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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und sagte:
    „Aber nun, da wir einmal da sind, möchten wir fragen, warum Sie uns eigentlich haben zu sich kommen lassen, Herr Fürst.“
    Der Gefragte lächelte lustig vor sich hin und antwortete:
    „Nach den aktuellen Aufzeichnungen sind Sie es gewesen, der meinen Agenten Anton nach Langenstadt geführt hat?“
    „Ja.“
    „Welcher Umstand hat Sie denn eigentlich auf die Idee gebracht, daß sich der Hauptmann dort befindet?“
    Diese Frage brachte den Köhler in Verlegenheit. Wie leicht konnte er verraten, daß der Hauptmann ein Asyl bei ihm gefunden gehabt habe. Um sich aus dieser Verlegenheit zu ziehen, wendete er sich an seine Frau mit der Aufforderung:
    „Sag du es, Alte!“
    Aber sie war keineswegs gewillt, eine solche Verantwortung auf sich zu laden; darum entgegnete sie:
    „Das fällt mir gar nicht ein!“
    „Warum denn nicht?“
    „Du bist der Mann und mußt sprechen.“
    „Ach geh! Ihr Weiber habt viel gelenkigere Sprachwerkzeuge!“
    „Rede nicht so albern! Hier kommt es gar nicht auf die Werkzeuge an. Die Sache, um welche es sich hier handelt, ist die Sache des Mannes, nicht aber die Sache der Frau.“
    „Du hast aber doch soeben gesagt, daß den Damen stets der Vorzug gebühre!“
    „Im Niedersetzen, aber nicht im Antworten.“
    „Ja“, meinte der Fürst, welcher Mühe hatte, ein lautes Lachen zu unterdrücken. „Ich bin ganz der Meinung Ihrer Frau Gemahlin. Ich habe den Mann kommen lassen; nur mit dem Mann wollte ich sprechen, und er hat also zu antworten.“
    „Hm! Ich bin kein Freund von vielen Redensarten“, meinte der Köhler.
    „Das ist mir sehr lieb. Desto kürzer, prompter und deutlicher werden Ihre Antworten werden.“
    „Na, meinetwegen, so will ich mich darein ergeben.“
    „Also, ich wiederhole: Was hat Sie auf jene Idee gebracht?“
    „Das was der Kranke sagte.“
    „Ah, er hatte gesprochen?“
    „Ja, aber im Fieber oder so ähnlich.“
    „Was sagte er denn?“
    „Er redete davon, daß er vom Felsen geworfen worden sei, daß er nach Langenstadt wolle, zum Holzschnitzer Weber, und daß er aus Amerika komme.“
    „Das war freilich wichtig.“
    „Den Weber kannte ich, denn er ist mein Gevatter. Auch wußte ich, daß er Verwandte in Amerika hat.“
    „So haben Sie also gleich gedacht, daß der Verwundete einer dieser Verwandten ist?“
    „Ja.“
    „Das war aber doch kühn. Sie mußten ihn doch nach allem für den Hauptmann halten.“
    „Eigentlich ja.“
    „Uneigentlich aber nicht. Sie hatten wohl noch andere Gründe?“
    „Hm! Ja.“
    „Welche?“
    „Es wurde erzählt, daß ein Leutnant im Wald einen Menschen gefunden habe, einen Amerikaner, der ihn erst auf den Verunglückten aufmerksam gemacht habe.“
    „So, so! Weiter!“
    „Ich dachte, daß dieser Mensch der Hauptmann gewesen sei und den Amerikaner vom Felsen geworfen habe, um sich seiner Kleider und seines Geldes zu bemächtigen.“
    „Das war ein Zeichen eines ganz und gar ungewöhnlichen Scharfsinns, den ich Ihnen, offen gestanden, fast gar nicht zutrauen kann. Sie müssen unbedingt noch andere Gründe gehabt haben.“
    „O nein. Übrigens hatte der Fremde, der sich für einen Amerikaner ausgab, dem Hauptmann sehr ähnlich gesehen.“
    „Wer sagt das?“
    „Der Militärarzt und der Obergendarm redeten davon.“
    „Sie aber haben den Hauptmann auch gekannt!“
    „Ich? Oh, oh, Herr Durchlaucht!“
    „Nicht?“
    „Nein.“
    Der Blick des Fürsten war mit durchdringender Schärfe auf den Alten gerichtet. Daß dieser verlegen wurde, sah der Fürst; er war also überzeugt, das richtige vermutet zu haben und sagte darum in ernstem Ton:
    „Ich habe Sie für einen aufrichtigen Mann gehalten.“
    „Das bin ich auch.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Nicht wahr, Alte!“
    „Ja, Durchlaucht“, antwortete sie.
    „Und dennoch verschweigen Sie mir die Wahrheit!“
    „O nein!“
    „O doch! Sie verkennen mich. Ich bin weder Polizist noch Richter. Ich spreche nicht in amtlicher Eigenschaft mit Ihnen. Ich meine es im Gegenteil sehr gut mit Ihnen und möchte Sie gern vor Schaden bewahren. Das können Sie mir glauben.“
    „Hm! Ich wüßte nicht, was ich Ihnen sagen sollte.“
    „Sie wissen es! Ich will Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie zum Herrn Oberlandesgerichtsrat müssen. Er wird Sie nach Verschiedenem fragen, vielleicht auch nach Sachen, über welche Sie nicht gern Auskunft erteilen. Wenn ich um diese Sache wüßte, könnte ich den Herrn abhalten, davon zu sprechen. Das ist es, was ich

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