Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Pistole in der Hand langsam ins Zimmer.
    »Kent?« Lammies Stimme war ein durchdringendes Quieken.
    Vernon kam nur mit quälender
Langsamkeit voran. Sein Gesicht war schlohweiß, und seine Augen brannten
fieberhaft in ihren Höhlen. Sein Anzug war beschmutzt, und eine plötzliche
Grimasse verriet, daß er beträchtliche Schmerzen litt.
    »Kent — bist du verletzt ?« Lammies Stimme klang noch immer
schrill.
    Vernon zog sein rechtes Bein
von der Tür weg, das Gewicht aufs linke verlegt. Sein rechter Fuß schleifte
hinter ihm her.
    »Mayer hat mich erwischt«,
sagte er mit metallischer Stimme. »Ein Sportsmann war er nicht, Lammie , er benutzte Dum-Dum-Geschosse .«
    »Kent!« Lammies Stimme hatte sich plötzlich wieder in den gewohnten Baß verwandelt, so daß Mitgefühl und Besorgnis förmlich im Zimmer widerhallten.
»Wir müssen dich zu einem Arzt bringen .«
    »Das kann warten«, sagte Vernon
ausdruckslos. »Mayer gab sich noch nicht einmal die Mühe, heranzukommen und
nachzusehen, ob ich noch lebte oder tot war. Er kehrte einfach ins Haus zurück.
Ich begann darauf, davonzukriechen, denn ich wußte nicht, wohin ich sonst gehen
sollte. Es dauerte verdammt lange. Mayer war noch immer im Haus, aber ich dachte,
ich hätte bei ihm mehr Chancen, als wenn ich mich unter einen Busch legte und
verblutete. Jedenfalls kroch ich schließlich ins Haus, und da stand Mayer in
der Diele und sah aus, als ob er vom Blitz getroffen und versteinert wäre.
    Er hatte noch immer das Gewehr
unter dem Arm, und so zog ich es ihm weg und benutzte es als eine Art Krücke.
Ich schrie nach Janine, aber sie antwortete nicht, und das machte mir Sorge.
Irgendwie schaffte ich es, die Treppe hinaufzuhumpeln und schließlich in ihr Zimmer zu gelangen .«
    »Dann waren also Sie es, der
schrie und damit das Hausmädchen weckte ?« fragte ich.
    »Wahrscheinlich. Als ich sie
kommen hörte, verbarg ich mich in einem Kleiderschrank. Ich konnte nicht klar
denken — ich dachte, jeder würde annehmen, ich hätte sie umgebracht. Als das
Mädchen ins Zimmer trat und in Ohnmacht fiel, gab mir das eine Chance, die
Treppe hinunterzusteigen und durch die Hintertür zu entkommen .«
    »Was für ein entsetzliches
Erlebnis, Kent!« Lammie blickte ihn beinahe mitleidig
an. »Aber wir müssen für deinen Fuß einen Doktor bekommen .«
    »Später !« knurrte Vernon. Sein rechter Arm bewegte sich leicht. Die Pistole in der sie
fest umklammernden Hand beschrieb einen kurzen Bogen nach oben, bis der Lauf
der Waffe geradewegs auf den Kopf Lammies wies.
    »Du hast sie umgebracht«, sagte
er mit etwas in der Stimme, das fast wie Verwunderung klang. »Du bist einfach
ins Haus gegangen und — hast sie erstochen. Und Hardacre hast du auf dieselbe Weise umgebracht .«
    »Kent — ich — ich...« Lammies Stimme versagte plötzlich.
    »Ich würde dich vom Lieutenant
festnehmen lassen, aber sie würden dich doch nur irgendwo in eine Anstalt
sperren«, fuhr Vernon mit leiser Stimme fort, »und ich würde mich nie sicher
fühlen können.
    Jederzeit könntest du entkommen
oder einen der Mitinsassen umbringen — oder einen Arzt .« Für eine Sekunde bohrten sich seine Augen düster in die meinen. »Sie können
mich nicht abhalten, Lieutenant, denn ich würde Sie niederschießen, wenn Sie es
versuchen würden. Für das hier bin ich verantwortlich. Verstehen Sie? Denn ich
bin sein Halbbruder .« Sein Mund verzog sich bitter.
»Ich hätte das alles schon vor Jahren kommen sehen müssen, aber vermutlich war
ich nicht intelligent genug .«
    Lammies dürrer, verkümmerter Körper
begann hilflos zu zittern, und gleich darauf bewegte sich der groteske Kopf
vorwärts und rückwärts in einem makabren Rhythmus, wie ein Metronom.
    »Sie hätten ihn gleich bei der
Geburt umbringen sollen«, sagte Vernon in barschem Ton. »Es muß schon damals
offensichtlich gewesen sein, daß er nur zum Teil ein Mensch und zum anderen ein
Ungeheuer ist .«
    Ein dünner, fast flötenartiger
Ton reiner Qual und wilden Schmerzes drang tief aus Lammies Kehle, wie eine gespenstische unirdische Klage. Ich sah, wie Vernons Augen sich
vor Schmerz verdunkelten, dann knallte seine Pistole, und er drückte immer
weiter auf den Abzug, bis das Magazin leer war. Vernon starrte ausdruckslos auf
den Körper seines Halbbruders, der im Tod nicht weniger lächerlich wirkte als
im Leben. Dann öffnete er die Hand, und die Pistole fiel auf den Boden.
    »Vermutlich wird man sagen, er
sei ein Irrer gewesen«, murmelte er mit

Weitere Kostenlose Bücher