Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
Mein Leben lag vor mir wie ein umgekippter Turm aus Tausenden von Holzbausteinen. Mein wohl einziges Leben, das mir vor vierzig Jahren gegeben worden war, hatte ich durch ein selbstgemachtes Erdbeben zerstört und es schien fast hoffnungslos es neu aufzutürmen.
Wie ich das verheerende Erdbeben ausgelöst hatte, erzähle ich nur ungern, da ich mich heute für mein Verhalten schäme und alles bereue was ich getan habe.
Ich fange mit meiner Geschichte nicht bei meiner Geburt an, die war ziemlich normal, auch nicht bei meiner Grundschulzeit, die verlief ebenfalls ereignislos. Ich beginne mit meinen sehr persönlichen Schilderungen in den 80er Jahren; die Zeit, in der ich vom Kind sehr langsam zu einem geschlechtsreifen Mädchen heran wuchs.
Erst mit dreizehn Jahren entwickelten sich meine Brüste, die klein wuchsen und auch nie viel größer wurden. Sie erinnerten mich an geschlossene Knospen, die niemals aufgingen. Damals hatte es mich nicht sehr gestört, dass meine Bluse immer leer aussah, aber als ich die „Bravo“ regelmäßig studierte und mir die dicken Rundungen der anderen Damen in die Augen sprangen, bekam ich neidische Gefühle und hasste meine Knospen.
Als ich vierzehn Jahre zählte, interessierte ich mich langsam für die Jungen, die zu Männern wurden. Schön waren sie alle nicht, mit ihrem zarten Bartflaum, den Pickeln im Gesicht und auf dem Rücken, den man zum Glück nur im Schwimmbad sah. Ich kämpfte auch mit unreiner Haut, blöden Blutungen, die bei mir ständig in die Hose gingen und mit meinen Erziehern, die nur noch doof waren, egal was sie auch taten; sie konnten einfach nicht cool sein, auch wenn sie mit ihrem teuren Cabrio durch Kampen fuhren und laut die „Rollenden Steine“ hörten. Aus heutiger Sicht fand ich es ziemlich cool und hätte es auch gern getan.
Die Pubertät war schon eine dämliche Zeit und ich fragte mich damals ernsthaft, wer sie erfunden hatte und begann den Erfinder zu hassen.
Ich stand mir immerzu selber im Weg und versuchte mich von der Straße zu räumen, wie einen Stein, den man einfach nicht bewegen kann. Ich heulte um mich selbst und konnte mich einfach nicht lieb haben. Dabei sah ich, wenn ich mich heute auf alten Bildern betrachte, sehr gut aus. Ich war schlank wie eine Gerte und groß wie eine Tür in einem Friesenhaus. Meine Haare waren blond und erinnerten Oma an Liselotte Pulver, die ich nicht kannte. Mein Gesicht war stimmig; Gott hatte mich mit keinem Makel gestraft, außer mit diesen winzigen Knospen, die aber vielleicht gar keine Strafe sein sollten, denn beim Sport ließen sie sich super tragen und hüpften nicht - wie die dicken Dinger meiner Freundin Betty - wie wassergefüllte Luftballons hoch und runter. In der Umkleidekabine schaute ich dennoch immer wieder mit einem neidischen Forscherblick auf die Busen dieser jungen Damen, die ihre riesigen BHs anlegten wie Reiter das Geschirr bei Pferden. Ich besaß keinen BH und trug immer nur weiße Unterhemden, die meine Mutter bei Quelle bestellte, ohne mich zu fragen, ob ich diese scheußlich, langweiligen Brustwärmer überhaupt haben wollte. Das Gemeine war zudem, dass meine Mutter auch große Brüste vor sich her trug und ein Dekolleté hatte, in das man sich reinsetzen wollte. Manchmal, wenn meine Eltern sich ungesehen glaubten, grabschte mein Vater an den Busen meiner Mutter, was ich schrecklich fand; ich wurde eifersüchtig und hätte auch gerne mal zugegriffen. Ja, ich hatte ein Busenproblem am Anfang meiner Mädchenjahre, das sich aber zum Glück löste und ich reifte zu einer selbstbewussten Frau heran.
Mit fünfzehn Jahren hatte ich jede Woche einen anderen Schwarm; mal im Fernsehen, mal im realen Leben. Die Männer für die ich schwärmte, sahen alle bombig aus, das war auch mein Hauptkriterium. Charakter oder innere Werte interessierten mich nicht. Die Hausaufgaben und das Lernen wurden zur Nebensache, denn ich schrieb lieber Liebesbriefe und ließ sie von meiner besten Freundin Betty, die mit den dicken… überbringen. Viele Jungs reagierten nicht auf meine Post, aber es gab auch Jungen, die fühlten sich geschmeichelt und antworteten mir in ihrer schönsten Sonntagsschrift.
Gerade als ich den schreibfreudigen Jungen Fin aus der Parallelklasse aufgetan hatte, der auch noch gut ausschaute, hatten meine Eltern die dumme Idee, aus der schönsten Stadt Deutschlands fortzuziehen, um sich in einem furchtbar kleinen Dorf, das sich auch noch in einem schwarz regierten Bundesland befand, ein
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