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Amerika

Amerika

Titel: Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Gemeinsamkeit
    erwiesen.
    Auf dem Gange mußten sie lange hin und her gehen, und
    besonders der Franzose, der sich in Karl eingehängt hatte, schimpfte ununterbrochen, drohte, den Wirt, wenn er sich
    vorwagen sollte, niederzuboxen, und es schien eine Vorbereitung dazu zu sein, daß er die geballten Fäuste rasend aneinander rieb. Endlich kam ein unschuldiger kleiner Junge, der sich strecken mußte, als er dem Franzosen die Kaffeekanne reichte.
    Leider war nur eine Kanne vorhanden, und man konnte dem
    Jungen nicht begreiflich machen, daß noch Gläser erwünscht wären. So konnte immer nur einer trinken und die beiden
    anderen standen vor ihm und warteten. Karl hatte keine Lust zu trinken, wollte aber die anderen nicht kränken und stand also, wenn er an der Reihe war, untätig da, die Kanne an den Lippen.
    Zum Abschied warf der Irländer die Kanne auf die steinernen Fliesen hin. Sie verließen, von niemandem gesehen, das Haus und traten in den dichten, gelblichen Morgennebel. Sie
    marschierten im allgemeinen stil nebeneinander am Rande der Straße, Karl mußte seinen Koffer tragen, die anderen würden ihn wahrscheinlich erst auf seine Bitte ablösen; hie und da schoß ein Automobil aus dem Nebel, und die drei drehten ihre Köpfe nach den meist riesenhaften Wagen, die so auffällig in ihrem Bau und so kurz in ihrer Erscheinung waren, daß man nicht Zeit hatte, auch nur das Vorhandensein von Insassen zu bemerken. Später begannen die Kolonnen von Fuhrwerken, welche Lebensmittel nach New York brachten, und die in fünf, die ganze Breite der Straße einnehmenden Reihen so ununterbrochen dahinzogen,
    daß niemand die Straße hätte überqueren können. Von Zeit zu Zeit verbreiterte sich die Straße zu einem Platz, in dessen Mitte auf einer turmartigen Erhöhung ein Polizist auf und ab schritt, um alles übersehen und mit einem Stöckchen den Verkehr auf der Hauptstraße sowie den von den Seitenstraßen hier
    einmündenden Verkehr ordnen zu können, der dann bis zum
    nächsten Platze und zum nächsten Polizisten unbeaufsichtigt blieb, aber von den schweigenden und aufmerksamen Kutschern und Chauffeuren freiwillig in genügender Ordnung gehalten wurde. Über die allgemeine Ruhe staunte Karl am meisten. Wäre nicht das Geschrei der sorglosen Schlachttiere gewesen, man hätte vielleicht nichts gehört als das Klappern der Hufe und das Sausen der Antiderapants. Dabei war die Fahrtschnelligkeit natürlich nicht immer die gleiche. Wenn auf einzelnen Plätzen infolge allzu großen Andrangs von den Seiten große
    Umstellungen vorgenommen werden mußten, stockten die
    ganzen Reihen und fuhren nur Schritt für Schritt, dann aber kam es auch wieder vor, daß für ein Weilchen alles blitzschnell vorbeijagte, bis es, wie von einer einzigen Bremse regiert, sich wieder besänftigte. Dabei stieg von der Straße nicht der
    geringste Staub auf, alles bewegte sich in der klarsten Luft.
    Fußgänger gab es keine, hier wanderten keine einzelnen
    Marktweiber zur Stadt wie in Karls Heimat, aber doch erschienen hie und da große, flache Automobile, auf denen an zwanzig Frauen mit Rückenkörben, also doch vielleicht Marktweiber, standen und die Hälse streckten, um den Verkehr zu überblicken und sich Hoffnung auf raschere Fahrt zu holen.
    Dann sah man ähnliche Automobile, auf denen einzelne
    Männer, die Hände in den Hosentaschen, herumspazierten. Auf einem dieser Automobile, die verschiedene Aufschriften trugen, las Karl unter einem kleinen Aufschrei: »Hafenarbeiter für die Spedition Jakob aufgenommen.« Der Wagen fuhr gerade ganz
    langsam, und ein auf der Wagentreppe stehender kleiner,
    gebückter, lebhafter Mann lud die drei Wanderer zum Einsteigen ein. Karl flüchtete sich hinter die Schlosser, als könne sich auf dem Wagen der Onkel befinden und ihn sehen. Er war froh, daß auch die beiden die Einladung ablehnten, wenn ihn auch der hochmütige Gesichtsausdruck gewissermaßen kränkte, mit dem sie das taten. Sie mußten durchaus nicht glauben, daß sie zu gut waren, um in die Dienste des Onkels zu treten. Er gab es ihnen, wenn auch natürlich nicht ausdrücklich, sofort zu verstehen.
    Darauf bat ihn Delamarche, sich gefälligst nicht in Sachen einzumischen, die er nicht verstehe; diese Art, Leute
    aufzunehmen, sei ein schändlicher Betrug, und die Firma Jakob sei berüchtigt in den ganzen Vereinigten Staaten. Karl
    antwortete nicht, hielt sich aber von nun an mehr an den
    Irländer, er bat ihn auch, ihm jetzt ein wenig den Koffer zu

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