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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Carola. Aber komischerweise sah sie dabei Papa an und nicht mich.
    Nach dem Frühstück klingelte das Telefon. Mama war dran. Ich konnte ihre Stimme quer durch das ganze Wohnzimmer hören, so laut schrie sie in den Hörer.
    Papa machte wieder sein Zahnschmerzen-Gesicht. »Ja, sie ist hier … Nein, es geht ihr gut … Ich verstehe ja, dass du dir Sorgen gemacht hast. Ich hätte dich auch gleich angerufen … Doch, wirklich! … Das war schließlich nicht meine Idee … sie stand hier einfach vor der Tür, was hätte ich denn machen sollen? … Mir wäre es auch lieber, wenn sie … ja, ja, schon gut …«
    Sofort fingen sie wieder an zu streiten, das ging mir echt auf die Nerven. Ich meine, schließlich war gerade ihre einzige Tochter weggelaufen! Und was taten die beiden? Statt sich Sorgen um mich zu machen, brüllten sie sich an. Plötzlich wurde ich wieder so was von wütend! Ich schnappte mir den Hörer und schrie hinein: »Ich komme nie mehr nach Hause! Das habt ihr jetzt davon!«
    Dann lief ich ins Badezimmer, knallte die Tür hinter mir zu und drehte den Wasserhahn auf, damit ich Papas Gebrüll nicht mehr hören musste. Ich würde auf keinen Fall morgen wieder nach Tupfingen fahren! Diese blöde Carola konnte mich schließlich schlecht an den Haaren aus der Wohnung zerren, oder? Ich würde einfach hier bleiben.
    Nach einer Weile klopfte es an der Badezimmertür und Papa steckte den Kopf herein.
    »Alles klar bei dir, Emma?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hör mal«, fuhr er fort, »deine Mutter hat sich ganz schöne Sorgen gemacht, als du heute Morgen einfach verschwunden warst.«
    »Ach ja? Davon hab ich gerade aber nichts gemerkt«, brummte ich.
    Papa seufzte. »Jetzt sei doch nicht so störrisch! Mama ist einverstanden, dass du heute hier bleibst. Aber morgen fährst du wieder nach Hause, okay?«
    »Nein, mach ich nicht«, sagte ich und sah Papa trotzig an.
    Er seufzte wieder. »Wart’s doch erst mal ab, Emma. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.«
    Und wenn er das noch zehnmal sagte: Ich war mir sicher, dass morgen überhaupt nichts anders aussehen würde. Aber das behielt ich lieber für mich. »Ich fahre jetzt mit Carola in ihr Atelier«, sagte Papa. »Willst du mitkommen?«
    »Kann die da nicht alleine hinfahren?«, fragte ich. »Wir könnten doch einen Ausflug machen. Oder ein bisschen in die Stadt gehen. Nur wir beide! Wir müssen übrigens noch Heringe für das Zelt kaufen, das können wir dann gleich erledigen. Wann machen wir denn jetzt eigentlich den Zeltausflug?«
    Papa fuhr sich mit der Hand über sein stoppeliges Gesicht. »Ich fürchte, das müssen wir erst mal verschieben, Emma. Ich arbeite gerade an einem neuen Auftrag, ein Buch über Blumen. Ziemlich langweilig und supereilig. Aber das bringt gutes Geld, weißt du. Ich kann es mir nicht leisten, den Auftrag sausen zu lassen. Darum muss ich heute auch unbedingt ins Atelier, obwohl ich viel lieber was mit dir unternehmen würde.«
    Na toll! Jetzt war ich extra hergekommen und Papa hatte keine Zeit für mich. Irgendwie kam es mir so vor, als würde er sich gar nicht richtig darüber freuen, dass ich da war.
    »Ich dachte, Geld ist nicht so wichtig«, sagte ich. »Was zählt, ist doch die Kunst, oder?«
    Das war gemein von mir. Aber in dem Moment war mir das egal, ich
wollte
gemein zu ihm sein.
    Doch Papa lächelte mich nur traurig an und sagte: »Manchmal muss die Kunst leider warten. So ist das nun mal. Wir holen den Ausflug nach, sobald ich nicht mehr so viel Stress habe, okay?«
    Ich nickte. Hoffentlich waren die Ferien dann nicht schon zu Ende.
    Ich hatte keine Lust, in das blöde Atelier zu fahren, und beschloss, lieber hier zu bleiben. Nachdem Papa und diese Carola abgezischt waren, saß ich alleine in der stickigen Wohnung herum und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich nahm ein leeres Blatt und ein paar Pastellkreiden von Carolas Schreibtisch und malte ein bisschen. Aber nach einer Weile hatte ich keine Lust mehr. Ich knüddelte das Blatt zu einem kleinen Ball zusammen und warf es in den Papierkorb.
    Dann dachte ich ein bisschen über die Sache mit der Liebe nach. Vielleicht sollte ich mich doch noch mal bei Bastian melden. Sonst würde ich nie herausfinden, ob er meine große Liebe war oder nicht. Ich ging zum Telefon und wählte Bastians Nummer. Aber es war nur der Anrufbeantworter dran und ich legte schnell wieder auf. Mein Herz klopfte wie verrückt und mein Mund war ganz trocken. Vielleicht

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