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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hätte die Hand schütteln wollen.
    Es waren alles dubiose Geschäftemacher, die mit allem und jedem handelten, wenn es nur profitabel war, egal wie weit außerhalb der Legalität. Von einem von ihnen, einem schmierigen, von Terra stammenden Gäaner, erfuhr sie: „Dein Spyke ist ein Verrückter. Nein, ich kenne seinen wahren Namen auch nicht. Spyke hat er sich genannt, und mir hat's genügt. Er ist insgesamt recht umgänglich, aber verrückt ist er schon, und zwar nicht zu knapp. Er hat sich offensichtlich zu intensiv mit der Geschichte der Provcon: Faust und vor allem mit den Zwottern und ihrer Heimat Zwottertracht befaßt. Der Planet der Zwotter ist für die Allgemeinheit eigentlich längst schon uninteressant. Aber nicht für Spyke. Er weiß alles über die Prä-Zwotter und deren Psychode.
    Und er läßt es nicht gelten, daß es keine Psychode mehr gibt. Er würde für eines dieser legendären Relikte, der Prä-Zwotter jeden Preis zahlen. Aber übers Ohr hauen läßt er sich deswegen nicht. Ich habe gehört, daß einer, der ihm eine Fälschung andrehen wollte, danach spurlos verschwunden ist. Aber wie will Spyke eine Fälschung erkennen und von einem richtigen Psychod unterscheiden, wo es doch keine mehr gibt? Weißt du, was ich glaube?
    Deinem Spyke ist die Beschäftigung mit den Prä-Zwottern zu Kopf gestiegen. Spyke ist jedenfalls ein Irrer. Welcher normale Vincraner will denn schon in der Wüste von Zwottertracht leben?" Es war nicht so, daß Saira ihre ganze Zeit ausschließlich den Nachforschungen über Spyke widmete. Sie ging weiterhin ihren Vergnügungen nach und verzichtete nicht auf ihre Affären, die kurzzeitige Ablenkung vom tristen Alltag brachten.
    Aber ihre bevorstehende Mutterschaft und Spyke nahmen einen breiten Raum in ihrem Denkprozeß ein. Sie wartete auf ein Zeichen, das ihr signalisierte, daß er wieder nach Gäa und nach Sol-Town zu Besuch gekommen sei. Aber er ließ sich nicht wieder in ihrem Gesichtsfeld blicken.
    Inzwischen hatte man ihr im Medocenter von Sol-Town anvertraut, daß sie doppelten Mutterfreuden entgegensähe.
    Zwillinge! Sie war nicht sicher, ob sie das gewollt hatte. Sie kam daher immer mehr zu der Ansicht, daß sie diese doppelte Freude nicht allein ertragen wollte, und entschloß sich schließlich, Spyke in seinem Domizil auf Zwottertracht aufzusuchen. Inzwischen hatte sie Informationen genug gesammelt, um zu wissen, wo sie ihn aufstöbern konnte.
    Saira Vandemar buchte Ende September, im fünften Monat ihrer Schwangerschaft, einen Flug nach Zwottertracht.
    Auf dem Raumhafen mietete sie von ihren letzten Ersparnissen einen Shift, der sie in jenes gottverlassene Gebiet brachte, in dem Spyke unter Zwottern lebte.
    An ihrem Ziel angekommen, erfuhr sie von Spykes zwotterischen Freunden, daß der Vater ihrer ungeborenen Zwillinge nicht mehr unter den Lebenden weilte. Eine Zwotterfrau namens Keemila vertraute ihr unter salbungsvollen Beileidskundgebungen folgendes an: Während seiner letzten Expedition, die er sofort nach seinem für Saira folgenschweren Besuch auf Gäa unternommen hatte, war er von einer Schlange gebissen worden und an deren Gift gestorben.
     
    *
     
    „Du kannst so lange bleiben, wie du willst, Saira", bot ihr die kleine Zwotterfrau mit einem Kopf wie eine riesige Kartoffel ah. „Alles, was Spyke gehört hat, ist dein."
    Saira nahm dieses Angebot erleichtert an. Zum einen erschien es ihr auf Zwottertracht gar nicht so unerträglich, wie sie geglaubt hatte. Zwar gingen ihr die dauernden Sandstürme auf den Nerv, und die abrupt einsetzenden Regengüsse waren nur ein anderes Extrem ohne Erholungswert. Aber manchmal rissen die Sandschleier auf, und die Sonne blinzelte durch.
    Dann erstrahlte der Wüstenplanet in einem goldenen Licht, und der auf Kakteenwäldern perlende Tau glitzerte wie Diamanten.
    Zum anderen gab es Spykes Hinterlassenschaft, mit der ein Teil seiner Schuld abgedeckt werden könnte. Aber bald stellte sich heraus, daß praktisch nichts da war, was es zu erben gab. Spyke hatte völlig mittellos in einem heruntergekommenen Steinhaus gelebt und war auf die Almosen der Zwotter angewiesen gewesen. Sie waren es auch, die seine Reisen durch die Provcon-Faust finanziert hatten.
    Im Augenblick gingen die Geschäfte mit den Touristen eher schlecht. Keemila bedauerte, Saira den Rückflug nach Gäa nicht finanzieren zu können. „Macht nichts", sagte Saira darauf. „Eine Weile werde ich es aushalten können. Wenn ich nur rechtzeitig zur Entbindung nach

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