Amnion Omnibus
sie neuen Kurs und verließ das System wieder.« Maxim war dazu außerstande gewesen, die Schleier der dienstlichen Geheimhaltung zu durchdringen, die das VMKP-HQ umgaben, doch um diese Information zu erlangen, hatte seine Autorität genügt.
»In der Zwischenzeit muß Min Donner an Bord gegangen sein. Es ist bekannt, daß sie vorher in der VMKP-Orbitalstation war, weil aus gewissen Verlautbarungen hervorgeht, daß sie sich mit Ermittlungen im Mordfall Godsen Frik befaßte.« Den nächsten Satz sprach er ohne jede besondere Betonung aus. »Mit der VMKP-OA-Direktorin an Bord hat die Rächer das Sonnensystem mit Kurs zur KombiMontanStation verlassen.« Abrim Lens Reaktion bestand aus einer amüsanten Mischung von Überraschung und Bestürzung. »Was, zur KombiMontanStation?« entfuhr es ihm. »Zur KombiMontanStation? Nicht zum Valdor-System?« Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte Maxim, daß Len die Richtigkeit seiner Enthüllung nicht in Frage stellte.
»Wie Sie selbst sehen, zeichnet sich hier ein bestimmtes Muster ab, Konzilsvorsitzender.« Maxim war sich völlig sicher, daß Len nichts dergleichen gewahrte.
»Der offizielle Auftrag der Rächer besagte, soweit er uns genannt worden ist, wegen Meldungen ungewöhnlicher, bedrohlicher Aktivitäten längs der Grenzzone zum Bannkosmos, in der Nähe des KombiMontan Astertidengürtels, dort auf Patrouille zu gehen. Aber plötzlich ist sie im Massiffünf-System. Auch die Posaune treibt sich auf einmal im Massiffünf-System umher, obwohl VMKP-DA-Direktor Hashi Lebwohl von uns zu glauben verlangt hat, Kapitän Thermopyle und Stellvertretender Sicherheitsdienstchef Taverner seien in den Bannkosmos geflohen, nach Thanatos Minor. Und dar über hinaus, scheinbar durch einen Zufall, der jeder Beschreibung spottet« – jetzt sprach er langsamer, um jedes einzelne Wort deutlich zu betonen –, »gesellt sich dort auch noch eine Amnion-Defensiveinheit der BehemothKlasse zu diesem Stelldichein.« Konzilsvorsitzender Len seufzte. »Ich bin zu überarbeitet, um irgendwelche Muster zu ersehen, Sonderbevollmächtigter.« Der Ausdruck des Widerwillens in seiner Miene hatte sich verstärkt. »Ich möchte, daß Sie sie mir erläutern.« »Wie Sie wünschen«, antwortete Maxim, als machte er ein Zugeständnis. »Konzilsvorsitzender, ich habe den Verdacht, daß Kapitän Thermopyle und Stellvertretender Sicherheitsdienstchef Milos Taverner gar nicht aus dem VMKP-HQ geflohen sind. Ich glaube, sie sind absichtlich in den Bannkosmos geschickt worden, um dort irgend etwas anzustellen – auch wenn ich mir schwerlich ausmalen kann, was wohl – , das die Amnion nicht verhindern konnten. Danach haben sie sich weit in den Human-Kosmos abgesetzt. Das war erforderlich, denke ich mir, um die Amnion zu einer unübersehbar auffälligen Reaktion zu provozieren, ohne eine direkte Gefährdung der Erde herbeizuführen. Jede Gefahr für die Erde wäre eine zu extreme Konsequenz gewesen, um dem Urheber dieser Intrigen von Nutzen zu sein. Nach meiner Auffassung ist die Rächer mit Direktorin Donner an Bord zur Grenzzone geflogen, um zu garantieren, daß der Posaune die Flucht aus dem Bannkosmos gelingt.
Später folgte sie der Posaune nach Massif fünf, um aufs Auftauchen der Amnion zu warten. Und schließlich vertrete ich die Ansicht, daß alle diese Vorfälle sich ereignet haben, weil Polizeipräsident Warden Dios es so wünschte.« Nach und nach war Len auf dem Sofa abwärts gerutscht, bis sein Nacken auf der Rücklehne ruhte. Offenen Munds starrte er zur Zimmerdecke empor.
»Meine Schlußfolgerung, von der ich fest überzeugt bin, lautet folgendermaßen«, resümierte Maxim mit Nachdruck. »Daß nämlich der Polizeipräsident der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei vorsätzlich einen kriegerischen Zusammenstoß ausgelöst hat, um das Erd-und Kosmos-Regierungskonzil einzuschüchtern und zu bewirken, daß es meinen Ermittlungen die Unterstützung entzieht.“
Nun redete er wieder schneller, um dem Konzilsvorsitzenden die Gelegenheit zu Zwischenbemerkungen zu beschneiden.
»Es sind Hinweise ans Licht gelangt, die auf widerwärtigste Formen des Amtsmißbrauchs und der Korruption hindeuten. Warden Dios’ Redlichkeit…« sein unerträgliches Gehabe moralischer Überlegenheit »wird in Frage gestellt, sein Machtmonopol schwebt in Gefahr. Deshalb will er seine Position stärken, indem er uns weiszumachen versucht, wir dürften ihn jetzt auf keinen Fall am Schlafittchen packen. Er möchte uns einreden, an
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