3 Ranch des Schicksals - Nur du und ich und die Prärie
ihr nichts zu erklären. Gib mir einfach meinen Sohn zurück und sag nichts weiter.
Oh, würde er doch nur nichts weiter sagen.
Sie kippte den Inhalt der Schubkarre auf den Misthaufen und machte sich auf den Rückweg zur Scheune, denn sie wollte Greg nicht unter freiem Himmel begegnen. Sobald er Publikum witterte, lief er zur Höchstform auf. Selbst im Normalzustand war er einige Dezibel lauter als alle Umstehenden. Greg liebte es, seinen Mitmenschen eine Szene zu machen.
Schade, dass ihr keine Zeit mehr zum Duschen blieb. Natürlich war es albern, aber wenn sie gut duftete, fühlte sie sich selbstsicherer. Greg machte sich nur selten die Hände schmutzig.
Als Mark die Scheune erreichte, rannte er sofort zu seiner Mutter und umarmte sie. Ich bin lieber bei dir. Dann eilte er zu den Kätzchen.
„Wir wollen in den Reptilienzoo“, begann Greg. „Und da dachten wir uns, du bist hier, also sind wir vorbeigekommen.“
„Die Ranch liegt nicht auf dem Weg zum Reptilienzoo.“ Sie zog die Lederhandschuhe aus und beobachtete, wie Mark ein grau getigertes Kätzchen in jede Hand nahm und sie an seinen Hals drückte. Am liebsten hätte sie sich bei der toleranten Katzenmutter und ihren Winzlingen dafür bedankt, dass sie den Jungen zum Strahlen brachten. „Aber Mark musste wohl unbedingt nach den Kätzchen sehen.“
„Die Bäckerei hat meine Route geändert. Ich habe jetzt den Supermarkt in Sinte und heute Morgen etwas dort abgeliefert. Dabei bin ich deinem neuen Freund über den Weg gelaufen.“ Er lächelte kalt. „Nennt sich Cougar, was?“
Celia stopfte die Handschuhe in eine Gesäßtasche ihrer Jeans. Sie hatte gelernt, in Ruhe abzuwarten, bis Greg endlich zur Sache kam. Auf die Weise ging es schneller.
„Er hat gesagt, dass er Mark fast überfahren hätte. Er hätte ihn umbringen können.“
So hat er sich bestimmt nicht ausgedrückt, dachte Celia. Sie kannte Cougar kaum, war sich jedoch ziemlich sicher, dass er das nicht gesagt hatte. Greg wollte sie nur aus der Reserve locken. Wenn sie den Mund hielt, würde er irgendwann verschwinden. Vielleicht sogar ohne Mark, falls ihm rechtzeitig eine Ausrede einfiel. Zum Beispiel, dass Klapperschlangen aus dem Zoo entwischt waren. Oder dass die Schildkröten in Quarantäne waren.
„Warum hast du nicht auf ihn aufgepasst?“
Darauf war sie nicht vorbereitet. Die Frage war logisch und quälte sie, seit es passiert war. „Wir waren in der Scheune“, antwortete sie leise. „Ich dachte, er …“
„Du dachtest“, unterbrach er sie hämisch. „Genau das ist dein Problem, Celia. Du denkst zu viel, anstatt auf ihn zu achten. Wer weiß, was er denkt?“
„Er hat mit den Katzen gespielt.“
„Und womit hast du gespielt? Heraus damit. Womit hast du gespielt, Celia.“ Er packte ihre Schulter. „Oder sollte ich lieber fragen, mit wem?“
Celia wich zurück, aber nur einen Schritt, und wehrte Greg mit einem trotzigen Blick ab. „Ich habe gearbeitet.“
„Dein Job ist der Junge, den du zu betreuen hast …“
„Hey, Mark.“ Cougar schlenderte in die Scheune, steuerte die Kinderstube der Katzen an und warf Celia einen aufmunternden Blick zu. Vor der Kiste ging er in die Hocke, berührte Mark an der Schulter und streichelte die Kätzchen. „Sind alle da? Hast du sie gezählt?“
Mark hielt ihm ein Kätzchen unters Kinn.
„Weißt du schon, wie viele Jungen und wie viele Mädchen es sind? Ich glaube, das Dreifarbige ist ein Mädchen.“ Er stand auf, ohne sich von der gespannten Stille verunsichern zu lassen, und sah Celia an. „Hi“, sagte er mit leiser, sanfter Stimme.
„Hallo.“ Plötzlich fühlte sie sich unerwartet ruhig. „Wie ich höre, seid ihr zwei euch schon begegnet.“
„Ja, Mark hat uns miteinander bekannt gemacht.“ Cougar zerzauste dem Jungen das Haar. Der Junge sah hoch und lächelte. „Ich bin froh, dass du hier bist. Du kannst mir helfen, ein Pferd auszusuchen.“
„Mein Sohn und ich haben etwas vor“, warf Greg ein. „Ich bin nur hier, um zu hören, was sie über den Vorfall gestern zu sagen hat. Bisher …“
„Ich bin mit Logan hier“, sagte Cougar zu Celia. „Ich habe vorher angerufen.“
„Deshalb haben die Jungen ein paar Pferde geholt“, erwiderte sie.
Er warf Greg einen flüchtigen Blick zu, als wäre er eine Figur in einer Fernsehsendung, die niemanden interessierte. „Mark und ich können sie uns ansehen, falls Sie beide reden müssen.“
„Mark ist bei mir.“ Greg baute sich vor Celia auf. „Dies ist
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