgesichtigen Kopf und grinste, auf eine Weise, die seine Gedanken offenbarte.
    Wenn er nicht gerade die Befehle seiner Herren befolgte, dachte er an Sex. Das sprach er auch aus. So oft, dass Jenny sich schon von seinem Schatten angewidert fühlte. Er hieß Conrad von Leyden, war neunzehn Jahre alt und stammte, wie sein Onkel Franz-Gustav, angeblich aus einer Bunkerkolonie im Rheinland.
    Jenny hielt das sogar für möglich, denn der Bursche war klug und geschickt und seine Herrin hatte ihn nicht versehentlich als Oberaufseher über Jennys Wächter eingesetzt.
    Außerdem trug er häufig einen geschlossenen Schutzanzug.
    Sicher jedenfalls war eines: Wie alle anderen benahmen sich auch die beiden von Leyden wie willenlose Sklaven. Wenn Arnau pfiff, sprangen sie.
    Langsam schritt Jenny den Gang hinunter. Sie wusste, dass von

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