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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Kapitel 1: Jenseits der Grauen Ödnis
     
    Die Verbannung war für Hylda nur schwer zu ertragen. Ein Jahr lang lebte sie nun schon in der Grauen Ödnis unterm Großen Pfuhl. Man sollte meinen, dass ein Jahr für eine uralte böse Cruda gar nichts ist. Doch Hylda lebte leidenschaftlich und mit jeder Faser ihres Körpers und sie stürzte sich auf die Gegenwart wie ein hungriger Jaguar auf seine zappelnde Beute. Eine Gegenwart ohne Farben, jenseits aller Welten, auf einem zerfließenden Stück Land quälte Hylda von Minute zu Minute. Es schmeckte ihr nicht und es verdarb ihr die Laune.
    Außerdem vermisste sie ihr verhextes Schoßtier, das nach allem, was sie hatte herausfinden können, in die Hände von Regierungsbeamten geraten war. Dieser Umstand war bedauerlich für Golding und verursachte Hylda einen ungewohnten Schmerz in der Herzgegend. Doch viel mehr als das schreckte sie, was Golding womöglich über seine Herrin ausplaudern würde, wenn ihn die Behörden erst mal unter Druck setzten. Was sie natürlich mit jedem ihnen zur Verfügung stehenden Mittel tun würden.
    Hylda hatte nie vorgehabt, in der Grauen Ödnis zu stranden. Dieser Ort hier war ihr zugestoßen, nachdem sie durch das Auge eines Feensturms aus Amuylett hatte fliehen müssen. Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, dass sie sich in der Ödnis nur ausruhte und wieder zu Kräften käme, um dann in eine andere Welt weiterzureisen, die es ihr erlaubte, auf einem Schleichweg nach Amuylett zurückzukehren. Dieser Plan scheiterte jedoch an dem Umstand, dass der Schlüssel, mit dem sie sich in früheren Zeiten Wege in andere Welten erschlossen hatte, aus unerfindlichen Grün d en nicht mehr funktionierte. Weder in die eine, noch in die andere Richtung, was bedeutet e , dass Hylda in der Grauen Ödnis festsaß.
    Seitdem arbeitete sie fieberhaft an ihrer Rückkehr nach Amuylett. Sie zauberte, brütete und forschte nach Leibeskräften, um sich aus der Ferne in das Geschehen von Amuylett einzumischen, was ihr mit Golding als Mittler fabelhaft gelungen war – bis zu dem Zeitpunkt, als Golding geschnappt und Hyldas Zauber enttarnt worden war. Jetzt musste sie wieder von vorne anfangen und das verärgerte sie maßlos. Doch so viele hässliche Eigenschaften man Hylda auch zuschreiben konnte, selbstmitleidig und verzagt war sie nie. Sie stürzte sich in die Arbeit und trotzte ihrer grauen Umgebung Tag für Tag. Sie schleppte Wassereimer, trocknete Feuerholz, kochte widerwärtig stinkende Suppen und webte mit ihren zierlichen Fingern magikalische Zaubersprüche in den brodelnden Wasserdampf, bis sich die Haut von ihren Fingerkuppen schälte und ihre Augen von der Anstrengung entzündeten.
    Hylda hätte es gehasst, wenn sie jemand so gesehen hätte. Sie legte viel Wert auf ihr schönes Äußeres, hatte sie es doch geschafft, trotz des hohen Alters immer noch wie eine junge Frau auszusehen. Sie war anmutig und besaß Stil, ihre porzellanweiße Haut und ihr sanft gelocktes, pechschwarzes Haar ließen ihre Feinde oft vergessen, mit wem sie es zu tun hatten. Hylda sah zerbrechlich aus, war es aber nicht. Sie hatte alle anderen Crudas ihrer Zeit überlebt, denn niemand hatte jemals ihren wunden Punkt entdeckt. Alle bösen Crudas hatten einen. Auch Hylda, doch was es war, was ihr zum Verderben werden konnte, wusste nur sie und das sollte auch so bleiben.
    Wie gesagt, Hylda hätte es gehasst, mit rot geränderten Augen und ausgefransten Fingerkuppen vor einem Gast zu erscheinen, doch genau das geschah an einem dieser endlos grauen Tage unter dem Großen Pfuhl. Völlig unerwartet tauchte ein Besucher auf und schaffte, was vor ihm noch keiner geschafft hatte: Er brachte Hylda in Verlegenheit. Die Cruda biss sich auf ihre ungeschminkten Lippen, starrte den Besucher aus tief erschrockenen Augen an, verbarg ihre Finger in einer braun gefleckten Schürze und runzelte ihre porzellanweiße Stirn.
    „Grüße dich, Hylda“, sagte der Besucher. „Überrascht, mich zu sehen?“
    Da sie es nicht abstreiten konnte, gab Hylda ihre Starre auf, atmete einmal tief durch und sagte dann mit aller Würde, die ihr verblieben war:
    „Grohann. Welch eine Freude.“
    „Ganz meinerseits“, erwiderte der Steinbockmann.
    Grohann sah noch genauso aus, wie Hylda ihn in Erinnerung hatte. Wann waren sie sich das letzte Mal begegnet? Vor zwanzig oder vor dreißig Jahren? Er machte sich nie die Mühe, seinen menschlichen Oberkörper zu bekleiden, der graubraun war wie ein kräftiger Baum mit

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