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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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in rosa Unterwäsche vorstellte, musste ich kichern. Bis Tim sagte: »Mama würde sich auch total freuen, wenn du zurückkommst. Du fehlst ihr.«
    Ich schluckte. »Hat sie das gesagt?«, fragte ich leise.
    Tim überlegte kurz. »Nicht direkt. Aber ich weiß, dass es stimmt. Sie hat geweint, als sie deinen Zettel gelesen hat. Überleg es dir doch wenigstens noch mal. Mona ist übrigens auch nicht mehr sauer auf dich. Sie hat sogar gesagt, dass sie dich verstehen kann. Ich soll dich schön von ihr grüßen.«
    »Was? Du hast mit ihr über mich geredet?«, rief ich. »Das ist ja das Allerletzte! Außerdem ist es mir völlig egal, ob die blöde Kuh sauer auf mich ist oder nicht. Dummerweise bin ich nämlich noch sauer auf sie. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.«
    Tim seufzte. »Aber warum denn? Sie ist doch ganz nett.«
    »Nein!«, schrie ich. »Ist sie nicht! SIE IST NICHT NETT ! Aber du hältst ja sowieso immer nur zu ihr. Dann geh doch zu deiner blöden Nebelkrähe! Und lass mich in Ruhe, ich bleib nämlich hier, für immer. Basta!«
    Ich rannte ins Bad und knallte die Tür hinter mir zu. Ich war so wütend, dass ich dreimal mit dem Fuß gegen das Klo trat. Das tat ganz schön weh und ich hörte lieber wieder damit auf. Stattdessen setzte ich mich auf den Klodeckel und rieb mir meinen großen Zeh. So ein verflixter Mist, Mist, Mist!
    Ich weiß nicht genau, wie lange ich so auf dem Klo saß. Auf jeden Fall war Tim nicht mehr da, als ich wieder herauskam. Wahrscheinlich saß er schon wieder im Bus nach Tupfingen. Na, dann konnte er seiner Mona ja gleich alles brühwarm erzählen. Vielleicht würden sie danach noch eine Runde Federball spielen. Und abends saßen sie bestimmt mit Mama und Gesa auf der Terrasse und tranken eisgekühlte Zitronenlimonade oder suchten im Garten nach Glühwürmchen. Bei uns im Garten gibt’s im Sommer nämlich jede Menge Glühwürmchen. Sie sehen aus wie winzige Sterne, die vom Himmel gefallen sind.
    Ich setzte mich aufs Sofa und machte den Fernseher wieder an. Die Talkshows waren zu Ende, stattdessen liefen jetzt jede Menge Serien. Zeichentrickserien, Familienserien, Krimiserien, Actionserien.
    Ich schaltete den Fernseher wieder aus und lief ein bisschen in der Wohnung herum. Aber besonders lange kann man in so einer kleinen Wohnung nicht herumlaufen. Ich ging ins Schlafzimmer und kickte Carolas Tigerschuhe unter das Bett. Dann lief ich ins Badezimmer, schaute in den Spiegel und streckte meinem Spiegelbild die Zunge heraus.
    Eins war sicher: Wenn ich noch eine Minute länger in dieser Wohnung blieb, würde ich auf der Stelle tot umfallen oder verrückt werden.
    Also zog ich meine Sandalen an und rannte die Treppe hinunter, so schnell ich konnte. Dritter Stock, zweiter Stock, erster Stock, Erdgeschoss. Ich blieb erst stehen, als ich draußen auf dem Bürgersteig stand und mir die Sonne ins Gesicht schien.
    Die Luft über der Straße flimmerte. Es roch nach heißem Asphalt und geschmolzenem Gummi. Ich beschloss, ein bisschen durch die Gegend zu laufen. Schade, dass ich kein Geld mehr hatte, sonst hätte ich mir ein Eis holen können. Eine Kugel herrlich cremiges Schokoladeneis vom
Venezia
– hmmm, lecker! Aber mein letztes Kleingeld aus dem Sparschwein war für das Busticket draufgegangen.
    Während ich durch die Straßen lief, dachte ich an Tim. Ob er traurig war, weil ich nicht wieder nach Hause kam? Wahrscheinlich schon. Aber vielleicht war er auch wütend, weil ich ihn angeschrien hatte. Immerhin war er danach einfach abgehauen, ohne sich von mir zu verabschieden. Dabei wurde Tim eigentlich nicht besonders schnell wütend.
    Jetzt würden wir uns nur noch in der Schule sehen. Tim würde morgens mit Mona zusammen im Schulbus sitzen und nachmittags wieder mit ihr nach Hause fahren. Und ich würde alleine zur Schule gehen. Zu Fuß. So richtig vorstellen konnte ich mir das allerdings noch nicht. Vielleicht konnte ich Tim ja ab und zu mal in Tupfingen besuchen. Zum Beispiel, wenn die Nebelkrähe beim Flötenunterricht war.
    Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht richtig mitbekam, wo ich eigentlich hinlief. Plötzlich hörte ich lautes Stimmengewirr und schaute auf. Ich stand direkt vor dem
Venezia
. Als ich die vielen bunten Eisbecher sah, die vor den Leuten auf den Tischen standen, bekam ich noch mehr Hunger auf Eis.
    Es war wirklich blöd, ohne einen einzigen Cent in der Tasche herumzulaufen. Ich wollte gerade weitergehen, da entdeckte ich an einem

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