Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
Schinken schicken würde.
Mein alter Freund war noch immer kräftig; hatte dunkle Haare, mit etwas interessantem Grau darin. Er lachte mir fröhlich und total attraktiv entgegen; hielt aber im Arm seine glückliche hübsche Familie. Ich wurde neidisch und eifersüchtig zugleich. Verdammt, so gut sah mein Mann nicht aus! Auch seine Frau hatte ein schönes Gesicht, aber etwas breite Hüften.
Ich hatte all die Jahre nicht mehr an Fin gedacht; hatte mich nie gefragt, wo und wie er leben und wie er aussehen würde. Doch nun kam meine schöne Kindheit und seine süßen Briefe wieder in meinen traurigen Kopf und machten mich sofort einen Zeigertick fröhlicher. Mein Gott, Fin! Der süße, kleine Fin!
Ich fragte mich, wie es geworden wäre, wenn wir damals nicht in dieses Kuhdorf gezogen wären. Wäre ich dann jetzt vielleicht mit Fin verheiratet und hätte drei Mädchen?
Ich schaute mir immer wieder seine Bilder an und weinte um die Vergangenheit. Die Jugendzeit kam mir wie ein anderes Leben vor und ich fühlte mich plötzlich sehr alt.
In meiner Fotosammlung suchte ich kritisch nach einem Bild von mir, aber da ich Fin imponieren wollte, fand ich keines. So schickte ich ihm zunächst nur einen groben Lebenslauf, der mit mir und meinem langweiligen Hausfrauendasein nicht viel gemein hatte. Da ich in meiner Mutter-Hausfrau-Ehefrau-Rolle zurzeit nicht glücklich war und die Frau als Hausfrau keinen tollen Status hat, schwindelte ich mir ein paar Zeilen aus der Phantasie zu Recht. Was sollte es! Wir würden uns sowieso nicht sehen, da er auf Mallorca lebte und ich im Norden Deutschlands.
Hallo Fin,
ich finde es sehr nett, nach so langer Zeit etwas von Dir zu hören. Du siehst ja wirklich super aus! Du lebst also auf dieser schönen Insel. Sehr beneidenswert! Nun kurz zu mir: Ich lebe in Hamburg und bin Single. Habe eine Penthouse-Wohnung und zwei Katzen. Bin ziemlich gut beschäftigt, denn ich habe eine kleine Firma, die besondere Pralinen vertreibt. Ich sehe fast aus wie früher; habe noch kein graues Haar, aber leider zurzeit kein Foto parat. Für Kinder hatte ich keine Zeit und für Männer nur hin und wieder. Kurz gesagt: Ich bin rundum glücklich. So, nun muss ich aber Schluss machen, da ich noch einen wichtigen Termin habe.
Es würde mich sehr freuen, mehr von Dir zu erfahren.
Liebe Grüße
Selina
„Mais non!“ (aber nein!), wie meine Freundin Luise so schön zu sagen pflegte. Da hatte ich aber ein großes Lügennetz gesponnen. Und es machte mir sogar Spaß, mich in eine andere Rolle zu begeben, von einem anderen Leben zu berichten, das ich gar nicht lebte und wohl gerne gelebt hätte.
Mein wirkliches Dasein sah, aus meiner Sicht, ziemlich grau aus, aber das wollte ich Fin - und erst recht mir - nicht antun.
Fin sollte denken: Wow! Was für ein toller Feger! Wie schade, dass ich damals den Kontakt mit dieser Frau abgebrochen habe!
Kurz nachdem ich meine Mail auf den schnellen Weg gebracht hatte, erreichte mich prompt Fins Antwort. Klar, er war von meinem erfolgreichen Leben beeindruckt. Ich war hoch interessant für ihn. Vielleicht war seine Beziehung auch gerade etwas langweilig?
Er wollte ein Foto von mir! Er stellte sich - nach meiner erlogenen Beschreibung - eine attraktive Karrierefrau vor, die gepflegt war, von der Stirn bis zu den Fußnägeln.
Ich suchte verzweifelt ein zweites Mal nach einem hübschen Bild, fand mich aber auf jedem Foto hässlich. So saß ich auf dem kalten Fußboden, die vielen Fotos der letzten Jahre um mich herum verstreut, blickten mich meine Männer und ich mich selber meist lächelnd an. Schließlich schaute mich meine Freundin Luise von einem aktuellen Foto fragend an. Sie war ein dream woman; war fünf Jahre jünger als ich; groß, schlank, blond und besaß ein kleines feines Gesicht, mit einem mörderisch hübschen Lächeln und prallen echten Brüsten, die fast ihre Shirts sprengten.
Ohne zu überlegen, scannte ich ihr Foto, hängte das Bild von der attraktiven Luise an meine E-Mail und schickte sie vergnügt an Fin ab. Es dauerte nicht lange, da lagen im Posteingang die nächsten Zeilen von meinem E-Mail Freund. Hatte er nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag über alten Freundinnen zu mailen? Nun hatte er doch de facto Feuer gefangen und mir machte das Spielchen Spaß, bis dass der Wald brannte.
Ich erzählte niemanden von meinem wiedergewonnenen Briefpartner und freute mich wie damals, vor fünfundzwanzig Jahren, als Fin und ich unsere „Herzchen Briefe“
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