2494 - Retroversion
Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Und jetzt? In der kleinen Streitmacht gegen TRAITOR vereinigten sich Lebewesen und Technik von vor zwanzig Millionen Jahren mit der von heute. Geistwesen wie der Nukleus und ehemalige Mächtige aus grauer Vorzeit zählten ebenso zu den Verbündeten wie die ehemalige Feldherrin
der Superintelligenz ARCHETIM. Neben ihnen kam sich Rhodan trotz seines Ritterstatus klein und unbedeutend vor, geradezu winzig.
Gleichzeitig aber riet ihm eine innere Stimme, nicht vor lauter Bescheidenheit zu schmelzen wie Butter in der Sonne.
Ich darf nicht kapitulieren, nur weil es sich bei KOLTOROC um einen Gegner von einer höheren Existenzebene handelt, schärfte er sich ein.
Er sprang von der Schwebeplattform und eilte zu der durchsichtigen Antigravröhre. Sie nahm ihn auf, zog ihn nach oben in den Rumpf der
JV-2.
Die Frauen und Männer der Besatzung erwarteten ihn schweigend. Sie verharrten in den Korridoren und an den Schachteingängen. Sie taten es nicht aus Ehrfurcht vor ihm, sondern weil es kurz vor zwölf war. Er selbst hatte die Uhrzeit und das Datum so gewählt.
Vor Rhodans innerem Auge zogen Bilder vorbei, Erinnerungen an Videoaufnahmen aus früheren Zeiten. Sie stammten aus der Zeit der ersten Atombombenabwürfe ebenso wie aus der nach dem Wüten des Dieners der Materie Ramihyn auf Terra. Zu einer bestimmten Uhrzeit blieben die Menschen überall dort stehen, wo sie sich gerade aufhielten. Der Straßenverkehr kam zum Erliegen, wenn Sirenen das Signal gaben. Alles Leben und jede Bewegung in den Städten und Dörfern schienen übergangslos eingefroren ...
Rhodan betrat den Hauptantigravschacht. Er war wie leer gefegt. Die Automatik packte seinen Körper in ein Prallfeld und beschleunigte ihn mit Höchstwerten. Die kilometerweite Strecke durch die Hantel bis hinauf ins Zentrum der JV-1 legte er in Rekordzeit zurück.
Ich bin schon wieder der Letzte, sagte er sich. Die anderen warten bereits auf mich.
Taffanaro hatte ihn in CHEOS-TAI aufgehalten. Der TAI-Servo der Heroenmet hatte sich gewissermaßen von ihm verabschiedet und ihm lapidar erklärt, dass das wohl einer seiner letzten Aufenthalte im GESETZ-Geber gewesen sei. Rhodan hatte ihm nicht widersprochen.
Das Prallfeld bugsierte den Terra-ner aus dem Schacht in den Ringkorridor bis zur Hauptleitzentrale. Er begann zu rennen, wusste aber gleichzeitig, dass er um mindestens zwanzig Sekunden zu spät kommen würde.
Gucky erbarmte sich seiner. Plötzlich tauchte der Ilt mitten im Korridor auf, schwebte neben ihm her und berührte seine Schulter. Der Ortswechsel vollzog sich schneller, als das menschliche Auge ihn bewältigen konnte. Rhodan rannte durch das offene Schott in die Hauptleitzentrale und bremste gerade noch rechtzeitig, bevor er gegen die Treppenstufen prallte. Mit schweren Schritten, der Würde des Zeitpunkts angemessen, stieg er hinauf.
Als er COMMAND betrat und neben Lanz Ahakin stehen blieb, erhoben sich alle Anwesenden von ihren Sitzen. Eine Minute lang gedachten sie schweigend der Toten in diesem Kampf, viele tausend Besatzungsmitglieder mehrerer Schiffe und Hunderte von Friedensfahrern. Innerhalb weniger Tage hatte der Kampf in Hangay mehr Opfer gekostet als die gesamte Expedition in die Vergangenheit.
Perry Rhodan richtete ein paar Worte an die Besatzungen. Er sprach vom Trost und davon, dass sie weiterhin alles unternehmen würden, um Opfer zu vermeiden. Je schneller sie handelten, desto besser.
»Wir haben in den nächsten Tagen und Wochen keine Gelegenheit zum Trauern, deshalb tun wir es jetzt. Und wir sagen unseren Kameradinnen und Kameraden, dass sie nicht umsonst gestorben sind. Sie haben ihren Beitrag geleistet, die Völker unserer Galaxien vor dem Untergang zu bewahren. Ich danke ihnen und auch euch!«
Er richtete seinen Blick auf den Holo-Globus. Ein zwei Meter breites Band in der unteren Hälfte des Holo-Globus war für die Opfer der drei zerstörten Schiffe reserviert, der PORTHOS, der ATHOS und der ARAMIS, aber auch für die 498 Friedensfahrer und Vibra-Pilotinnen, die in ihren OREON-Kapseln den Tod gefunden hatten, sowie die Terraner und die Heromet, die in CHEOS-TAI Opfer des Elements der Finsternis geworden waren.
Man konnte die Gedenkhologramme einzeln aufrufen und auf einem Scrollfeld die Namen der vielen tausend Opfer lesen. Auf Wunsch kehrten sie als dreidimensionale Abbilder für kurze Zeit zurück, während eine freundliche Automatenstimme ihren Lebenslauf erzählte und mit Videoaufzeichnungen
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