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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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Koffer für sie aufzubewahren. Es sind Sachen, die zu schade waren für Shiny Gulch.«
    Kendra vermutete, daß er diesen Koffer wohl bald loswerden wollte, um in seinem überfüllten Haus ein bißchen mehr Platz zu bekommen. »Vielen Dank. Ich hole die Kleider, sobald ich weiß, wohin ich sie bringen kann.«
    Mr. Chase trocknete wieder einmal seine Stirn. Mr. Fenway schwieg mit düsterer Miene.
    Dann erzählte Mr. Chase: »Mr. Fenway hat lange bei einem Ehepaar namens Brunswick zur Miete gewohnt. Dieses Zimmer hat er auch heute noch, doch muß er nun zehnmal soviel dafür zahlen wie im Frühjahr, damit Mrs. Brunswick keine anderen Mieter ins Haus nimmt. Natürlich denke ich nicht daran, Sie, Miß Kendra, auf der Straße übernachten zu lassen: Irgendwie wird meine Frau schon eine Art Couch auftreiben …«
    Mr. Chase verstummte hilflos. Er wollte freundlich sein, doch war es deutlich sichtbar, daß er diese Bürden für allzu schwer hielt.
    Kendra war müde. Die Mutlosigkeit machte sie fast krank. Am liebsten hätte sie sich umsinken lassen und geweint.
    Nun sprach Mr. Fenway.
    »Nun, nun, schön, schön«, sagte er mit trauriger Stimme. Sein langer spinnenartiger Körper lag gespreizt über dem Stuhl. Seine Miene hätte zu einem Menschen gepaßt, der Augenzeuge eines Schiffunterganges war. »Miß Kendra«, leierte er, »Miß Kendra kann doch einfach hier bleiben.«
    Seine Zuhörer schauten überrascht auf. »Wo denn, Fenway?« begehrte Chase zu wissen.
    »In Lorens Zimmer«, antwortete Mr. Fenway feierlich. »Loren arbeitet für uns«, erläuterte er Kendra. »Vielleicht wußten Sie das noch nicht. Er wohnt oben. Jetzt hält er sich in Honolulu auf und kauft Waren für uns ein. Sie können sein Zimmer haben, bis er zurückkommt.«
    Kendra stammelte ihren Dank. Mr. Chase rieb sich erfreut die Hände. »Eine herrliche Idee!« rief er aus. »Und auch anständig. Denn es gibt noch einen zweiten Raum dort oben, in dem Watson, der Angestellte, wohnt, und Watson ist ein verheirateter Mann, der seine Frau bei sich hat.«
    Die Aussicht, ein Bett für die Nacht zu haben, war so erfreulich, daß Kendra neue Kräfte spürte. »Ich hätte gern meine Freundin Marny bei mir«, sagte sie.
    Mr. Chase legte die Stirn in Falten.
    »Sie war schon einmal hier. Sie war erst vorhin wieder hier, zusammen mit Pocket und Hiram Boyd.«
    Das runde joviale Gesicht des Mr. Chase wurde vor Erregung dunkel. »Aber nein, Miß Kendra! Was würde meine Frau dazu sagen?«
    »Wer ist denn Marny?« fragte Mr. Archwood interessiert.
    Kendra gab ihm keine Antwort. Statt dessen antwortete sie Mr. Chase. »Ich war in Schwierigkeiten, und Marny ist meine Freundin. Wenn ich ein Unterkommen finde, lasse ich sie nicht auf der nackten Erde schlafen.«
    »Miß Kendra, offen gesagt: Wenn meine Frau erfährt, daß ich eine Frau wie diese aufnehme …« Er hielt inne. Seine dicken Hände fuchtelten hin und her.
    Eine Weile blieb es still. Dann wurde das Schweigen durch Mr. Fenways schleppende Stimme unterbrochen:
    »Marny kann auch hier wohnen.«
    »Aber Fenway …«
    »Marny scheint mir ein angenehmes Mädchen zu sein«, brummte Mr. Fenway. »Und wenn Miß Kendra ihr beistehen möchte, dann ist das wohl sehr freundlich von ihr.«
    Kendra lauschte ihm mit wachsendem Respekt. Bisher hatte sie ihn für den zurückhaltenderen Teilhaber gehalten, doch nun war er es, der ihr Lorens Zimmer anbot, und er riet Mr. Chase, sich nicht länger Gedanken wegen seiner Frau zu machen. Kendra lächelte Mr. Fenway dankbar an. Mr. Fenway seinerseits lächelte nicht: Dies wäre denn doch gar zuviel Mühe gewesen. Mit Grabesstimme schloß er:
    »Nun, das dürfte wohl erledigt sein.«
    Mr. Chase seufzte. »Wenn meine Frau jemals dahinterkommt …«
    »Vielleicht stellen Sie dann fest, daß sie mehr Verstand hat als Sie selber«, meinte Mr. Fenway. Und langsam, als bereite es ihm große Mühe, stand er auf. »Wir gehen jetzt wohl besser wieder an die Arbeit Archwood, wenn Sie mitkommen wollen, geben wir Ihnen den Schlüssel für Miß Kendra.«
    Sie gingen hinaus, und ein paar Minuten später kam Mr. Archwood mit dem Schlüssel zurück. »Ich habe die Art und Weise bewundert, in der Sie für Ihre Freundin eingetreten sind«, sagte er lächelnd.
    »Es war nett von Mr. Fenway, daß er Marny hier wohnen läßt. Es hat mich erstaunt, daß Mr. Chase so schnell nachgegeben hat.«
    Archwood blickte sie amüsiert an. »Dieses Grundstück hier gehört Mr. Fenway.«
    Kendra lachte.
    »Darf ich

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