Alice im Zombieland (German Edition)
Mutter hatte viel zu viel damit zu tun, alles hinter ihm sauber zu machen. So wie immer.
Dieses Jahr hatte Mom einen Zettel mit einer Notiz in ihre Schublade gelegt, als Erinnerung. (Ich habe ihn gefunden.) Und wie Em schon gesagt hatte - meine kleine Schwester hatte nach zahlreichen Andeutungen rundheraus gemeint: „Hey, Alice hat Geburtstag, und ich finde, sie hat eine Party verdient!“
Als ich heute Morgen aufgewacht war, fand ich alles beim Alten. Nichts hatte sich geändert.
Was soll‘s! Ich war ein Jahr älter, endlich süße sechzehn, doch mein Leben blieb dasselbe. Ehrlich, das war keine aufregende Sache. Ich machte mir schon lange keine großen Hoffnungen mehr.
Em war da anders. Sie wollte das, was ich nie gehabt hatte, die ungeteilte Aufmerksamkeit unserer Eltern.
„Wenn heute mein Geburtstag ist, solltest du dann nicht was für mich machen?“, fragte ich und hoffte, sie damit von ihrer ersten Ballettaufführung, in der sie als Prinzessin auftreten sollte, abzulenken, eine Rolle, von der sie behauptete, „dafür geboren zu sein“.
Sie stemmte die Fäuste in die Hüften, ein Ausbund an Unschuld und gleichzeitiger Empörung und, auf jeden Fall, mein Allerliebstes auf der Welt.
„Na hallo! Das ist mein Geschenk für dich, wenn ich dich das machen lasse.“
Ich musste mir das Grinsen verkneifen. „Ach, so ist das?“
„Jawohl! Ich weiß nämlich, wie gern du meine Aufführung sehen willst, du hast ja vor lauter Geifer schon Schaum vorm Mund.“
So ein Satansbraten. Ich konnte ihrer Logik aber nicht wirklich widersprechen. Ich wollte sie tatsächlich tanzen sehen.
Ich weiß noch, wie es in der Nacht war, als Em geboren wurde. Die wilde Mischung aus Angst und Hochstimmung hatte diese Erinnerung in mein Gedächtnis gebrannt. Wie bei meiner Geburt, hatten sich meine Eltern entschlossen, eine Hebamme zu engagieren, die Hausbesuche machte. Dann müsste meine Mutter nicht ins Krankenhaus, wenn der große Moment kam.
Dieser Plan hatte nicht funktioniert.
Die Sonne war bereits untergegangen, als bei meiner Mutter die Wehen einsetzten, und mein Vater hatte sich geweigert, der Hebamme die Tür zu öffnen, aus lauter Furcht, dass ihr ein Monster hereinfolgen könnte.
Also hatte Dad bei Emma Geburtshilfe geleistet, während Mom das ganze Haus zusammenschrie. Ich hatte mich unter meiner Bettdecke verkrochen und vor Angst geheult und gezittert.
Als der Lärm endlich aufgehört hatte, war ich ins Elternschlafzimmer geschlichen, um nachzusehen, ob alle überlebt hatten. Dad war herumgewuselt, und meine Mutter hatte erschöpft auf dem Bett gelegen. Vorsichtig war ich auf sie zugegangen und hatte, um bei der Wahrheit zu bleiben, erschrocken nach Luft geschnappt. Baby Emma war keinesfalls ein schöner Anblick gewesen. Rot und schrumpelig mit gruseligen dunklen Härchen an den Ohren. (Glücklicherweise fielen diese Härchen dann aber später aus.) Mom hatte über das ganze Gesicht gestrahlt und mich zu sich gewinkt, weil ich meine „neue beste Freundin“kennenlernen sollte.
Ich hatte mich neben sie aufs Bett gesetzt, die Kissen in meinem Rücken zurechtgeklopft, und sie hatte mir dieses sich windende kleine Bündel in die Arme gelegt. Augen, die so wunderschön waren, dass sie nur von Gott erschaffen worden sein konnten, blickten zu mir auf. Rosige gekräuselte Lippen, wedelnde winzige Fäuste.
„Wie sollen wir sie nennen?“, hatte meine Mutter gefragt.
Als die kleine knubbelige Hand einen meiner Finger umklammert hatte, weiche, warme Haut, hatte ich beschlossen, dass Haare auf den Ohren eigentlich gar nicht so schlimm waren. „Lily“, hatte ich vorgeschlagen. „Wir sollten sie Lily nennen.“ Ich hatte ein Buch über Blumen, und Lilien mochte ich am liebsten.
Das leise Lachen meiner Mutter hatte mich umfangen. „Das gefällt mir. Was hältst du von Emmaline Lily Bell, da Nanas richtiger Name Emmaline ist. Es wäre nett, meine Mutter auf diese Weise zu ehren. Bei deinem Namen haben wir ja den der Mutter deines Vaters einbezogen. Wir können dieses kleine Wunder dann kurz Emma nennen und der Rest bleibt unter uns dreien ein schönes Geheimnis. Du bist meine Alice Rose und sie ist meine Emma Lily und ihr beide zusammen seid für mich ein wundervoller Strauß.“
Darüber hatte ich nicht lange nachdenken müssen. „Okay. Abgemacht.“
Baby Emma hatte etwas gegurgelt, und ich hatte das als Zustimmung genommen.
„Alice Rose“, sagte Emma jetzt. „Du bist mit deinen Gedanken wieder ganz
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